Immer mehr ehemalige Sportstars machen Werbung für Wetten
Posted on: 13/10/2019, 05:30h.
Last updated on: 11/10/2019, 04:08h.
In den Vereinigten Staaten herrschen strikte Beschränkungen für den Umgang von Sportlern mit dem Wettsektor. Das hindert viele Anbieter jedoch nicht daran, bei ihrer Werbung auf ehemalige Spitzensportler zu setzen, die diesen Regeln nicht mehr unterworfen sind. Doch dieser Trend stößt auf Kritik.
Es sind hauptsächlich ehemalige Athleten aus populären Sportarten wie Football und Basketball, die sich mit der Sportwetten-Werbung einige Millionen US-Dollar hinzuverdienen. Denn der Bedarf ist riesig: Seit der Legalisierung von Sportwetten durch das oberste US-Gericht vor einem Jahr herrscht ein Boom in der Branche.
Wettrennen um die Ex-Stars
Neben den Milliardeneinnahmen der Anbieter wachsen auch deren Werbeausgaben. Im Wettstreit um die größte Markenbekanntheit ist nun ein wahrer Wettlauf um die prominenten Werbeträger entbrannt.
So hat es sich das Wettbüro Bet.Works eine siebenstellige Summe kosten lassen, um die beiden ehemaligen Football-All Stars Ronnie Lott und Richard Seymour für ihre Marketingaktivitäten zu gewinnen.
Dass das Wettgeschäft für Sportler auch negative Auswirkungen haben kann, wird immer wieder offenkundig. So litt der ehemalige Fußballnationalspieler Dietmar Hamann jahrelang unter einer Spielsucht, bei der er Hunderttausende verlor. So verzockte er 2010 in einer einzigen Nacht 345.000 Euro, als er bei einem Cricket-Match zwischen Südafrika und Australien das falsche Ergebnis tippte.
In diesem Jahr angelte sich DraftKings den Basketball-Star Charles Barkley für seine Werbekampagne. Dass Ex-NBA-Spieler hoch im Kurs stehen, zeigt auch das Beispiel von Allen Iverson, der inzwischen für die Buchmacher von PointsBet arbeitet.
Den größten Coup landete allerdings das Wettbüro FUN88, das sich die Dienste von Kobe Bryant gesichert hat. Bryant, einer der bedeutendsten und schillerndsten Spieler der letzten Dekade, wird für FUN88 als Markenbotschafter auftreten.
Nicht nur Zustimmung
Dass das Engagement auch kritisch gesehen wird, zeigt sich am NBA-Spieler Stephen Curry. Der 31-Jährige gewann mit seinem Basketball-Team Golden State Warriors in den letzten vier Jahren dreimal die US-Meisterschaft. Zudem wurde er zweimal als wertvollster Spieler der NBA ausgezeichnet.
Stephen Curry, der auf ein Jahreseinkommen von knapp 80 Millionen US-Dollar kommt, betreibt eine eigene Investmentfirma zur Anlage seiner Einkünfte. Ein Teil des Geldes wird dabei in vielversprechenden Startups angelegt. Diese dürfen allerdings nicht aus der Wettbranche kommen.
Geschäftsführer Bryant Barr äußerte sich beim Webportal Yahoo Finance dazu:
“Wetten sind eine andere Sache, von der wir uns in Bezug auf unsere Markenperspektive fernhalten. Sie helfen in keiner Art und Weise…”
Solange Stephen Curry als Profi aktiv sei, werde die Firma den gesamten Glücksspielbereich meiden.
Auch europäische Anbieter nutzen Sportstars
Nicht nur in den USA setzen Buchmacher auf prominente Ex-Stars. Bei europäischen Anbietern stehen besonders Fußballer im Mittelpunkt des Interesses. Doch auch hier ist der Einsatz ehemaliger Spieler umstritten.
So erregte die Kooperation von Englands Stürmerstar Wayne Rooney mit dem Wettbüro 32Red viel öffentliche Kritik. Der Star hatte zugesagt, für ein Wochengehalt von 90.000 Pfund Sterling im Trikot seines neuen Clubs Derby County mit der Rückennummer 32 und dem Werbeaufdruck 32Red aufzulaufen.
Kahn und Schweinsteiger in der Kritik
Auch hierzulande sind die Werbeträger der Wettbüros umstritten. Dazu zählt auch das Engagement von Oliver Kahn für das Unternehmen Tipico, für das der ehemalige Weltklasse-Torhüter bereits in mehreren Werbekampagnen aufgetreten ist.
Auch sein früherer Mannschaftskollege beim FC Bayern und in der Nationalelf, der gerade vom aktiven Fußball zurückgetretene Bastian Schweinsteiger, wurde für sein Engagement für die Glücksspielbranche öffentlich kritisiert.
Dabei machte der Weltmeister von 2014 nicht direkt Werbung für einen einzelnen Sportwettenanbieter. Stattdessen trat er in einer bundesweiten Kampagne als Botschafter für den Dachverband der deutschen Spielhallen-Betreiber, die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW) auf.
Das Motto lautete damals:
“Fairness ist etwas, das muss man immer wieder aufs Neue vorleben. Deshalb braucht es legale Spielhallen, die sich an Recht und Gesetz halten.”
Glücksspielforscher und Organisationen wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung äußerten damals ihr Unverständnis über die Werbepartnerschaft. Die Bundeszentrale erinnerte in dem Zusammenhang an die Vorbildfunktion des Sportstars für Millionen von Fans.
Die erbosten öffentlichen Reaktionen in diversen Ländern auf derartige Werbeaktivitäten zeigen, dass die Anbieter mit dem Einsatz der Stars ihre Bekanntheit zwar steigern können, damit jedoch gleichzeitig auf Widerstand stoßen.
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