Halbnackte Dealer sorgen für Skandal beim Ladies Event des Battle of Malta

Posted on: 22/10/2019, 12:45h. 

Last updated on: 22/10/2019, 01:04h.

Am Sonntag hat bei der Pokerturnierserie Battle of Malta (BOM) im InterContinental Hotel in St Julian auf Malta das Ladies Event auf dem Veranstaltungsplan gestanden. Während sich Teilnehmerinnen, Zuschauer und Medien von dem Women-Only-Turnier anspruchsvolle Poker-Action versprachen, erwartete die Beteiligten ein handfester Nacktskandal.

Ein Dealer beim Mischen
Dealer traten beim Battle of Malta leicht bekleidet auf. (Quelle: Card Dealer Holding Cards by Danny Hennesy, licensed under CC BY 2.0)

Die männlichen Dealer waren bei der größten Pokerturnierserie der Mittelmeerinsel auf Weisung der Veranstalter mit freiem Oberkörper aufgetreten und arbeiteten lediglich mit Manschetten, Kragen und Fliege bekleidet.

Auf viel Erheiterung stieß der als Humoreinlage geplante Aufzug bei den 92 Spielerinnen allerdings nicht. Sowohl vor Ort als auch in den sozialen Netzwerken hagelte es Kritik an dem Halbnacktauftritt, der von vielen Kommentatoren als Herabwürdigung und geschlechtliche Ausbeutung angesehen wird.

So kam es zum Eklat

Laut Social-Media-Statements und Berichten von Turnierteilnehmerinnen soll die Entscheidung für die kontroverse Kleiderwahl erst kurz vor dem Start des Ladies Events gefallen sein. Wie ein Dealer gegenüber anwesenden Medien berichtete, hätten die Verantwortlichen ihren männlichen Angestellten einen Bonus in Höhe von 50 Euro versprochen.

So werden Dealer bezahlt

In Spielbanken beschäftigte Dealer, die Karten bei Cash Games und regelmäßigen Pokerturnieren verteilen, werden in Deutschland in der Regel nach einem festen Stundenlohn bezahlt.

Hinzukommen können Extravergütungen für Wochenend- und Feiertagsarbeit sowie Trinkgelder. Für Spezielle Events wie große Pokerturnierserien, die zusätzlich zur normalen Arbeitszeit stattfinden, sind weitere Entgeltbestimmungen möglich. Vor allem in den USA ist es unter Pokerturniergewinnern gängig, einen Teil der Siegprämie an die Dealer zu spenden.

Nachdem bei den Turnierorganisatoren vor der ersten Pause eine Reihe von Beschwerden eingegangen waren, kehrten die Dealer nach der Pause mit regulärer Arbeitskleidung an die Pokertische zurück. Auch weibliche Dealerinnen verteilten nun die Karten.

 

Der Schaden war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon angerichtet. Einige Besucher und Spielerinnen hatten die Bilder der leicht bekleideten Dealer bereits im Internet veröffentlicht, um gegen die Kleiderregeln zu protestieren. Darunter auch Poker Pro Daiva Byrne aus Litauen, die Gründerin der Gruppe „Fantastic Ladies in Poker (FLIP)”.

Sie bezeichnete das Outfit der Casino-Mitarbeiter als „erniedrigend“ für Spieler und Dealer. Auch die prominente Pokermoderatorin Kara Scott zeigte sich schockiert von der Oben-Ohne-Aktion. In ihren Augen sei die Entscheidung für den fragwürdigen Auftritt auf „vielen Ebenen“ falsch.

Die Turnierveranstalter entschuldigen sich

Als Reaktion auf den Protest haben sich die Turnierveranstalter des Battle of Malta am Montag für die Unannehmlichkeiten der Gäste und Dealer entschuldigt. In einer Pressemitteilung heißt es:

„Nach sorgfältiger Überlegung möchten wir uns von ganzem Herzen für etwaige Schwierigkeiten entschuldigen, die während des diesjährigen Ladies Events verursacht wurden. Unsere Absicht beim Battle of Malta ist es, während des Festivals eine unterhaltsame und einladende Atmosphäre für alle zu schaffen. Wir respektieren alle unsere Spieler und Mitarbeiter und hatten mit Sicherheit nicht die Absicht, jemanden zu verärgern oder jemanden dazu zu bringen, sich unwohl zu fühlen. Wir entschuldigen uns aufrichtig, wenn dies zu irgendeinem Zeitpunkt der Fall war. Wir sind sehr stolz auf unsere Veranstaltungen und stehen voll hinter unserer Grundregel der Inklusion. Als eine Geste der Wertschätzung für alle, die an der Veranstaltung teilgenommen haben, spenden wir alle Anmeldegebühren vom Ladies Event an unsere nominierte Wohltätigkeitsorganisation Pink October Malta (…).“

Im nächsten Jahr wollen die Organisatoren das Turnier sogar noch erweitern und einen garantierten Preispool in Höhe von 25.000 Euro zur Verfügung stellen.

Ob Spenden an eine Wohltätigkeitsorganisation unterdessen reichen werden, um das angekratzte Image des Battle of Malta zu reparieren, ist fraglich. Womöglich wäre ein nachhaltig respektvoller Umgang mit Angestellten und Transparenz gegenüber Turnierteilnehmern ein probateres Mittel, um das Ansehen der Turnierpokerserie auch für das nächste Jahr zu bewahren.

Das Battle of Malta (Link auf Englisch) geht heute mit dem Finaltisch des Main Events zu Ende. Chipleader ist derzeit der Tscheche Josef Gulas, der mit 10 verbleibenden Kontrahenten um ein Siegpreisgeld in Höhe von 306.205 Euro spielt.