Mutmaßlicher Initiator des Ibiza-Videos wird nach Österreich ausgeliefert
Posted on: 03/03/2021, 01:59h.
Last updated on: 03/03/2021, 01:59h.
Der im Dezember 2020 in Berlin festgenommene mutmaßliche Initiator des „Ibiza-Videos“, Julian H., soll nach Österreich ausgeliefert werden. Dies habe das Kammergericht entschieden. Das Verfahren sei bereits eingeleitet worden, berichtete die Tagesschau am Dienstag.
Nach dem heute 40-jährigen Mann sei zuvor per europäischem Haftbefehl gefahndet worden. Allerdings gehe es nicht allein um die Anfertigung des Videos. Vielmehr bestehe der Verdacht auf Erpressung und Drogendelikte, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft, die Julian H. nach Angaben des ORF den Handel mit 3 kg Kokain vorwerfe.
Der Termin für die Auslieferung sei noch nicht festgelegt worden, da der Mann zuvor vom Untersuchungsausschuss im Fall Wirecard aussagen müsse. Es sei möglich, dass es bei der Affäre um das Ibiza-Video und den Wirecard-Skandal Überschneidungen gebe, berichtet der Focus.
Der Sturz der österreichischen Regierung 2019
In einer Finca auf Ibiza wurde im Jahre 2017 heimlich ein Treffen zwischen einer wohlhabenden Nichte eines russischen Oligarchen und dem FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache gefilmt. Strache äußerte in dem Video die Worte „Novomatic zahlt alle“. Das Videomaterial wurde im Mai 2019 veröffentlicht.
Die vermeintlich dahingesagten Worte des Politikers hatten schwerwiegende Folgen, denn die möglicherweise fragwürdigen Kontakte zwischen der Glücksspielbranche und der Politik bedeuteten das Ende der Koalition zwischen FPÖ und ÖVP. Vizekanzler Strache trat zurück und verließ die FPÖ, auch der Bundeskanzler Sebastian Kurz räumte seinen Posten bis zu den Neuwahlen im September 2019.
In die Falle getappt
Bei dem Treffen auf Ibiza habe es sich laut der Tagesschau um eine Falle gehandelt, die H. in Kooperation mit einem Wiener Anwalt von langer Hand geplant habe. Der Zugang zu Strache sei über den Parteifreund und Vertrauten Straches, Johann Gudenus, erfolgt. Die falsche „Oligarchen-Nichte“ habe Gudenus gegenüber behauptet, Schwarzgeld nach Österreich bringen zu wollen. Darauf sei Gudenus sofort eingegangen.
Im Rahmen des Wahlkampfes im Jahre 2017 habe der Anwalt versucht, das Video zu verkaufen, berichtete Julian H. Dies sei nicht gelungen. Doch es seien ihm „zwei, drei Millionen Euro“ geboten worden, wenn er sich zu dem Video öffentlich bekenne. H. sagte nicht, wer ihm das Angebot unterbreitet habe.
Ibiza-Video und Wirecard: Drahtzieher packt aus
Angaben von Focus zufolge soll es Verbindungen zwischen der Ibiza-Affäre und dem Wirecard-Skandal geben. Julian H. soll über seinen Anwalt den Grünen-Politiker Wolfgang Wieland kontaktiert haben.
Wieland ist der Verantwortliche des Wirecard-Untersuchungsausschusses. H. wolle Wieland Informationen zu insgesamt vier Zusammenhängen übermitteln. Näheres sei laut Focus noch nicht bekannt.
Jens Zimmermann (SPD), ebenfalls Mitglied des Ausschusses, erklärte:
Schon seit Monaten tauchen immer wieder Verbindungen zwischen der Ibiza-Affäre und dem Wirecard-Skandal auf. Der potenzielle Zeuge könnte helfen, die losen Enden zusammenzuführen.
Dem österreichischen Nachrichtenportal Standard zufolge verfüge K. über Informationen darüber, wie „ehemalige Mitarbeiter des heimischen Innenministeriums mit den damaligen Wirecard-Vorständen kooperierten“. Details darüber sind allerdings noch nicht bekannt.
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