Razzien wegen Verdacht auf Poker-Betrug in mehreren Bundesländern
Posted on: 16/05/2018, 11:58h.
Last updated on: 16/05/2018, 01:01h.
Bundesweit ist die Polizei mit einem Großaufgebot gegen bandenmäßigen Poker-Betrug vorgegangen. In insgesamt sieben Bundesländern kam es zu Durchsuchungen wegen des Verdachts illegaler und manipulierter Pokerpartien.
Nicht zum ersten Mal ist das Pokermilieu damit Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Unter Führung des Landeskriminalamts (LKA) Sachsen wurden bei den Durchsuchungen mindestens sechs Tatverdächtige wegen des Verdachts des schweren banden- und gewerbsmäßigen Betruges festgenommen.
Den Razzien gingen umfangreiche Ermittlungen voraus
Vertreter des LKA Sachsens teilten mit, dass an der bundesweiten Aktion gegen den Poker-Betrug rund 300 Einsatzkräfte beteiligt waren. Dabei wurden 23 Wohnungen in Berlin, Dresden, Hamburg, Rostock sowie weiteren Städten durchsucht.
Die leitende Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt bereits seit Oktober 2017 gegen 15 Beschuldigte wegen des Verdachts auf bandenmäßigen Betrug. Ermittler gehen davon aus, dass die illegalen Partien durch den Einsatz manipulierter Technik zu Gunsten der Bandenmitglieder verschoben wurden.
Neben der Sicherstellung von umfangreichem Beweismaterial und Teilen der manipulierten Poker-Ausstattung gingen den Beamten dabei Bargeld, diverse Betäubungsmittel sowie eine Schusswaffe ins Netz.
Rocker-Gruppierung im Mittelpunkt der Ermittlungen
Nach Auskunft des LKA handelt es bei mehreren der Tatverdächtigen um Mitglieder des Rocker-Clubs Hells Angels MC Berlin Central. Demnach sollen diese schon seit April 2014 regelmäßig Pokerrunden durchgeführt haben, bei denen unter anderem auch prominente Teilnehmer mitgezockt haben.
Bei den Partien wurden die ahnungslosen Spieler von Mitgliedern der Bande mithilfe des manipulierten Equipments um ihre Einsätze betrogen. Das LKA machte zu den genauen Umständen keine Angaben, sprach aber von dem Einsatz einer raffinierten Technik:
„Bei den Turnieren kam eigens dafür angeschafftes spezielles technisches und entsprechend manipuliertes Equipment zum Einsatz. Mit diesem wurden vorrangig liquide, teils auch prominente oder besonders in der Öffentlichkeit stehende Personen betrogen.“
Die Hells Angels aus Berlin stehen im Fokus des LKA. Ermittler gehen jedoch davon aus, dass die Rocker den Poker-Betrug nicht nur in der Hauptstadt durchgeführt haben. So sollen sie auch Pokerrunden in Hamburg, Leipzig, Dresden, Rostock, Zwickau und sogar auf Mallorca organisiert haben.
Die illegalen Pokerrunden waren ein lukratives Geschäft. Schätzungen zufolge machte die Bande mit ihnen einen Gesamtgewinn von 660.000 Euro. Der LKA-Sprecher Tom Bernhardt sagte dazu:
„Der Gewinn der Gruppierung bewegte sich pro Spieltag im 4- bis 5-stelligen Euro-Bereich. Dieser wurden später unter vorher festgelegten Konditionen untereinander aufgeteilt.“
Nach einem Bericht der Bildzeitung handelt es sich bei einem Festgenommenen um einen Profi-Boxer aus Dresden, gegen den bereits ein Verfahren wegen Beihilfe zum Mord läuft. Der Mann soll demnach 2014 bei einem Überfall mit tödlichem Ausgang auf ein Berliner Wettbüro beteiligt gewesen sein.
Häufige Razzien im Pokermilieu
Es ist nicht die erste derart groß angelegte Aktion gegen illegale Aktivitäten im Pokermilieu. Oft steht dabei Berlin im Mittelpunkt des Interesses, und es werden dort regelmäßig Razzien gegen illegale Pokerrunden durchgeführt.
Oft finden diese in Hinterzimmern von Lokalen oder in Wohnungen statt, wo die Partien von gewerbsmäßigen Banden organisiert werden. In den meisten Fällen gelingt es, Beweismittel zu sichern und Tatverdächtige festzunehmen. Doch manchmal sorgen Beamte aus den eigenen Reihen dafür, dass die Akteure vor den anstehenden Razzien gewarnt werden.
Eher die Ausnahme stellt sicher der Berliner Polizist dar, der Razzien durch Polizei-, Zoll- und Steuerbehörden verraten hat und pro Tipp 3.000 Euro erhielt. Das Besondere an dem Fall: Der korrupte Beamte veranstaltete zudem selbst illegale Pokerrunden.
Auch Profispieler sind nicht vor der Versuchung gefeit, Betrügereien zu begehen. Oft sind es Probleme mit einer Spielsucht, die die Betroffenen zu derlei Aktionen verleiten.