Casinos in Macau verzeichnen weiterhin Rekordeinnahmen
Posted on: 03/09/2018, 01:11h.
Last updated on: 03/09/2018, 01:34h.
Macau verteidigt seinen Ruf als größte Glücksspielmetropole der Welt. Die Zahlen zeigen es: Im August wurden im Vergleich zum Vorjahr 17,1 % Mehreinnahmen verzeichnet. Doch politische Spannungen verbreiten Sorge unter Betreibern und Investoren.
Am Samstag veröffentlichte das „Gaming Inspection and Coordination Bureau“ von Macau (DICJ) die aktuellen Zahlen zu den Umsätzen der lokalen Casinobetreiber im August 2018.
3,3 Milliarden US-Dollar flossen den offiziellen Angaben zufolge von den Spielern in die Taschen der Betreiber. Das entspricht einem Plus von beeindruckenden 17.1 %.
Die Schätzungen der Analysten zum jährlichen Wachstum von 15-17 % wurden somit sogar noch leicht übertroffen.
Damit wird ein mittlerweile 25-monatiges Wachstum der Spielbranche in der südlich gelegenen Sonderverwaltungszone Chinas fortgesetzt.
Taifun führte 2017 zu immensen Ausfällen
Mitgrund für den enormen Anstieg im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres dürften die Ausfälle sein, die im August 2017 durch den Taifun Hato entstanden. Tatsächlich hatte der schlimmste Tropensturm der Region seit fast 20 Jahren mit seinen anhaltenden Regenfällen dafür gesorgt, dass Casinos in Folge von Überschwemmungen und Stromausfällen zeitweise schließen mussten. Die entsprechenden Umsatzeinbußen zeichnen sich auch im diesjährigen Vergleich ab.
Die ehemalige portugiesische Kolonie Macau liegt ungefähr 50 Kilometer westlich von Hongkong und ist eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China. Da das Glücksspiel in Macau im Gegensatz zum restlichen China legal ist, hat es die Provinz zu einem erheblichen Reichtum gebracht.
Tourismus und Glücksspiel sind die Haupteinnahmequellen Macaus. Insbesondere der Boom der chinesischen Mittelschicht, die den absoluten Großteil der Touristen ausmacht, hat dazu geführt, dass Macau, würde es als unabhängiger Staat gerechnet, das viertreichste Land der Erde wäre.
Die anhaltend steigenden Gewinne folgen einem schweren Einbruch der Umsätze in Macaus Glücksspielbranche im Jahr 2014. Damals hatte Chinas Präsident Xi Jinping eine landesweiten Anti-Korruptionskampagne ausgerufen. Mit weitreichenden Folgen für das Glücksspielerparadies am Mündungsdelta des Perlflusses.
Extreme Verluste durch Anti-Korruptionskampagne
Während die Umsätze im ersten Quartal 2014 noch bei 13 Milliarden Dollar lagen, konnte man ein Jahr später nur noch acht Milliarden verbuchen. Der Anteil der VIP-Spieler mit extrem hohen Einsätzen war sogar um 44 % eingebrochen.
Hintergrund war die von der obersten chinesischen Führung ins Leben gerufene Anti-Korruptionskampagne, die insbesondere korrupte Kader an der Geldwäsche durch Glücksspiel hindern sollte.
Macau als Geldwäscheparadies
Als Sondergebietszone und einzige chinesische Stadt, in der das Glücksspiel offiziell erlaubt ist, hatte Macau kräftig an der Bestechlichkeit chinesischer Beamter mitverdient. Casinos hatten sich als praktikable Alternative zu aufwändigen Offshore und Import-Export-Geschäften erwiesen, um nicht deklariertes Geld zu offiziellem zu machen.
Die Anti-Korruptionskampagne hatte dem, 2013 berufenen und seit März 2018 faktisch auf Lebenszeit im Amt bestätigten, Staatspräsidenten Xi Jinping große Sympathien im Volk eingebracht. Zuvor waren immer wieder Fälle publik geworden, in denen sich spielsüchtige Staatsbedienstete die Taschen vollgemacht hatten.
Entspannung seit Sommer 2017
Für „Las Vegas Asiens“, Macau, waren die anhaltenden Kontrollen und Razzien und die folgenden finanziellen Ausfälle ein finanzielles Desaster. Seit Juni 2016 geht es aber wieder stetig bergauf.
Teil des Erfolgs dürften die Casino-Ressorts sein, die im Zuge der Kampagne aufgebaut wurden und der Spielermetropole ein familienfreundlicheres Gesicht gegeben haben. Macau möchte nicht mehr in erster Linie nur für Highroller attraktiv sein, sondern spricht mittlerweile auch den chinesischen Mittelstand an.
Entertainment für die ganze Familie
In Anlehnung an die Strategie von Las Vegas, zum Entertainmentmekka für die ganze Familie zu werden, setzt auch die chinesische Provinz mittlerweile auf zusätzliche Einkünfte aus Restaurants, Shopping und Unterhaltungsindustrie.
Auch ein „The Venetian“, dessen Pendant in Las Vegas weltberühmt ist, lockt an guten Tagen bis zu 70.000 Besucher an. Hier dürfen sich die, zumeist vom chinesischen Festland stammenden, Touristen in einer Art Disney-Version von Venedig von echten Gondolieri durch einen künstlichen Canale Grande kutschieren lassen, während über ihnen an einem gemalten Canaletto-Himmel die Sonne elektronisch gesteuert für ein mehr oder minder stimmungsvolles Szenario sorgt.
Trotz der anhaltenden Begeisterung der Besucher und der enorm steigenden Umsätze bleiben die Casinobetreiber in Macau nur vorsichtig optimistisch.
Unsichere Zukunft für Investoren
Neben der Sorge vor einer erneuten Intensivierung der Anti-Korruptionsmaßnahmen Chinas, die voraussichtlich erneut direkte Auswirkungen auf die Geschäfte der Casinos haben würde, sitzen den Betreibern auch die Investoren im Nacken: Nach einem verlangsamten Wachstum in dem vergangenen Sommermonaten waren auch die Aktienwerte ins Stocken geraten.
Hinzu kommt die unsichere Lage in Hinblick auf die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und den USA. Sollte US-Präsident Donald Trump seine angekündigten Maßnahmen wahrmachen und den Wirtschaftskrieg mit China verschärfen, ist damit zu rechnen, dass die chinesische Führung ihrerseits eine härtere Gangart an den Tag legen wird.
Betroffen könnten in diesem Fall insbesondere die drei US-amerikanischen Casinobetreiber in Macau sein. Las Vegas Sands, MGM Resorts und Wynn Resorts würden in diesem Fall die direkten Auswirkungen von Chinas Strafmaßnahmen zu spüren bekommen, was den, momentan auf höchstem Niveau rangierenden Zahlen Macaus einen heftigen Dämpfer versetzen würde.