DOSB Versammlung: Mehrheit gegen eSport und für Wiederwahl des Präsidenten

Posted on: 03/12/2018, 01:30h. 

Last updated on: 03/12/2018, 01:30h.

Am Samstag fand in Düsseldorf die DOSB Mitgliederversammlung 2018 statt. Neben der Wahl des Präsidenten und anderen Ämtern standen auch eSports und virtuelle Sportarten auf der Tagesordnung. Die Delegierten stimmten dabei einheitlich gegen die Anerkennung von Computerspielen als Sport.

Deutscher Olympischer Sportbund
DOSB weiterhin gegen die Anerkennung von eSports (Bild: Wikipedia)

DOSB gegen die GroKo

Zum fünfzehnten Mal kamen am 1. Dezember die 400 Delegierten des Deutschen Olympischen Sportbundes zur Jahresmitgliedsversammlung zusammen. Unter den 23 Tagesordnungspunkten befand sich in diesem Jahr an zwölfter Stelle der Punkt „Virtuelle Sportarten/eGaming“.

Im Vorfeld hatte der Vorstand eine Arbeitsgruppe damit beauftragt, verschiedene potentielle Szenarien auszuarbeiten, welchen Stellenwert eSports künftig in Deutschland haben sollen.

Während sowohl eine komplette Ablehnung der eSports als auch deren vollständige Anerkennung zur Debatte standen, entschieden Präsidium und Vorstand eine Kompromisslösung, deren Kern eine klare Abspaltung zwischen eGaming und virtuellen Sportarten darstellt.

League of Legends
eSports wie League of Legends nicht mit DOSB vereinbar (Bild: Flickr)

Der Begriff eGaming wurde in diesem Fall mit eSport gleichgesetzt und zwar als „moderne Jugend- und Alltagskultur“ anerkannt, aber als nicht vereinbar mit den Werten des DOSB Sportsystem bezeichnet. Die Mehrheit der eSport Angebote habe mit dem Sport- und Verbändesystem des DOSB keine gemeinsame Basis.

Sportvereine würden daher keine eigenständigen Abteilungen für eSports benötigen und eSport Aktivitäten dürfen nicht mehr im Namen des Vereins organisiert werden. Davon betroffen ist beispielsweise der FC Schalke 04, der über ein eigenes League of Legends Team verfügt.

Mit diesem Beschluss agiert der DOSB klar gegen die „Games-Förderung“, die Anfang des Jahres im GroKo Koalitionsvertrag festgelegt wurde. Dort hieß es wörtlich:

Wir erkennen die wachsende Bedeutung der E-Sport-Landschaft in Deutschland an. Da E-Sport wichtige Fähigkeiten schult, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind, Training und Sportstrukturen erfordert, werden wir e-Sport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen.

Trotz der klaren politischen Unterstützung und Anerkennung der eSports sprachen sich letztendlich 99 % aller Delegierten gegen diese aus. Ohne Zweifel wird es also eine erneute politische Diskussion zum Thema geben, denn damit wirklich etwas passieren kann, müssen sich die „Arbeitsgruppe für Digitales“ und der DOSB einig werden.

FIFA und virtuelle Sportarten gefördert

Einen kleinen Sieg dürfen die Fans digitaler Sportarten dennoch feiern, denn im Gegensatz zu dem, was die DOSB als eGaming definiert, sollen virtuelle Sportarten volle Anerkennung und Unterstützung erhalten.

Dazu zählt, dass Vereine, welche virtuelle Sportarten vertreten, in Zukunft als gemeinnützig anerkannt werden sollen und von entsprechenden steuerlichen Vorteilen profitieren dürfen.

Der DOSB sieht auf inhaltlicher Ebene große Unterschiede zwischen virtuellen Sportspielen wie FIFA, PES oder NBA 2K und den beliebten Spielen Counter Strike, League of Legends, Overwatch und Co.

Tatsächlich befinden sich auf der Liste der meist gespielten „eSports“ kaum virtuelle Sportarten, bzw. sind diese deutlich weniger beliebt bei „eSportlern“ und Zuschauern. Unitymedia hat zum Thema eine Top 10 der beliebtesten Spiele erstellt. Die Rangliste basiert dabei auf Zuschauerzahlen, Höhe der Preisgelder und Anzahl der Profispieler.

Top 10 eSports 2018

Dota 2

Counter-Strike: Global Offensive

Playerunknown’s Battlegrounds

Overwatch

League of Legends

Zwischen den Welten: Rocket League

Hearthstone: Heroes of Warcraft

Call of Duty: World War II

Fortnite

Heroes of the Storm

StarCraft II

Da die virtuellen Sportarten echte Bewegungssportarten repräsentierten, die grundsätzlich als gewaltfrei und gesund gelten, würde das Interesse an ebendiesen im Großen und Ganzen gefördert werden, was sich wiederum positiv auf Spieler insbesondere im Kinder- und Jugendalter auswirken könne.

Anders sehe es allerdings bei den eGaming Spielen aus, welche DOSB Vizepräsident Walter Schneeloch gar als „Ballerspiele“ bezeichnete. In einem Interview mit der Rheinischen Post sagte er, man wolle nicht unterstützen, dass Kinder stundenlang an der Spielkonsole säßen und dies fälschlicherweise als „Sport machen“ verstünden.

Besonders letzteres Argument sorgte nach langer Diskussion dafür, dass man beim DOSB jetzt von eGaming statt eSport spricht.

DOSB Präsident wiedergewählt

Nicht nur, was die Beschlüsse zu eGaming und virtuellen Sportarten betrifft, waren sich die anwesenden Delegierten einig. Auch bei der Wahl des DOSB Präsidenten, welche Tagesordnungspunkt 20.1 darstellte, gab es eine klare Mehrheit.

Die 400 Delegierten verfügten insgesamt über 444 Stimmen, von denen der aktuelle Vorsitzende Alfons Hörmann 383 erhielt. 61 Stimmen hingegen fielen auf den spontanen Gegenkandidaten Martin Engelhardt.

Horst Seehofer
Auch CSU Chef Horst Seehofer anwesend (BIld. Wikipedia)

Der deutsche Triathlon-Präsident stellte sich aus Protest gegen Hörmanns Führungsstil kurz vor der Wahl selbst als alternativen Kandidaten bereit. Engelhardt sagte offen, nicht mit Hörmann als Führungsperson zufrieden zu sein und bekräftigte, dass andere dies auch so sähen, aber nicht den Mut hätten, etwas zu sagen.

Hörmann versprach in seiner anschließenden Dankesrede, er würde fortan „einen Stil pflegen, der von Offenheit und Transparenz geprägt“ sei. Auch wolle er die Werte, die sein Gegner Engelhardt gefordert hatte, umsetzen.

Auch der anwesende Bundesinnenminister Horst Seehofer sprach Hörmann seine Unterstützung aus und kündigte an, dem DOSB für 2019 eine Etataufstockung auf 235 Millionen Euro zu garantieren.

Mit den Geldern wolle man nun endlich die bereits 2016 beschlossene Leistungssportreform voranbringen. Hörmann stand zuletzt unter heftiger Kritik, weil keine nennenswerten Fortschritte gemacht wurden.

Während es also fürs erste danach aussieht, als würde beim DOSB in allen Punkten einheitlich an einem Strang gezogen, wird es vermutlich auch in den nächsten vier Jahren von Hörmanns Amtszeit weitere Diskussionen mit Vertretern von Sport, eSport und der Politik geben.

Was jedoch die Anerkennung von eGaming als Sport anbelangt, ist beim DOSB keine baldige Umstimmung zu erwarten.