Europäischer Verband für E-Sport gegründet – doch es hagelt Kritik
Posted on: 25/02/2020, 04:32h.
Last updated on: 25/02/2020, 04:32h.
Am Freitag ist in Brüssel der erste offizielle europäische E-Sport-Verband, die Esports Europe Federation (EFF), gegründet worden. Zur Vertragsunterzeichnung waren die Vertreter der nationalen E-Sport-Verbände von 23 europäischen Staaten erschienen. Den Vorsitz übernimmt der deutsche Politiker Hans Jagnow, der auch der aktuelle Präsident des eSport-Bund Deutschland e.V. (ESBD) ist.
Doch das Projekt, welches das UEFA-Äquivalent für den E-Sport werden soll, erhielt bereits wenige Tage nach seiner Gründung harsche Kritik aus den eigenen Reihen. E-Sport-Unternehmen kritisierten, dass sie in die Gründung nicht miteinbezogen worden seien.
Auch sei die EFF zum jetzigen Zeitpunkt nahezu „inhaltsleer“, ihre Mitglieder international unbekannt und nichts als „Männer in Anzügen“, die ihre eigenen politischen Interessen verfolgten.
Unrechtmäßige Vereinnahmung einer Branche?
Mit einem derartigen Kritkhagel scheint Hans Jagnow nicht gerechnet zu haben. Über das neue Twitter-Profil „Esports Europe“ verkündete er am Samstag die in seinen Augen frohe Botschaft über die Gründung der EFF.
Doch negative Reaktionen auf den Post ließen nicht lang auf sich warten. Der britische E-Sport-Kommentator Paul Chaloner (Twitter-Name: Redeye) tweetete:
Solang die Leute, die aus dem Sport in den E-Sport kommen, nicht verstehen, dass sie nicht einfach einen Verband oder eine Vereinigung gründen können, ohne Einwilligung und Inklusion der Inhaber der IP-Rechte für die Spiele, also z. B. Herausgeber oder Entwickler (die es im Sport nicht gibt), bleiben sie fast machtlos.
Dem stimmt auch Jason Lake, der Geschäftsführer des amerikanischen E-Sport-Unternehmens Complexity Gaming, zu. Der EFF müsse lernen, dass man „nicht einfach in eine Branche einmarschieren und diese für sich beanspruchen“ könne.
Kritik an Unterrepräsentanz von Frauen
Doch der ursprüngliche Tweet von Esports Europe löste noch eine weitere Grundsatzdiskussion aus. Das mit dem Post veröffentlichte Foto zeigt duzende von Männern in Anzügen, jedoch nur eine einzige Frau.
Jagnow versuchte, einer potenziellen Gender-Debatte vorzugreifen und erklärte, dass er sich bewusst sei, dass das Bild eine falsche Nachricht senden könne.
Die klare Unterrepräsentanz des weiblichen Geschlechtes begründete er damit, dass dies ein allgemeiner Zustand im E-Sport sei. Eine der Missionen der EFF sei es, dies zu ändern.
Die britische E-Sport-Expertin Frankie Warn, bekannt für ihre Rolle als ESL Bühnenmoderatorin, hält dies für faktisch falsch. Sie betont, dass es durchaus bekannte Frauen im E-Sport gebe.
Es gebe daher keine Entschuldigung dafür, dass die neue EFF nicht von mehr Frauen repräsentiert werde.
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