Wettbetrug im E-Sport: Ein unkontrollierbares Problem?
Posted on: 29/11/2020, 05:30h.
Last updated on: 27/11/2020, 05:51h.
Wetten auf den E-Sport gehören mittlerweile zum Standardangebot vieler Buchmacher. Doch während die Wettgeschäfte boomen, häufen sich weltweit auch die Hinweise auf versuchte Spielmanipulation und Wettbetrug innerhalb des digitalen Sportes. Darauf weisen derzeit auch die die australischen Behörden hin.
Laut einem am Freitag veröffentlichten Bericht des australischen Nachrichtensenders ABC News [Seite auf Englisch] seien die zuständigen E-Sports-Kontrollbehörden zum Teil mit dem Problem überfordert.
So habe die britisch-australische Esports Integrity Commission (ESIC) gegenüber dem Sender erklärt, viel mehr Hinweise auf mögliche Spielmanipulation zu erhalten, als sie nachgehen könne.
Jeden Tag gingen bei der Behörde rund 100 Verdachtsmeldungen ein. Es fehle jedoch an den nötigen Ressourcen und Arbeitskräften, um jede der Meldungen im Einzelnen zu überprüfen.
Die Meldungen, denen nachgegangen werde, stellten sich oft als sehr schwerwiegende Vergehen heraus. Umso beunruhigender sei die Vorstellung, dass vermutlich bloß ein geringer Teil aller Manipulationen aufgedeckt werde.
2.000 AUD für absichtliche Niederlage
Oft seien es die E-Sport-Teams oder einzelne Spieler selbst, die es der Behörde meldeten, wenn ihnen ein unredliches Angebot gemacht worden sei. Der australische Counter-Strike-Spieler Joshua Hough-Devine (19) stand bereits zweimal in Kontakt mit der Behörde.
Beim ersten Mal habe er dieser gemeldet, dass Ihm ein Unbekannter 2.000 AUD geboten habe, damit er ein Spiel absichtlich verliere. Darauf sei er nicht eingegangen.
Wenn man sowas macht, dann stiehlt man praktisch Geld und das ist widerwärtig. So etwas tue ich grundsätzlich nicht, ich habe schließlich Moral, ich bin kein Krimineller. Warum sollte ich auch 2.000 Dollar annehmen, wenn ich dafür verhaftet werden könnte.
Im zweiten Fall jedoch sei er unfreiwillig ins Visier der Behörde geraten. So habe er sich selbst eines Regelverstoßes schuldig gemacht, indem er mehrere Wetten auf seine eigenen Matches abgeschlossen habe. Dies ist E-Sportlern grundsätzlich verboten.
Nachdem er schließlich für ein Jahr gesperrt worden sei, habe er gegenüber der Presse beteuert, diese Regeln nicht gekannt zu haben.
Zu seiner Verteidigung habe er gesagt, stets nur auf seinen Sieg gesetzt zu haben, da ihn dies zusätzlich angespornt habe. Eine Spielmanipulation sei somit gar nicht möglich gewesen.
Zu wenig Aufklärung über Spielmanipulation?
Dass der junge Counter-Strike-Profi tatsächlich nichts von den Regeln gewusst haben könnte, schließen auch die australischen Polizeibehörden nicht aus. Steve White, der Leiter der Polizeieinheit für Ermittlungen in Sachen Sportintegrität im Bundesstaat Victoria, erklärt, dass es im E-Sport zu wenig Aufklärung über das Thema gebe.
Aufgrund der mangelnden Aufklärung durch Ligen, Turnierveranstalter oder die Spielehersteller bleiben die Spieler möglicherweise in Unkenntnis über die Regeln bezüglich E-Sportwetten oder darüber, wie sie versuchte Spielmanipulation erkennen oder melden können.
Hier herrsche dringender Nachholbedarf, denn schließlich könnte den Spielern im schlimmsten Fall eine Gefängnisstrafe drohen. Gleichzeitig müssten sich jedoch auch die Behörden breiter aufstellen, um allen Verdachtsmeldungen tatsächlich nachgehen zu können.
No comments yet