Glücksspiel-Logos in Programmen britischer Kinder-Fußballclubs stark verbreitet
Posted on: 15/06/2022, 10:30h.
Last updated on: 15/06/2022, 10:45h.
Laut einer neuen Studie sollen in mehr als der Hälfte der Programme der Kinder- und Jugendabteilungen britischer Fußballclubs Logos und Werbeanzeigen von Glücksspiel-Unternehmen zu finden sein. Dies berichtete BBC Sport [Seite auf Englisch] am Dienstag.
Im Rahmen der von Steve Sharman, Catia Alexandra Ferreira und Philip Newall durchgeführten Studie wurden 18 Monate lang die Programmhefte von 44 Premier League- und Championship-Fußballclubs untersucht.
Es stellte sich heraus, dass 56,8 % der speziellen Kinderbereiche Formen von Glücksspiel-Marketing enthielten, beispielsweise Logos auf den abgebildeten T-Shirts.
Zwar sei die Anzahl der Werbeanzeigen von 2,3-mal auf 1,3-mal pro Programm gesunken, doch die zufällige Exposition von Glücksspiel-Logos sei mit 42,7-mal konstant geblieben. Glücksspiel-Anzeigen hätten sogar das Marketing für Alkohol und Botschaften für sicheres Glücksspiel um das 13-fache übertroffen.
Die Studie wurde in einer Zeit veröffentlicht, in der Sportvereine und Glücksspiel-Anbieter eine umfassende Überarbeitung der Gesetzgebung erwarten. Das White Paper könnte zu einem vollständigen Verbot von Glücksspiel-Werbung in Fußballvereinen führen.
Wie BBC Sport berichtet, soll der Entwurf des White Paper nur für die Premier League ein Verbot von Trikotsponsoren aus der Glücksspiel-Branche vorsehen. Aktivisten zufolge sei dies inkonsequent, wenn die Vorgaben nicht auch für die anderen Ligen gälten.
Gesetzgeber muss alle Formen des Glücksspielmarketings berücksichtigen
Den Autoren der Studie Sharman, Ferreira und Newall zufolge sei es notwendig, dass politische Entscheidungsträger einen wichtigen Aspekt bedenken. Sportfans kämen auch außerhalb der Fernsehwerbung über eine Reihe weiterer Kanäle in Berührung mit Glücksspielwerbung, so die Forscher:
Die indirekte und zufällige Exposition gegenüber Glücksspielmarketing ist nach wie vor hoch, was für diejenigen, die glücksspielbedingte Schäden erleiden, eine besondere Herausforderung darstellen kann. Bei Gesetzesänderungen müssen alle Formen des Glücksspielmarketings berücksichtigt werden.
Eine kürzlich durchgeführte YouGov-Umfrage ergab, dass 1,4 Millionen Menschen in Großbritannien durch Glücksspiele geschädigt und weitere 1,5 Millionen gefährdet seien.
Die Premier League sowie die English Football League seien jedoch der Überzeugung, dass es keine Beweise für einen kausalen Zusammenhang zwischen Glücksspiel-Sponsoring und problematischem Glücksspiel gebe.
Der Glücksspielverband Betting and Gaming Council (BGC) betonte dagegen in einem Statement, dass die regulierte Wett- und Glücksspielbranche einige der beliebtesten Sportarten des Landes mit wichtigen Mitteln versorge. Dazu gehöre die englische Fußballliga, die jährlich 40 Mio. GBP erhalte.
Im Hinblick auf den Kinder- und Jugendschutz gebe es zudem erhebliche Fortschritte. Der BGC erwähnte in diesem Zusammenhang den Whistle-to-Whistle-Ban, der die Anzahl der Glücksspielwerbung um 97 % gesenkt habe.
Auch sei der Anteil der Menschen mit problematischem Spielverhalten von 0,4 % im Vorjahr auf 0,2 % gesunken. Der BGC hoffe, dass diese Zahlen im White Paper berücksichtigt würden.
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