William Hill verlangt von Vermietern Mietnachlass, um FOBT-Verluste auszugleichen
Posted on: 26/03/2019, 01:02h.
Last updated on: 26/03/2019, 01:24h.
Der britische Wettanbieter William Hill geht einen ungewöhnlichen Schritt, um erwartete Verluste aus dem Betrieb seiner Wettbüros auszugleichen: Er verlangt von den Vermietern seiner Ladengeschäfte einen Mietnachlass von bis zu 50 %.
Medienberichten zufolge hat das Unternehmen in den letzten Wochen einem Großteil der Vermieter seiner Wettbüros Briefe zukommen lassen, in denen der Anbieter Preisnachlässe für seine Mietobjekte fordert.
William Hill macht die Reduzierung der FOBT-Einsatzlimits für Umsatzrückgang verantwortlich
Der Buchmacher bestätigte am gestrigen Montag, dass er die über 2.000 Vermieter angeschrieben hätte. Als Begründung gab der Absender die schwierige geschäftliche Lage seiner Shops nach der zum 01. April eingeführten Reduzierung bei den fixed odds betting terminals (FOBTs) an.
Die FOBTs sind für die Wettbüros ein bedeutender Umsatzbringer. In einigen Shops sind sie nach Angaben des Unternehmens für bis zu 50 % der Einnahmen verantwortlich.
Das Unternehmen begründet die Bitte in dem Schreiben folgendermaßen:
“Die verschärften Regelungen führen dazu, dass die Kosten in vielen Geschäften steigen werden, während die Einnahmen gleichzeitig signifikant und in manchen Fällen um bis zu 50 % sinken. Deshalb bitten wir alle Vermieter darum, William Hill dabei zu helfen, seine Position als herausragender Wettanbieter in unseren Einkaufsstraßen zu behalten. Unsere Kunden können so weiter dabei mithelfen, die Vitalität dieser Einkaufsstraßen zu sichern.”
Gleichzeitig macht das Unternehmen deutlich, dass die Zeit drängt. Da die Reduzierung schon am kommenden Montag in Kraft tritt, müssten schnell Resultate erzielt werden, um die geschäftliche Perspektive der Shops zu sichern. William Hill schreibt dazu:
“Wir können es uns nicht leisten, länger zu warten, denn dies führt lediglich dazu, dass nach und nach immer mehr Geschäfte schließen werden.”
Sollten die Vermieter dem Anliegen zustimmen, würde William Hill die Mietzahlungen rückwirkend ab dem 25. März reduzieren. Man kann davon ausgehen, dass sich die Vermieter eine Zustimmung sehr gut überlegen werden, denn im Falle einer Senkung dürften sie sich mit vergleichbaren Anliegen der anderen Buchmacher konfrontiert sehen.
Für den Fall, dass ihre Forderungen nicht erfüllt werden, ließ William Hill jedoch eine deutliche Warnung durchklingen:
“Wir hoffen, dass vielen Vermietern ein Shop mit niedrigeren Mietzahlungen lieber ist als ein leeres Geschäft.”
Damit treffen sie einen wunden Punkt, denn auch in Großbritannien haben die Vermieter in Zeiten vielerorts sinkender Kaufkraft, des drohenden Brexits und des boomenden Onlinehandels immer größere Schwierigkeiten, ihre Ladenflächen in der High Street zu vermieten.
Branche sieht Zehntausende Jobs in Gefahr
Mit derzeit etwa 2.300 Shops ist William Hill Großbritanniens zweitgrößter Wettanbieter. Doch die stolze Zahl an Geschäften könnte bald Geschichte sein, wenn der Buchmacher seine Drohung wahrmacht und mit 900 Geschäften über ein Drittel der Wettbüros dichtmacht.
Nicola Frampton, bei William Hill verantwortlich für den Immobilienbereich, sagte zu den Beweggründen des Unternehmens:
“Der Grund des Schreibens ist, die Vermieter darüber zu informieren, dass wir in Bezug auf die Größe unserer Wettbüros vor sehr schweren Entscheidungen stehen, und dass diese Entscheidungen sich direkt auf unsere Vermietungspartner auswirken werden.”
Die britische Regierung hatte sich im letzten November nach langen Diskussionen dazu entschlossen, die Maximaleinsätze an den FOBTs von derzeit 100 Pfund auf nur noch 2 Pfund zu reduzieren.
Der Schritt, der von vielen Politikern und Spielschutzorganisationen begrüßt worden war, hatte zu einem wahren Entrüstungssturm bei der Glücksspiel-Industrie geführt. Die Kritiker aus der Branche argumentieren, dass der Schritt die Geschäftsgrundlage unzähliger Wettbüros ernsthaft gefährde.
Sie warnten, dass zwischen 15.000 und 20.000 Jobs in Gefahr seien, wenn die Anbieter in Folge der Reduzierung Tausende ihrer Shops schließen müssten. Allein das Unternehmen Betfred plant demnach, bis zu 4,500 Stellen abzubauen. Eine Schließung der 900 Shops von William Hill hätte zahlenmäßig vergleichbare Ausmaße.
Neben dem Management dürften deshalb auch die Angestellten der betroffenen Wettbüros mit größtem Interesse die Antworten der Vermieter erwarten, da ein Nachlass bei den Mieten die Chancen erhöhen würde, dass die Shops nicht geschlossen werden.
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