63 Jahre „Mythos Lotto“: ZDFinfo widmet sich dem „Hoffen auf das große Glück“

Posted on: 09/10/2018, 11:57h. 

Last updated on: 09/10/2018, 12:29h.

Das deutsche Lotto steht seit 63 Jahren für die Hoffnung auf den einen großen Gewinn, der das ganze Leben verändert. Ein Team von ZDFinfo hat sich auf die Suche nach den Geschichten hinter den Lottoscheinen gemacht und präsentiert am Mittwoch in der Dokumentation “Mythos Lotto” spannende Einblicke in das Leben von Stammspielern, Glückspilzen und Pechvögeln.

Lottoschein und Stift
Mythos Lotto: Schon ein Schein birgt die Hoffnung auf das große Glück (Quelle:pixabay.com/by Hermann, licensed under CC0)

Neuer Lotto-Millionär: Große Freude in Thüringen

Am vergangenen Samstag konnte sich ein Lottospieler aus Thüringen über einen Gewinn von exakt 1.177.777 Euro freuen. Er war damit der erste Millionengewinner des Freistaats in diesem Jahr und der 75. seit Gründung von Lotto Thüringen vor 27 Jahren.

Der Glückspilz hatte den Jackpot beim Zusatzspiel Spiel 77 gewonnen und durfte sich neben der siebenstelligen Summe auch über einen Glückwunsch der Finanzministerin des Freistaates, Heike Taubert (SPD) freuen.

Die erste deutsche Lottoziehung fand vor genau 63 Jahren am 09.Oktober 1955 statt. Die Gewinnkombination lautete 13, 41, 3, 23, 12, 16. Noch heute setzen viele Spieler Woche für Woche auf diese historischen Gewinnzahlen.

Dass dies trotz einer Wahrscheinlichkeit auf sechs Richtige von 1 zu 15,5 Millionen nicht komplett utopisch sein muss, zeigen die Ziehungen vom 20. Dezember 1986 und dem 21. Juni 1995: Im Abstand von neun Jahren brachten zweimal exakt dieselben Zahlen den großen Gewinn: 15, 25, 27, 30, 42 und 48.

Der größte bislang ausgespielte Einzelgewinn gelang einem Spieler im Oktober 2006 mit den Zahlen 34, 41, 48, 28, 30, 31. Er durfte sich über eine Auszahlung von 37.688.291, 80 Euro freuen.

Den höchsten Jackpot in Deutschland von 45.382.458 Euro knackten im Dezember 2007 drei Spieler mit den Zahlen 9, 10, 24, 28, 30, 42.

Das Gebot der Stunde: Diskretion

Wer der Gewinner ist, bleibt der deutschen Öffentlichkeit unbekannt. Während die Namen der Glückspilze in einigen anderen Ländern veröffentlicht werden, lautet derer erste und wichtigste Grundsatz für Großgewinner in Deutschland Diskretion:

Wer bei einer der wöchentlichen Ziehungen am Mittwoch und Samstag Grund hat, in lautes Jubeln auszubrechen, ist gut beraten, sich in der Folge bedeckt zu halten. Plötzlicher finanzieller Segen hat nämlich nicht nur positive Auswirkungen auf das Leben. Wird ein großer Gewinn publik, können sich Gewinner in der Folge meist kaum vor Bettelbriefen, aufdringlichen „Beratern“ und falschen Freunden retten.

Aus diesem Grund stellen die deutschen Lotteriegesellschaften den Gewinnern ab einer Summe von 100.000 Euro kostenfrei einen Lottobetreuer zur Seite, der mit den Glücklichen bis zur Auszahlung des Gewinns die ersten Schritte durchgeht: Wer soll eingeweiht werden? Welche Anschaffungen gönnt man sich? Wie findet man seriöse Anlagemöglichkeiten?

Auch der (vermutliche) Neu-Millionär aus Thüringen kann sich nun erstmal beraten lassen, wenn er möchte. Und – wenn alles gut funktioniert – künftig ein finanziell sorgenfreies Leben fernab der öffentlichen Aufmerksamkeit führen.

