Selbstmord eines Spielers löst Kritik an Glücksspiel-Firma Playtech aus
Posted on: 27/05/2020, 01:41h.
Last updated on: 27/05/2020, 05:04h.
Der Selbstmord eines britischen Spielers hat zur Kritik am Glücksspielkonzern Playtech und dessen Tochterfirmen geführt. Wie die Daily Mail berichtet [Link auf Englisch] haben die Eltern von Chris Bruney das Unternehmen für den Tod ihres Sohnes mitverantwortlich gemacht.
Noch bis kurz vor seinem Suizid im April 2017 habe der 25-Jährige beim Playtech-Ableger Winner.co.uk gespielt und dabei in nur fünf Tagen 119.000 GBP (ca. 133.000 Euro) verloren. Anstatt das Online-Casino-Konto des Sheffielders zu schließen, habe das Unternehmen den Mann durch VIP-Boni dazu motiviert, weiterzuspielen.
VIP-Programme von Glücksspielfirmen stehen in Großbritannien seit längerem in der Kritik. Erst im April hatte sich die Branche mit Regulatoren über engere Regeln geeinigt.
Mutter erhebt schwere Vorwürfe
Dass die Playtech-Tochter und andere Firmen nicht mehr unternommen haben, um ihren Sohn vor den Negativfolgen des Online-Glücksspiels zu bewahren, hat bei Familie Bruney für Empörung gesorgt. Gegenüber der Daily Mail sagte die Mutter des verstorbenen Ingenieurs, dass die Unternehmen Verantwortung für den Selbstmord ihres Sohnes tragen:
Ich glaube, dass Winner und die anderen Unternehmen, bei denen Chris gespielt hat, meinen Sohn umgebracht haben. Uns wurde die Gerechtigkeit für den Tod unseres Sohnes verwehrt. Unsere Herzen sind gebrochen und wir wurden im Stich gelassen.“
Alleingelassen fühle sich die Familie nicht nur von den Glücksspielfirmen, sondern auch von der britischen Glücksspielaufsicht. Diese habe den Fall 18 Monate lang untersucht, persönlich sei allerdings niemand zur Rechenschaft gezogen worden.
Glücksspielaufsicht äußert sich
Zu den Vorwürfen gegen Playtech hat am Mittwoch auch die UK Gambling Commission (UKGC) Stellung genommen. In einer Pressemitteilung bestätigte die Behörde, dass PT Entertainment Services, ein Playtech-Tochterunternehmen und Betreiber der Seiten Winner.co.uk und Titanbet.co.uk, systematische Fehler bei der Einhaltung von Richtlinien zum Spielerschutz und der Geldwäscheprävention begangen habe.
Laut UKGC habe der Glücksspielbetreiber den Spieler nicht ausreichend geschützt, sondern in ein VIP-Programm aufgenommen. Dabei habe der Anbieter nicht geprüft, ob sich Bruney hohe Spieleinsätze leisten könne.
Obgleich PTES seinen Betrieb in Großbritannien noch vor Abschluss der Untersuchung eingestellt hatte, zahlte das Unternehmen im Rahmen einer Einigung mit der UKGC knapp 620.000 GBP an eine britische Spielerschutz-Initiative. Der Mutterkonzern Playtech habe versprochen, darüber hinaus 5 Millionen GBP für Projekte zur Förderung des Spielerschutzes bereitzustellen.
Bruney kann von dieser Hilfe nicht mehr profitieren. Als eine Ursache für den Selbstmord habe der Gerichtsmediziner im Obduktionsbericht „Scham wegen Glücksspiel“ vermerkt, so die Daily Mail.
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