Mafia und Glücksspiel: 66-jähriger Buchmacher in Chicago vor Gericht
Posted on: 06/10/2020, 12:52h.
Last updated on: 06/10/2020, 12:53h.
Die US-Bundesstaatsanwaltschaft hat gegen einen einschlägig vorbestraften 66-Jährigen aus Chicago Anklage wegen illegalen Glücksspiels erhoben. Gregory Paloian, dem enge Kontakte zur örtlichen Mafia nachgesagt werden, soll über vier Jahre im großen Stil private Sportwetten organisiert haben.
Jahrzehnte im illegalen Glücksspiel-Milieu
Die Behörden werfen Paloian vor, zwischen 2015 und 2019 in der Metropolregion Chicago im US-Bundesstaat Illinois illegal als Buchmacher tätig gewesen zu sein. Dies belegt die gestern auf der Seite des US-Justizministeriums via Pressemitteilung [Seite auf Englisch] veröffentlichte Anklageschrift. Der 66-Jährige habe:
(…) zusammen mit anderen bekannten und unbekannten Personen wissentlich das gesamte oder einen Teil des illegalen Glücksspielgeschäfts, in diesem Fall ein Geschäft mit Sportwetten, ohne nennenswerte Unterbrechung über einen Zeitraum von mehr als 30 Tagen geführt, finanziert, gemanagt, beaufsichtigt, geleitet und besessen (…)
Bereits vor Prozessbeginn will die Staatsanwaltschaft deshalb 274.070 US-Dollar (rund 233.000 Euro) sowie einen Audi SUV von 2017, damaliger Neupreis ab 47.000 Euro, von dem Angeklagten konfiszieren.
Paloian ist den Strafermittlern kein Unbekannter. Angaben der lokalen Chicago Tribune zufolge reichen seine diversen Vorstrafen mindestens vier Jahrzehnte zurück. So soll er unter anderem 1980 verurteilt worden sein, weil er Spielern als Geldhai illegal Darlehen mit horrenden Zinsen gewährt habe.
Gute Beziehungen zum „Mob“
Bei einer Begebenheit im Jahr 1995 sei er von Polizisten dabei ertappt worden, wie er bei einem Basketballspiel verdächtige Notizen gemacht habe. Von den Beamten angesprochen, habe er sich die Zettel in den Mund gestopft. Dann habe er sich auf den Boden geworfen und sich so lange herumgerollt, bis es ihm gelungen sei, das Papier herunterzuschlucken.
Im Jahr 2002 hatte sich Paloian vor Gericht schuldig bekannt, einen illegalen Glücksspielring betrieben zu haben. Daraufhin hatte er eine Gefängnisstrafe von dreieinhalb Jahren erhalten.
Der Name Paloian spielte auch im sogenannten Hired-Truck-Skandal eine Rolle, der Chicago Mitte der 2000er erschütterte. Damals hatte die Stadt über Jahre für insgesamt 40 Mio. USD Lkws von Privatunternehmen gemietet, um städtische Aufgaben zu erfüllen. Medienrecherchen brachten jedoch zum Vorschein, dass die Gelder teils ohne Gegenleistung in dubiosen Kanälen versickert waren. Gleichzeitig hatten politisch Verantwortliche hohe Zahlungen von eben jenen Privatfirmen erhalten. Eine der Firmen hatte dem damals inhaftierten Paloian gehört.
Bei dem illegalen Wett-Geschäft, das über zwei Jahrzehnte existiert und Millionen von Dollar eingebracht haben soll, habe die italienisch-amerikanische Mafiaorganisation The Chicago Outfit ihre Hand schützend über ihn gehalten, so Paloian damals. Säumige Schuldner habe er regelmäßig mit der Drohung, einen stadtbekannten Mafia-Geldeintreiber auf sie anzusetzen, zur Zahlung bewegt.
Bei Verurteilung drohen Paloian nun bis zu fünf Jahre Haft. Der erste Prozesstag ist für morgen angesetzt.
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