Borgata Casino fordert 30 Mio US Dollar von Poker Pro Phil Ivey
Posted on: 06/10/2018, 05:30h.
Last updated on: 04/10/2018, 05:51h.
Phil Ivey, der bekannte 41 Jahre alte Poker Pro, soll im Jahre 2012 gemeinsam mit seiner Partnerin Cheung Yin „Kelly“ Sun im Borgata Hotel Casino & Spain in Atlantic City, 9,6 Millionen US Dollar durch die Verwendung der sogenannten Edge Sorting Methode beim Punto Banco gewonnen haben.
Mit der gleichen Methode gewann das Paar weitere 10 Millionen US Dollar beim Punto Banco im Londoner Crockfords Casino. Die Betreiber des Casinos wähnten Betrug, verweigerten die Auszahlung des Gewinns und es kam zu Prozessen. Bis heute konnte der bereits einige Jahre andauernde Rechtsstreit nicht beigelegt werden.
Wie funktioniert Edge Sorting?
Die Muster auf den Rückseiten der Spielkarten sind nicht immer perfekt symmetrisch. Das geübte Auge kann so Unterschiede zwischen verschiedenen Karten ausmachen. Das bedeutet, der Spieler weiß, welche Karte er als nächstes bekommen wird oder welche Karten verdeckt auf dem Tisch liegen.
Um einen noch größeren Vorteil zu erhalten, handelte Ivey besondere Bedingungen mit dem Casino aus. So wünschte er bestimmte Spielkarten und einen separaten Raum zum Spielen.
Spielkartenhersteller Gemaco Inc. ebenfalls angeklagt
Das Borgata hatte die Behauptung aufgestellt, dass Gemaco Inc. eine Teilschuld trage, da die asymmetrischen Muster auf den Rückseiten der Karten ursächlich für den Schaden seien.
Doch wie oben beschrieben, waren die Muster der Karten nur einer von mehreren Faktoren, die sich Ivey für die Anwendung seiner Methode zunutze machte. Daher wies der Richter im März 2018 die Klage ab und begründete sein Urteil wie folgt:
„Folglich sind nicht Gemacos Karten für Borgatas Verluste verantwortlich zu machen, sondern die weiteren Elemente, um die Ivey gebeten und denen Borgata ausnahmslos zugestimmt hatte – jedes Element war ein integraler Bestandteil des Plans, die zusammengenommen zu Borgatas Verlusten geführt haben.
Es stimmt, dass der Plan ohne die asymmetrischen Karten nicht funktioniert hätte. Für den Plan waren sie erforderlich. Aber die Karten allein waren nicht ausschlaggebend für das Gelingen des Plans. Im Grunde sind asymmetrische Karten so lange als symmetrisch zu betrachten, bis sich jemand ihre Fehler strategisch zunutze macht.“
Rechtsstreit gegen Crockfords
Nachdem das Crockfords Casino sich geweigert hatte, den Gewinn auszuzahlen, reichte Ivey Klage ein, denn er wähnte sich im Recht und argumentierte, es sei Aufgabe des Casinos, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Im Mai 2013 landete der Fall zum ersten Mal vor Gericht. Ivey sagte:
„Zwar habe ich einen Beleg über meine Gewinne erhalten, aber das Crockfords hat sich später dazu entschieden, die Auszahlung zurückzuhalten. Daher sah ich keinen anderen Ausweg, als rechtliche Schritte einzuleiten.“
2014 wurde der Fall abgewiesen, aber der Poker Pro legte Berufung ein. Am 2. November 2016 entschied allerdings auch das Berufungsgericht sich gegen Ivey mit der Begründung, dass auf Grundlage des Gambling Acts von 2005 [Seite auf Englisch] auch das Edge Sorting als eine Art des Betrugs definiert werde.
Ivey stellte auch dieses Urteil in Frage und wandte sich an den Obersten Gerichtshof. Doch auch die Richter des Supreme Courts schlossen sich der Entscheidung des Berufungsgerichts an.
Rechtsstreit gegen das Borgata Casino
Im Dezember 2016 fällte der Bundesgerichtshof auch im Fall des Borgata Casinos sein Urteil. Ivey wurde angehalten, den gewonnenen Betrag wieder an das Casino zurückzuzahlen.
Zwar sagte der Richter, dass Ivey keinen Betrug begangen habe, allerdings habe er den beiderseitig eingegangenen Vertrag verletzt. Auf der anderen Seite habe jedoch das Casino den Bedingungen, die Ivey zuvor gestellt hatte, zugestimmt, argumentierte Ed Jacobs, der Anwalt des Poker Pros.
Er sagte weiterhin:
„Nach dieser Entscheidung ist es einem Spieler praktisch untersagt, seine Fähigkeiten und seine Intelligenz sowie die eigene Sehschärfe zu nutzen, um das Casino bei seinem eigenen Spiel zu schlagen. Das Casino hat allen Bedingungen zugestimmt, um die Phil Ivey bei seinen vier Besuchen gebeten hat, weil es darauf versessen war, sein Geld zu gewinnen.“
Der aktuelle Stand des Rechtsstreits
Ivey will die Entscheidungen der Gerichte nicht hinnehmen. Seine Anwälte haben inzwischen Vollstreckungsaufschub beantragt, damit Ivey das Geld nicht zurückzahlen muss.
Im Argument der Anwälte hieß es, dass Ivey das Geld benötige, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Auf der anderen Seite jedoch hat Ivey allein in diesem Jahr 2,4 Millionen US Dollar auf Poker Turnieren gewonnen.
Das Borgata Casino war indes nicht untätig und verlangt nun nicht nur den ursprünglichen Betrag, sondern zusätzlich Schadensersatz. Insgesamt könnte sich der Betrag auf 30 Millionen US Dollar belaufen. Ob der Poker Pro das Geld bezahlen muss oder nicht, ist noch unklar.