Sportwetten weiter im Visier: Bundessuchtbeauftragter fordert Werbeverbot
Posted on: 09/08/2022, 01:45h.
Last updated on: 11/08/2022, 10:39h.
Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert spricht sich für eine deutliche Einschränkung von Sportwetten-Werbung aus. Gegenüber der Mediengruppe Ippen erklärte der SPD-Politiker ein einem gestern erschienenen Artikel, dass Glücksspiel-Werbung und Sponsoring insbesondere im Profi-Fußball eine zu dominante Rolle einnähmen. Wünschenswert sei ein kompletter Verzicht.
Blienert sieht schlechte Entwicklung bei Sportwetten-Werbung
Mit dem anstehenden Beginn der Fußball-Bundesliga und der Fußball-WM in greifbarer Nähe kommen auf die Anbieter von Sportwetten lukrative Zeiten zu.
Während sich Wettfreunde und Betreiber auf spannende Spiele und zugehörige Quoten freuen, zeigen sich Suchtexperten unzufrieden mit dem ihres Erachtens zu liberalen Umgang mit dem Glücksspiel im sportlichen Kontext.
Insbesondere die Tatsache, dass der Profi-Fußball beinah flächendeckend auf finanzielle Unterstützung aus der Glücksspiel-Branche setzt, stößt auf herbe Kritik. So macht sich mit Burkhard Blienert aktuell auch der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung für „eine vernünftige Werberegulierung“ stark.
Der Ippen.Media-Plattform merkur.de gegenüber wies Blienert mit Blick auf die Verquickung von Sportwetten und Spitzenfußball nun auf eine „ganz schlechte Entwicklung“ hin:
Man fragt sich ja schon fast, was eigentlich im Vordergrund steht, der Sport oder das große Wettbusiness.
Konkret könne sich Blienert eine Regulierung von Sportwetten-Werbung nach Vorbild des Umgangs mit Online-Casinos vorstellen. Für diese gilt ein Werbeverbot in Rundfunk, Fernsehen und Internet zwischen 6 Uhr und 23 Uhr. Derartige Einschränkungen könnten dem SPD-Mann zufolge eine Stärkung des Jugendschutzes darstellen.
Breite Kritik an Sportwetten-Werbung
Unterstützung erhalte Blienert unter anderem von Grünen-Politiker Philip Krämer. Das Mitglied des Sportausschusses des Bundestages halte eine zunehmende Werbung für Sportwetten ebenfalls für „höchst problematisch“.
Neben der Politik könnten diesbezüglich auch die Vereine in die Pflicht genommen werden, beispielweise durch eine Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Sportwetten-Werbung. Auch die rheinland-pfälzische CDU-Landtagsabgeordnete Katja Leikert sehe Handlungsbedarf im Umgang mit den Sportwetten-Vorgaben.
Mit ihren Forderungen nach einem deutlich restriktiveren Umgang mit der Sportwetten-Werbung stehen die Politiker nicht allein. So nahm in der vergangenen Woche das Bündnis gegen Sportwetten-Werbung (BgSwW) öffentlich seine Arbeit auf. Unter dem Motto „Für echten Sport. Ohne Abzocke“ fordern die Akteure eine strenge Regulierung von Sportwetten-Werbung bei gleichzeitiger Stärkung von Präventions- und Hilfsangeboten. Zu den bislang 15 beteiligten Organisationen gehören unter anderem die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen und der Fachverband Glücksspielsucht sowie Transparency International Deutschland und das Fanbündnis Unsere Kurve.
Wenig überzeugt von einem strengeren Umgang mit der Sportwetten-Werbung in Deutschland habe sich derweil unter anderem der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU, Stephan Mayer, gezeigt.
Er verwies den Journalisten gegenüber auf den erst im vergangenen Jahr in Kraft getretenen neuen Glücksspielstaatsvertrag. Bei diesem handele es sich um einen fairen und guten Kompromiss. Ein Verbot von Sportwetten-Werbung, so Mayer, sei deshalb „nicht erforderlich“.
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