Kanadisches Verlagshaus Torstar wird Online-Glücksspiel-Betreiber
Posted on: 03/03/2021, 02:49h.
Last updated on: 03/03/2021, 02:50h.
Der kanadische Verlagsriese Torstar plant, mit eigenen Angeboten ins Online-Glücksspiel einzusteigen. Dies gab der Konzern, unter dessen Dach auch der renommierte Toronto Star veröffentlicht wird, am Montag per Pressemitteilung bekannt. Die Online-Casino-Marke des Unternehmens solle noch in diesem Jahr mit Lizenz der Glücksspielbehörde von Ontario an den Start gehen.
Online-Glücksspiel „Made in Ontario“
In Zeiten rückgängiger Print- und Werbeeinnahmen sehen sich Verlagshäuser weltweit mit der Herausforderung konfrontiert, neue Wege abseits traditioneller Pfade einzuschlagen. Kanadas größtes Medienhaus, die Torstar Corporation, widmet sich deshalb nun dem Online-Glücksspiel.
Wie der Verleger von über 80 Tages- und Wochenzeitungen mitteilt, warte man lediglich auf die Umsetzung der von der Regierung Ontarios angekündigten Neuregelung des Online-Glücksspiels in der Provinz. Sobald die darauf beruhende Genehmigung durch die Alcohol and Gaming Commission of Ontario (AGCO) erteilt sei, könne das Angebot gelauncht werden.
Aktuell darf ausschließlich die staatliche Ontario Lottery and Gaming Corporation (OLG) Online-Glücksspiel in Ontario anbieten. Die Regierung kündigte jedoch bereits im vergangenen Jahr an, den Markt für private Anbieter zu öffnen. Für die Lizenzvergabe soll künftig die AGCO zuständig sein.
Torstars CBDO Corey Goodman erklärte, das Unternehmen freue sich, zeitnah den regulierten Online-Glücksspiel-Markt Ontarios mit einem gänzlich vor Ort entwickelten Produkt zu betreten.
Online-Glücksspiel im Namen des Journalismus
Weiterhin verwies der für die strategische Geschäftsentwicklung verantwortliche Manager auf positive Effekte, die der neue Torstar-Unternehmensbereich entfalten werde:
Als seit über 128 Jahren in Ontario ansässiges Medienunternehmen und vertrauenswürdige Marke glauben wir, dass Torstar eine einzigartige und verantwortungsbewusste Spielemarke bieten wird, die neue Arbeitsplätze schafft, Wachstumschancen für die Wirtschaft in Ontario bietet und neue Steuereinnahmen generiert, um wichtige Programme in unserer Provinz zu unterstützen.
Diesen Ansatz kommuniziert auch Torstar-Vorstand Paul Rivett. Der Co-Eigner von Kanadas größtem Verlagshaus beruft sich auf Zahlen, nach denen die Einwohner von Ontario jährlich mehr als 500 Mio. CAD (rund 328 Mio. Euro) beim Online-Glücksspiel ließen.
Die Gelder flössen jedoch in erheblichem Maße in den Grau- und Schwarzmarkt. Profiteure seien zumeist außerhalb des Landes ansässige Betreiber, die wenig bis nichts unternähmen, um die Wirtschaft Ontarios anzukurbeln. Weiterhin diene das neue Geschäftsfeld auch dazu, Wachstum und Expansion des Qualitätsjournalismus seines Hauses zu ermöglichen.
Die Reaktionen auf die Ankündigung des Konzerns fallen gemischt aus. Mehrere Medienhäuser verweisen darauf, dass Torstar erst im vergangenen Jahr von Rivetts Investmentfirma Nordstar übernommen worden war. Damals hatte Nordstar versichert, sich auch weiterhin der hohen journalistischen Qualität des Traditionshauses verpflichtet zu fühlen.
Die Ausrichtung auf das Online-Glücksspiel unter Berufung auf die Stärkung des Journalismus kommentierte unter anderem der Ratsabgeordnete Tom Muench gegenüber der staatlichen CBC kritisch. Er frage sich, wie es um die Unabhängigkeit der Nachrichten- und Medienbranche bestellt sei, wenn diese bei ihren Casino-Plänen auf die Unterstützung der Politik angewiesen sei.
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