Mobbing-Skandal im Pferderennsport: Sperre von irischem Jockey Robbie Dunne verkürzt
Posted on: 31/03/2022, 12:06h.
Last updated on: 31/03/2022, 12:06h.
Die gegen den irischen Jockey Robbie Dunne verhängte Sperre von 18 Monaten soll im Oktober dieses Jahres vorzeitig aufgehoben werden. Im Dezember hatte die British Horse Racing Authority (BHA) den 42-Jährigen ursprünglich für 18 Monate gesperrt. Grund waren schwerwiegende Vorwürfe, nach denen der Sportler seine Kollegin Bryony Frost massiv gemobbt haben soll.
Dunne hatte im Rahmen seiner Anhörungen nur teilweise gestanden, die 26-jährige Jockette gemobbt und beleidigt zu haben. Zudem hatte er Frost physische Gewalt angedroht, indem er sagte, er werde dafür sorgen, dass ihr Pferd mit einem Hinderniszaun kollidieren würde.
Dunne gab zu, diesen Satz gesagt zu haben, tat dies jedoch als „normales Geplänkel ab“. Gegen die daraufhin verhängte Sperre von 18 Monaten legte er unmittelbar Einspruch ein.
Wie die BHA [Seite auf Englisch] am Mittwoch berichtete, habe die unabhängige Berufungsinstanz der Behörde nun entschieden, die Strafe auf eine Sperrzeit von 10 Monaten herabzusetzen. Hauptgrund dafür sei, dass Dunne „den Versuch einer Entschuldigung“ unternommen habe. Anthony Boswood QC, der Vorsitzende der Instanz, erklärt:
Wir sind der Ansicht, dass die ursprüngliche Strafe sehr hart war in Bezug auf die Rennen, die Mr. Dunne in dieser späten Phase seiner Karriere bislang verpasst hat und in Zukunft noch verpassen würde. Auch sind wir der Meinung, dass die Disziplinarkommission die Schlichtungsversuche Dunnes […] nicht ausreichend gewürdigt hat.
Die herabgesetzte Strafe solle dabei keinesfalls bedeuten, dass die Berufungsinstanz das Verhalten Dunnes gegenüber Frost toleriere. Auch künftig sollten Vorfälle wie dieser mit harten Strafen geahndet werden, so Boswood weiter. Eine Sperre von 10 Monaten halte er im Fall Robbie Dunne dabei für ausreichend.
BHA-Mitglied spricht von Täter-Opfer-Umkehr
In ihrem Statement erklärt die BHA, die angepasste Strafe „zur Kenntnis genommen“ zu haben. Die Behörde warte nun auf genauere Details seitens der Berufungsinstanz, um die Entscheidung werten zu können. Wie die BHA dabei betont, stufe sie die Vorfälle als sehr schwerwiegend ein.
Deutlich schärfere Kritik habe indes Frosts Anwalt und BHA-Mitglied Loius Weston geäußert, berichtete am Mittwoch die Fachzeitung Racing Post. Ihm zufolge sei die vermeintliche Entschuldigung Dunnes unglaubwürdig.
Laut Weston scheine sich der Jockey tatsächlich keiner Schuld bewusst zu sein. Nicht nur habe er weiterhin „frauenfeindliche Sprache“ verwendet, sondern auch versucht, Frost für den Skandal verantwortlich zu machen. So hätten Dunne und sein Anwalt Robin Mathew argumentiert, dass Frost „überempfindlich“ auf die „Sticheleien“ reagiert habe. Weston kommentiert:
Es ist falsch, wenn der Beschuldigte sagt, dass Frost in irgendeiner Weise schuld an dem Ganzen ist. Zu sagen, dass sie eine Frau ist, die sehr schnell emotional wird – dafür gibt es überhaupt keine Basis. Der Mobbende hat nicht zu entscheiden, wie sein Mobbingopfer reagiert.
Wie die Racing Post erklärt, habe sie Dunne, dessen Anwalt, und den Verband professioneller Jockeys (PJA) um Stellungnahme gebeten. Bislang habe keine der Parteien reagiert.
Sofern es bei der nun zehnmonatigen Sperre bleibt, darf Dunne ab dem 9. Oktober 2022 wieder in den Sattel steigen. Ob seine Karriere dann wieder volle Fahrt aufnehmen wird, bleibt fraglich.
Die BHA betonte indes, daran zu arbeiten, die noch immer zum Teil frauenfeindliche Kultur innerhalb des britischen Pferderennsports zu bekämpfen. Noch in diesem Jahr werde die Behörde einen neuen Verhaltenskodex publizieren.
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