Denn auch wenn kein Glücksspiel in Deutschland so weit verbreitet ist, wie das staatliche Lotto, über die Spieler, die Hoffenden, die Gewinner und Verlierer wird nur selten etwas bekannt.

Der tiefe Fall nach dem großen Glück

Ausnahmen bilden die zumeist eher unrühmlichen Geschichten derer, denen der plötzliche Reichtum zu Kopfe gestiegen ist.

Das berühmteste und zugleich wohl auch bitterste Beispiel ist wohl das von Lothar K., dem als „Lotto-Lothar“ bekanntgewordenen, damaligen Sozialhilfeempfängers, der 1994 im Lotto 3,9 Millionen Mark gewann. Es folgten fünf Jahre im Luxus, mit Lamborghini, Champagner und Goldketten und im Rausch: Lothar K. starb 1999 an Leberzirrhose. Seine Ehe war gescheitert, echte Freunde hatte er zuletzt keine mehr.

Schlagzeilen machte auch die heute 31-jährige Engländerin Callie Rogers: 2003 wurde sie mit nur 16 Jahren zur jüngsten Lotto-Millionärin in der Geschichte Großbritanniens und konnte über Nacht eine Summe von umgerechnet 2,6 Millionen Euro ihr Eigen nennen.

Doch der plötzliche Reichtum überforderte den Teenager: Designer-Kleidung, teure Geschenke, Schönheitsoperationen und – nach eigenen Angaben – Ausgaben für Kokain in Höhe von 300.000 Euro ließen den Gewinn, der klug angelegt für ein ganzes Leben reichen würde, in Rekordzeit dahinschmelzen. Heute lebt die vierfache Mutter mit zweien ihrer Kinder, von denen eines schwerstbehindert ist, in einer Wohnung für rund 445 Euro im Monat zur Miete und sieht ihr damaliges „Glück“ kritisch:

Ich denke nicht, dass eine 16-Jährige die Möglichkeit bekommen sollte, in der Lotterie zu gewinnen.

„Mythos Lotto“- Zwischen Faszination und Alltag

Lottotrommeln
Die Lottotrommeln für die wöchentlichen Ziehungen im Fernsehen (Quelle:by Emkaer, licensed under CC BY_SA 3.0)

Am Mittwochabend um 20.15 Uhr blickt die Dokumentation der Filmemacherin Julia Waldmann auf ZDFinfo nicht hämisch oder mitleidig auf Großgewinner, die zu großen Verlierern wurden, sondern widmet sich der Faszination Lotto aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.

So lernt der Zuschauer einen Spieler kennen, für den „6 aus 49“ einen festen Platz im Leben hat: Hans-Jost Knauf spielt seit 48 Jahren an jedem Freitag dieselben Zahlen. Im Schwarzwald ist es beinah der gesamte Gemeinderat inklusive des Bürgermeisters, der regelmäßig versucht, mit den richtig gesetzten Kreuzchen die Stadtkasse aufzubessern.

Das El-Gordo „Millionendorf“ Sodeto

Neben einer glücklichen Lottogewinnerin, die beschreibt, wie sich der Gewinn auf ihr Leben ausgewirkt hat, kommt auch einer der größten Pechvögel der Geschichte der Lotterien zu Wort: Im Jahr 2011 gewann das 250-Seelen-Dorf Sodeto in der spanischen Provinz Katalonien einen Teil des Hauptgewinns der spanischen Weihnachtslotterie. „El Gordo“ und bescherte dem Dorf über 100 Millionen Euro, jede Familie hatte mit mindestens einem Los mindestens 100.000 Euro gewonnen.

Ein einziger Einwohner Sodetos hatte nicht mitgespielt und ging leer aus. In „Mythos Lotto – Hoffen auf das große Glück“ kommt er zu Wort und erzählt, wie es sich anfühlt, als Einziger auf der Strecke zu bleiben und was er daraus gemacht hat.

Ob Glück oder Pech, echte Hoffnung oder harmloser Spaß: ZDFinfo zeigt in seiner Dokumentation die Menschen hinter den Tippscheinen. Für ein paar Euro Einsatz bietet sich ihnen die Aussicht auf den ganz großen Gewinn. Zumindest bis zur nächsten Ziehung.