Aktionstag Glücksspielsucht 2021: Diverse Kampagnen zum Spielerschutz
Posted on: 30/09/2021, 01:44h.
Last updated on: 01/10/2021, 08:19h.
Der letzte Mittwoch im September ist in Deutschland für den bundesweiten Aktionstag Glücksspielsucht reserviert. Entsprechend engagierten sich auch gestern wieder diverse Organisationen mit unterschiedlichen Aktionen, um über die Gefahren des Problemspiels aufzuklären und über Hilfsangebote zu informieren. Unter anderem waren Mitarbeitende des Hilfswerks Diakonie auf Autobahnraststätten unterwegs, um insbesondere mit Truckern ins Gespräch zu kommen.
Erhöhtes Risiko durch Online-Glücksspiel
Eine Vielzahl von Kampagnen machte am gestrigen Mittwoch im Rahmen des jährlichen Aktionstages auf die Risiken des Glücksspiels aufmerksam. Erklärtes Ziel der Initiatoren, zu denen auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gehört, war die Sensibilisierung für die Gefahren, die unter anderem von Online-Casinos ausgehen können.
Laut BZgA sind in Deutschland rund 430.000 Menschen direkt von problematischem oder pathologischem Glücksspiel betroffen. Die im Rahmen des neuen Glücksspielstaatsvertrages erfolgte Legalisierung von Online-Casinos verstärke der Leiterin des Referates für Suchtprävention der BZgA Michaela Goecke zufolge das Risiko, spielsüchtig zu werden. Grund hierfür sei unter anderem die ständige Verfügbarkeit der Angebote, die Anonymität im Netz und das Spielen mit virtuellen Einsätzen.
So richteten sich beispielweise die Verantwortlichen in Baden-Württemberg in einer Kampagne explizit an junge Nutzer sozialer Medien. Unter dem Slogan „Setz dein Glück nicht aufs Spiel“ hatten das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration und das Landesgesundheitsamt Social-Media-Pakete erarbeitet, um auf die spezifischen Risiken von Online-Glücksspiel hinzuweisen. Die „hybride Kampagne“ solle die Zielgruppe „lebensnah ansprechen“ und bestenfalls durch die Nutzer selbst größtmögliche Verbreitung finden.
Auch in Hessen setzte die Fachstelle Glücksspielsucht ganz im Sinne der anhaltenden Corona-Prävention auf ein virtuelles Konzept zum Aktionstag. Unter dem Motto „Wenn Glücksspiel Leiden schafft“ informiert ein neuer Videoclip darüber, was die Glücksspielsucht für verheerende Auswirkungen auf das Leben von Betroffenen und deren Umfeld haben kann.
Trucker im Fokus
Einen anderen Ansatz für den Aktionstag Glücksspielsucht wählte die Diakonie in Niedersachsen. Der Wohlfahrtsverband, der unter anderem diverse Suchtberatungsstellen betreibt, konzentrierte sich insbesondere auf die Zielgruppe der LKW-Fahrer.
So waren Diakonie-MitarbeiterInnen an diversen Rast- und Autohöfen unterwegs, um mit den Truckern ins Gespräch zu kommen. Kristin Otte von der Fachstelle Sucht und Suchtprävention des Diakonieverbands Göttingen erklärte hierzu dem NDR gegenüber:
Keine Autobahnraststätte ohne Geldspielgeräte und kein Autohof ohne angeschlossene Spielstätte – diese Angebote sind besonders für Lkw-Fahrende, die auf ihrer Tour lange Pausenzeiten überbrücken müssen, verführerisch.
Hinzukomme die Verlockung, beispielsweise im Stau zum Handy oder Tablet zu greifen, um „schnell mal“ eine Sportwette zu platzieren oder eine Glücksspiel-App zu nutzen. Dass dies nicht nur mit Blick auf das Spielverhalten hochriskant sei, stellte ebenfalls im Gespräch mit dem NDR die Suchttherapeutin Nicole Müller heraus.
Aus der Praxis kenne sie viele Fälle, in denen LKW-Fahrer von Unfällen und Beinahe-Unfällen infolge ihrer Sucht berichteten. So führe die ständige Beschäftigung mit dem Glücksspiel zu Konzentrationsstörungen und in der Folge zu potenziell tödlichen Fahrfehlern.
Es bleibt zu hoffen, dass Initiativen wie der Aktionstag helfen, für solch gefährlichen Folgen der Spielsucht zu sensibilisieren und Betroffenen Auswege aufzeigen, bevor es zum Schlimmsten kommt.
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