Streit um Glücksspiel­werbung in beliebter britischer TV-Back-Show

Posted on: 18/10/2020, 05:30h. 

Last updated on: 16/10/2020, 01:27h.

In Großbritannien erhält der Streit um die Ausstrahlung von Glücksspielwerbung im Fernsehen neue Nahrung. Anlass ist die massive Werbung für Online-Glücksspiel, die in der populären Back-Show „The Great British Bake Off“ gezeigt wurde.

Kuchen, Torte
Zuviel Glücksspielwerbung während der Back-Show? (Bild: thegreatbritishbakeoff.co.uk)

Am vergangenen Donnerstag machte James Kirkuk, Redakteur der britischen Zeitung Evening Standard [Seite auf Englisch], in einem Kommentar seinem Ärger über die letzte Folge von Bake Off öffentlich Luft.

Neben der generellen Werbeflut monierte der Journalist, dass in der aktuellen Staffel teilweise ganze Werbeblöcke von den Glücksspielunternehmen gefüllt würden:

Die Tatsache, dass die Glücksspielbranche die Möglichkeit hat, einige der teuersten Werbeblöcke im heimischen Fernsehen zu buchen, sagt viel über ihre Größe und ihren Reichtum aus.

Die TV-Spots in der Back-Show seien ein großes Problem, da Bake Off auch von vielen Minderjährigen und Personen mit Glücksspielproblemen gesehen werde. Diese könnten durch die Werbung zum weiteren Spiel animiert werden.

Verstärkte Diskussion um Glücksspielwerbung?

Die Thematisierung der Werbespots für Online-Sportwetten und Online-Casinos in den Pausen der populären Back-Show könnte der Diskussion um die Glücksspielwerbung im Fernsehen neuen Auftrieb geben.

Bake Off ist eine Variante der beliebten TV-Kochduelle. Dabei treten mehrere Teilnehmer zum Wettkampf um den besten selbstgebackenen Kuchen gegeneinander an. Nachdem die vielfach preisgekrönte Show im August 2010 erstmals von der BBC ausgestrahlt wurde, wird sie inzwischen von dem Privatsender Channel 4 mit großem Erfolg produziert. Die inzwischen knapp 100 Folgen erreichen in Großbritannien Traum-Einschaltquoten mit durchschnittlich knapp 10 Mio. Zuschauern.

Kritiker bemängeln schon seit Langem die aus ihrer Sicht zu große Werbepräsenz der Glücksspielbranche in britischen Medien. Als Antwort darauf hatten die Anbieter im Frühjahr angekündigt, ihre Werbemaßnahmen erheblich einschränken zu wollen.

Dabei ging es insbesondere um den Stopp von TV-Werbung während der Live-Übertragung von Sportereignissen. Die Unternehmen hatten sich darauf verständigt, für den Zeitraum der Wettkämpfe freiwillig keine Werbung mehr zu schalten.

Diese Maßnahme ist jedoch nicht verpflichtend. Zudem zeigt die Kontroverse um Bake Off, dass an anderer Stelle weiterhin massiv für das Online-Glücksspiel geworben wird.

Nicht zuletzt deshalb fordern Politiker und Spielerschutz-Organisationen immer wieder ein totales Werbeverbot. Es wird sich zeigen, ob der Gesetzgeber dem bei Formulierung des kommenden Glücksspielgesetzes nachkommen wird.