Britische Regierung bestätigt: Begrenzung der FOBT Einsätze für April 2019 beschlossen
Posted on: 15/11/2018, 12:55h.
Last updated on: 15/11/2018, 12:55h.
Gestern veröffentlichte der britische Kultussekretär Jeremy Wright eine schriftliche Erklärung, in der er den Zeitpunkt der Umsetzung der Begrenzung der Höchsteinsätze an den Fixed Odds Betting Terminals (FOBTs) auf 2 Pfund Sterling nun doch für April 2019 anstatt Oktober 2019 bestätigte.
FOBTs werden bereits seit längerer Zeit heftig kritisiert, da sie zum Spielen mit sehr hohen Einsätzen ermutigen sollen. Somit seien Menschen einem höheren Risiko ausgesetzt, Schaden zu nehmen.
Aktivisten bezeichnen diese Maschinen sogar als „Crack Cocaine“, denn sie ließen die Spieler zu schnell zu viel Geld verlieren, was zu Spielsucht und sozialen Problemen führe.
Nachdem die Reduzierung der Höchsteinsätze an den Wett-Terminals, die problematischem Spielverhalten entgegenwirken soll, zuerst von April 2019 auf Oktober 2019 verschoben worden war, gab es in den Reihen der britischen Politiker Proteste und führte sogar zum Rücktritt der Sportministerin Tracey Crouch.
Der Kampf der Ministerin Tracey Crouch
Nachdem die Regierung bekanntgegeben hatte, die Reduzierung der Höchsteinsätze an den FOBTs auf Oktober 2019 zu verschieben, legte Crouch aus Protest ihr Amt als britische Sportministerin nieder.
Crouch übermittelte Premierministerin Theresa May ihr Rücktrittsschreiben, in dem sie ihre Bestürzung über die Entscheidung der Verschiebung des Termins darlegte.
Sie sagte auf Twitter, dass sie mit großer Trauer von einem der besten Jobs in der Regierung zurückgetreten sei und bedanke sich für die Unterstützung.
Doch Crouchs Rücktritt sorgte für erneute Debatten im Unterhaus und führte letztendlich dazu, dass sich zahlreiche Politiker verstärkt für die Umsetzung im April 2019 einsetzten. Die Proteste erreichten schließlich ein Einlenken der Regierung.
Crouch begrüßte die Entscheidung und sagte, sie freue sich darüber, dass der gesunde Menschenverstand sich durchgesetzt habe. Sie sagte weiterhin, dass diese Entscheidung richtig sei und den Schaden reduziere.
Unterhaus übte Druck auf Regierung aus
Ursprünglich wurde von Kanzler Philip Hammond am 29. Oktober bei der Verkündung des 2018 Budgets [Seite auf Englisch] mitgeteilt, dass eine Senkung der FOBT-Einsätze verzögert werden solle.
Dahinter steckte der Gedanke, dass die Reduzierung der Einsätze zeitgleich mit der Steuererhöhung der Online Glücksspielbranche einhergehen sollte. Der erweiterte Zeitrahmen sollte den Buchmachern in Großbritannien außerdem weitere 900 Millionen Pfund Sterling und somit dem Staat Steuereinnahmen einbringen, bis die Steuererhöhung beim Online Glücksspiel wirksam sein würde.
Am Montag wurde schließlich, ausgelöst durch den Rücktritt von Ministerin Crouch, ein Änderungsantrag von über 100 Abgeordneten des Unterhauses unterzeichnet, unter anderem von hochrangigen Tory Abgeordneten wie Boris Johnson, Jacob Rees-Mogg und David Davis. Dieser Antrag sollte die Regierung dazu zwingen, die Begrenzung der FOBTs-Einsätze vorzuziehen.
Daraufhin ist die Regierung zurückgerudert und hat ihre ursprüngliche Entscheidung revidiert. Wäre es zu einer Abstimmung gekommen, hätte sich die Regierung einer möglichen Niederlage stellen müssen.
Es wird gemunkelt, dass der Auslöser, der schließlich zum Umdenken geführt hat, ein Brief gewesen sei, den zwölf hochrangige Abgeordnete am Dienstagabend an Julian Smith, den Parteichef der Konservativen, geschickt haben sollen, damit dieser die Regierung auffordere, ihren Kurs zu ändern.
In der Erklärung, die am Montag von Wright verlesen wurde, hieß es:
„Die Regierung hat klar erkannt, dass das Wohl schutzbedürftiger Menschen im Fokus steht. Es ist für eine verantwortungsbewusste Regierung aber auch wichtig, die Bedürfnisse der in der Glücksspielbranche Beschäftigten zu berücksichtigen, indem ihnen die Zeit für einen geordneten Übergang gegeben wird. Das Parlament hat sich aber dafür ausgesprochen, dass diese Änderung früher erfolgen soll. Die Regierung hat diesem Wunsch entsprochen und wird nun die Reduzierung im April 2019 realisieren.“
Hoffnung der Buchmacher zerschlagen
Der Verband der britischen Buchmacher hatte auf eine spätere Implementierung gehofft, um den Unternehmen mehr Zeit zu geben, Personal umzuschichten und nach Möglichkeit Arbeitsplätze zu sichern.
Der Verband sagte aus, dass die Reduzierung der maximalen Wetteinsätze an den Terminals zur Schließung von 4.500 Geschäften führen könnte, was den Verlust von rund 21.000 Arbeitsplätzen nach sich zöge.
Allerdings stammen diese Daten von Angaben des Buchmacher Verbandes und hätten bei Entscheidung der Regierung nicht relevant sein dürfen, was für Skepsis in den Reihen der Politiker sorgte. Ob die Folgen wirklich so dramatisch sein werden, bleibt dahingestellt und wird sich nach der Umsetzung der Maßnahmen zeigen.
Die Ankündigung von Wright, im selben Zuge eine Erhöhung der Steuern von 15 % auf 21 % für Einnahmen aus dem Online Glücksspiel umzusetzen, um die Verluste der Steuereinnahmen durch die Wett-Terminals auszugleichen, führte zu Reaktionen in der Online Branche.
Clive Hawkswood, Chief Executive der Remote Gambling Association, sagte dazu:
“Die Änderung der Umsetzungsdaten wird für den LBO-Sektor (lizenzierte Wettbüros) sicherlich ein herber Schlag sein. Es ist frustrierend, dass diese Tatsache überhaupt nicht in Betracht gezogen wurde. Es bedeutet auch, dass die Online Glücksspielbranche nun mit einer zusätzlichen Steuerbelastung von rund 100 Millionen Pfund Sterling belastet werden soll. […] Zu sagen, wir hätten schwere Kollateralschäden erlitten, wäre untertrieben.“
Trotz der schlechten Nachrichten gab es für die Betreiber der Sportwetten- und Glücksspielgeschäfte auch etwas Positives zu berichten. Investoren scheinen die neuen Entwicklungen zu begrüßen, denn die Anteile der Glücksspielunternehmen sind gestiegen.
Die Aktien von Paddy Power Betfair stiegen um 6 Prozent auf 7.070 Pence, die Aktien von GVC Holdings, der Muttergesellschaft von Ladbrokes und Coral, stiegen um rund 5,6 Prozent auf 821 Pence und die William Hill-Aktien stiegen um 0,7 Prozent auf 187,2 Pence.
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