Wett-Apps werden von britischen Studenten mit Freibier und Geld beworben
Posted on: 19/08/2019, 12:47h.
Last updated on: 19/08/2019, 01:10h.
Studenten an renommierten britischen Universitäten bewerben Wett-Apps bei ihren Kommilitonen mit Freibier und Geld. Dies ergaben Untersuchungen der britischen Zeitung The Observer, die am Samstag veröffentlicht wurden.
Studenten an verschiedenen Universitäten in Großbritannien, wie den Universitäten von Manchester, Birmingham, Newcastle, Nottingham and Sheffield, haben auf dem Campus für Wett-Apps geworben.
In einigen Fällen sollen sie Studienkollegen mit Bargeld zum Wetten animiert haben.
Die Studenten seien von Werbeagenturen beauftragt worden, die nach eigener Angabe für Wett-Unternehmen tätig seien.
An der Universität von Manchester ermutigten Studenten Gleichaltrige mit 5-Pfund-Scheinen, Wetten in den Apps Kwiff und BetBull abzugeben. Studenten in Birmingham, Newcastle, Nottingham und Sheffield wurden ebenfalls als Markenbotschafter für Wettanbieter angeheuert, es gäbe jedoch keine Hinweise darauf, dass sie ihren Kommilitonen Geld angeboten hätten.
Wie die Zeitung The Observer [Seite auf Englisch] ermittelte, konnten Studenten für jeden, der sich bei der App anmeldete, 12 Pfund Sterling erhalten. Häufig erfolgte das Anwerben über das Teilen von Links in den sozialen Medien. Einige Studenten jedoch setzten auf den persönlichen Kontakt.
Eine Studentin berichtete, dass einer der Promotoren ihr sogar bei der Auswahl der Wettquoten geholfen und ihr als Gegenleistung für die Registrierung beim Wettanbieter einen Drink spendiert habe. Sie erläuterte:
„Sie gaben dir für die erste Wette 5-Pfund-Scheine und einen Drink für das Anmelden [auf der Webseite – Anm. d. Verf.]. Das war ein so gutes Angebot, dass ich nicht nein sagen konnte.“
Unklar ist, ob die Werbeagenturen die Studenten dazu ermutigten, Bargeld oder Getränke bei der Werbeaktion einzusetzen oder ob dies von den Studenten selbst ausging. Einer der Beteiligten gab an, dass es nur eine kleine Einweisung gab, als er den Job annahm. Ziel sei es, die Leute zum Downloaden der App und zum Wetten zu bewegen. Wie ihnen dies gelinge, liege bei ihnen.
Kritik an „skrupellosen Taktiken“ der Werbeagenturen
Die Nationale Studentenvereinigung (NUS) zeigte sich besorgt über die Enthüllungen. Vizepräsidentin Eva Crossan Jory sagte, sie sei schockiert darüber, dass Werbeagenturen Studenten rekrutierten. Es sei „erbärmlich“, solche Taktiken bei Studenten anzuwenden. Diese seien besonders schutzbedürftig und sich der ganzen Tragweite des Glücksspiels möglicherweise nicht bewusst.
Ende vergangenen Jahres gab die Nationale Studentenvereinigung eine Untersuchung zum Spielverhalten der Studenten in Auftrag. Hierbei wurde festgestellt, dass einige Studenten ihr Studiendarlehen für das Glücksspiel nutzten. Mehr als die Hälfte aller Befragten nahmen im letzten Jahr mindestens einmal am Glücksspiel teil, 49 Prozent spielten, um ihr Einkommen zu verbessern. Der Studie zufolge verloren einige der Studenten bei dem Versuch, ihr Einkommen durch das Glücksspiel aufzubessern, zwischen 1.000 Pfund Sterling (rund 1.150 Euro) und 5.000 Pfund Sterling (ca. 5.760 Euro).
Matt Zarb-Cousin, Mitgründer der Software Gamban, kritisierte die Vorfälle ebenfalls scharf:
„Dies ist ein ziemlich skrupelloses Verhalten der Betreiber, denn je jünger man mit dem Spielen beginnt, desto wahrscheinlicher ist es, abhängig zu werden. Studenten sind besonders gefährdet, da es das erste Mal ist, dass sie Zugang zu Krediten, Überziehungskrediten und Darlehen haben und viel freie Zeit.“
Wussten die Wettanbieter von der Marketing-Aktion?
Die Hersteller der Apps, die die Werbeagenturen beauftragt hatten, stritten jede Beteiligung an der Aktion ab. Der Anbieter der Sportwetten-App Kwiff sagte dem Observer gegenüber, er habe keine Kenntnis davon, dass die von ihm beauftragten Werbeagenturen überhaupt an den Universitäten wären.
Dies handele sich um keine Methode, die man unterstütze. Das Unternehmen bestritt ebenfalls, Kenntnis davon zu haben, dass die Marketing-Agenturen in seinem Namen Geschenke verteilten. Dies wäre ein Vertragsbruch, der zur sofortigen Beendigung der Zusammenarbeit führen würde.
Auch BetBull gab an, nichts von der Aktion zu wissen. Der Flyer mit dem Unternehmenslogo, der an den Universitäten verteilt wurde, sei nicht autorisiert gewesen. Man nehme die Einhaltung der Werberichtlinien sehr ernst und habe eine Untersuchung dieser Angelegenheit eingeleitet.
Die Universität von Manchester sagte, sie habe nichts mit den Promotion-Jobs für die Wett-App zu tun gehabt. Weitere Kommentare lehnte sie ab.
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