Rekordstrafe: Glücksspiel-Konzern Entain zur Zahlung von 17 Mio. GBP verurteilt
Posted on: 17/08/2022, 01:01h.
Last updated on: 18/08/2022, 09:05h.
+++ UPDATE +++
Entain nahm am Dienstag Stellung zu der Geldstrafe. Man befinde sich in einem konstruktiven Einigungsprozess mit der UKGC und sei äußerst bemüht, die monierten Missstände schnellstens abzustellen. Einige der Problemfelder seien bereits behoben.
So setze Entain beim Spielerschutz seit vergangenem Jahr auf ein KI-gestütztes Tool, welches das Online-Spielerhalten der Kunden protokolliere. Im Falle gehäufter und höherer Einsätze werde Alarm geschlagen, damit Mitarbeiter die Betroffenen kontaktierten, um das Problem zu beheben.
+++ UPDATE ENDE +++
Der britische Glücksspiel-Konzern Entain ist aufgrund von Missständen bei seinen Anti-Geldwäsche-Maßnahmen und seiner sozialen Verantwortung Spielern gegenüber zu einer Rekordstrafe von 17 Mio. GBP (20,2 Mio. Euro) verurteilt worden. Dies gab die britische Glücksspiel-Behörde [Seite auf Englisch] UK Gambling Commission (UKGC) am Mittwoch bekannt.
Nach Angaben der UKGC habe Entain sowohl in seinen terrestrischen Spielstätten als auch in seinen Online-Angeboten von Ende 2019 bis Oktober 2020 gegen die staatlichen Vorgaben verstoßen. Im Online-Bereich sei die Schwere der Verfehlungen erheblich größer gewesen.
Der UKGC-Vorsitzende Andrew Rhodes erklärte dazu:
Unsere Untersuchung hat schwerwiegende Versäumnisse aufgedeckt, die zur bisher größten Geldstrafe geführt haben. Es gab völlig inakzeptable Versäumnisse bei der Bekämpfung von Geldwäsche und sicherem Glücksspiel.
In Fragen der sozialen Verantwortung wirft die UKGC Entain eine ungenügende Kommunikation mit Kunden und mangelnden Spielerschutz vor. Auf diese Weise hätten einzelne Spieler Hunderttausende verloren. Dies sei sowohl online als auch im terrestrischen Geschäft geschehen.
Zudem hätten Kunden ohne vorherige Prüfung hohe Summen einzahlen können. Dies ermögliche potenzielle Geldwäsche. Rhodes betonte, dass sich Anbieter generell bewusst sein müssten, dass sie geschäftliche Interessen niemals über Regulierungs- und Compliance-Vorgaben stellen dürften.
Unterschiedliche Strafen für Online- und Offline-Bereich
Die größeren, im Online-Geschäft identifizierten Verstöße schlagen sich auch in der Höhe der Geldstrafe nieder. So muss die Entain-Tochter LC International Limited, die unter anderem die Webseiten von Marken wie bwin, Coral oder Partypoker betreibt, mit 14 Mio. GBP den Löwenanteil der Strafe begleichen.
Die Rekordstrafe trifft ein Unternehmen, dessen Geschäfte glänzend laufen. Vor wenigen Tagen veröffentliche Entain seine Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2022. Über alle Marken und Märkte hinweg verzeichnete der Glücksspiel-Konzern ein Umsatzwachstum von 18 %. Auch der Gewinn entwickelte sich gut. Hier generierte Entain in den ersten sechs Monaten einen Überschuss von 471 Mio. GBP.
Im Offline-Bereich traf es den Sportwetten-Anbieter Ladbrokes. In dessen über 2.700 britischen Wettbüros seien die Spielerschutz- und Anti-Geldwäsche-Bestimmungen ebenfalls nicht hinreichend berücksichtigt worden, so die UKGC. Deshalb habe die Behörde Ladbrokes mit einer Geldbuße von 3 Mio. GBP belegt.
Entain unter Beobachtung
Erschwerend komme hinzu, dass Entain bereits zum wiederholten Mal negativ aufgefallen sei. Rhodes warnte den Anbieter vor weiteren Verfehlungen. Er sagte:
Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass wir sie sehr sorgfältig überwachen werden und dass bei weiteren schwerwiegenden Verstößen der Entzug ihrer Betriebsgenehmigung eine sehr reale Möglichkeit darstellt. Wir erwarten etwas Besseres und die Verbraucher haben etwas Besseres verdient.
Entain betonte in einem Statement die Tatsache, dass die UKGC bei ihrer Prüfung keinerlei Hinweise auf illegale Finanztransaktionen festgestellt habe.
Auch die Aktionäre müssten sich keine Sorgen machen, dass die Strafe zu bösen Überraschungen im kommenden Geschäftsergebnis führe. Sie sei bereits in den Halbjahreszahlen berücksichtigt worden. An der Börse gab der Kurs der Entain-Aktie am Mittwoch nur leicht um 3 % nach.
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