Indien: Mann verliert Ehefrau beim Glücksspiel

Posted on: 16/11/2019, 05:30h. 

Last updated on: 15/11/2019, 05:13h.

In der vergangenen Woche wandte sich eine Frau im indischen Bundesstaat Bihar an die Polizei. Ihr Ehemann hatte sie als Einsatz in einem Glücksspiel platziert und verloren. Als sie sich geweigert habe, dem Gewinner zu folgen, habe ihr Mann sie schwer misshandelt.

Indien Hennahaende
Fünf Jahre nach der Hochzeit verspielte ein Inder seine Ehefrau (Quelle:pixabay.com/Free_Photos)

Abholung am nächsten Morgen

Seit dieser Woche ermittelt die Polizei der ostindischen Stadt Banka gegen einen Mann, der seine Ehefrau im Glücksspiel an einen anderen Mann verloren haben soll. In ihrer Anzeige beschreibt Chanda D., wie ihr Mann sie in der Nacht aufweckte, um sie darüber zu informieren, dass sie ab dem nächsten Tag mit einem anderen Mann zu leben habe:

Er teilte mir mit, dass der Gewinner am nächsten Morgen zu unserem Haus käme und ich solle mich bereit machen, mit ihm zu gehen, da er mich im Spiel verloren habe.

Wie angekündigt sei der andere Mann am kommenden Morgen erschienen, um seinen Gewinn einzufordern und Chanda D. abzuholen. Als sie sich geweigert habe, ihm zu folgen, so das Opfer in seiner Aussage, habe ihr Ehemann sie angegriffen und brutal auf sie eingeschlagen.

Die Polizei hat Ermittlungen gegen den Ehemann eingeleitet, die Frau lebt mittlerweile wieder in ihrem Elternhaus.

In weiten Teilen Indiens ist das Glücksspiel offiziell verboten. Dies regelt auch heute noch der 1867 von den britischen Kolonialherren eingeführte Public Gambling Act. Er besagt, dass wer öffentlich ein Casino betreibt, mit einer Geldstrafe von 200 Rupien oder drei Monaten Gefängnis rechnen muss. Besucher von Spielstätten sollen mit der Zahlung von 100 Rupien oder einer Haftstrafe von einem Monat belegt werden.

Dennoch befindet sich der indische Glücksspielmarkt im Wandel. In den Bundesstaaten Goa, Daman und Sikkim kann mittlerweile in immer mehr Casinos legal gespielt werden. Auch die Teilnahme an Lotterien und Sportwetten steht in den meisten Bundesstaaten nicht mehr unter Strafe.

Selten, aber kein Einzelfall

Bundesstaat Bihar Indien
Der Bundesstaat Bihar liegt im Nordosten Indiens (Quelle:Uwe Dedering, licensed under CC BY-SA 3.0)

Es ist nicht das erste Mal, dass ein indischer Glücksspieler Schlagzeilen macht, weil er beim Spiel Menschen anstelle von Geld- oder Sachwerten eingesetzt hat.

Vor rund einem Jahr sprach das Ältestengericht des ebenfalls im Bundesstaat Bihar gelegenen Dorfes Purani Gharari mit sofortiger Wirkung ein komplettes Glücksspielverbot aus. Vorausgegangen war ein Vorfall, bei dem ein Mann seinen dreijährigen Sohn beim Glücksspiel gesetzt und verloren hatte.

Unter den Einwohnern sorgte der Vorgang für massive Empörung, was das Dorfgericht auf den Plan gerufen hatte. Die Beteiligten kamen mit verhältnismäßig milden Strafen davon: Der Vater wurde zum Vollzug von 50 Sit-Ups verurteilt, sein Kontrahent zu 25.

Bihar gilt als ärmster und sozioökonomisch am wenigsten entwickelter Bundesstaat Indiens. Das durchschnittliche Einkommen der überwiegend ländlichen Bevölkerung liegt mit jährlich rund 26.800 Rupien (ca. 340 Euro) bei nur einem Drittel des gesamtindischen Durchschnitts.

Im Jahr 2016 machte die Polizei der Stadt Kanpur im Bundesstaat Uttar Pradesh einen Fall öffentlich, in dem ein Mann seine Ehefrau beim Wetten auf die indische Cricket Premier League verloren hatte.

In Erwartung ihres Gewinns hatten seine Mitspieler daraufhin begonnen, das Haus des Paares in eindeutiger Absicht zu umkreisen und die Frau telefonisch zu belästigen. Der zuständige Polizeichef nannte den Fall damals „extrem schockierend“ und kündigte weitreichende Konsequenzen an.

In ihrer Aussage hatte die Frau angegeben, dass ihr Mann bereits seit längerem Probleme mit dem Glücksspiel gehabt habe. Schon am Tag der Hochzeit habe sie ihm deshalb ihren gesamten Schmuck aushändigen müssen, während der fünfjährigen Ehe habe er dann die gesamten Wertgegenstände des Paares verspielt.

Verspielte Saudi-Prinz fünf Ehefrauen?

Der Einsatz von Familienangehörigen beim Glücksspiel ist glücklicherweise eine seltene Ausnahme. Dennoch oder genau deswegen sorgte im Jahr 2017 ein Bericht der Satire-Webseite worldnewsdailyreport.com weltweit für Empörung. Nach Darstellung der Autoren sollte ein saudischer Scheich in einem ägyptischen Casino zunächst 359 Millionen US-Dollar und dann fünf seiner sechs Ehefrauen verspielt haben.

Während die Spielsucht schon so manchen in den Ruin getrieben hat, bleibt zu hoffen, dass das Setzen von Menschen in einem Glücksspiel bald der Vergangenheit angehören wird und dass Strafverfolgungsbehörden auch in unterentwickelten Regionen der Welt stärker durchgreifen werden.