Nach Gehaltsskandal: Chef der britischen Fußballer-Gewerkschaft tritt zurück
Posted on: 28/03/2019, 01:00h.
Last updated on: 28/03/2019, 01:24h.
Gordon Taylor (74), langjähriger Gewerkschaftsführer der britischen Professional Footballers Association (PFA), hat am Mittwoch seinen Amtsrücktritt bekannt gegeben. Der Fußballfunktionär war für die PFA 38 Jahre im Dienst, geriet in den letzten Monaten allerdings wegen Unstimmigkeiten in den Finanzen der Spielervereinigung unter Druck.
Taylor, der seinen Posten als CEO der PFA seit 1981 innehatte und in Großbritannien die Interessen professioneller Fußballer gegenüber Vereinen und Ligen vertrat, ist nicht die einzige Führungsfigur, die bei der Organisation den Hut nehmen muss.
Nach internen Querelen um eine geplante Geschäftsprüfung müssen auch der Vorsitzende der PFA, Ben Purkiss (34), und ein Teil des Management-Teams ihre Posten räumen.
Kritiker warfen Gordon Taylor und dem Leitungsstab der PFA wiederholt vor, einen Großteil der Jahreseinnahmen nicht für die sozialen Programme des Verbands, sondern für Fremdzwecke gebraucht zu haben.
Im Rahmen der Auseinandersetzung rückte auch Taylors Gehalt in den Fokus. Während dem Gewerkschaftsboss inklusive Boni und Zuschlägen zwischen 2016 und 2017 2.2 Millionen Pfund (ca. 2.5 Millionen Euro) Gehalt gezahlt wurden, gab die PFA nur einen Bruchteil dessen für die Interessen seiner Mitglieder aus.
Vergangene Kontroversen um Sexismus, unbezahlte Spielschulden und Millionenausgaben für Kunstgemälde nährten den Unmut von Mitgliedern, die in einem offenen Brief den Rücktritt Taylors forderten.
Das ist die Professional Footballs Association (PFA)
Die PFA (Link auf Englisch) ist die größte professionelle Fußballergewerkschaft Großbritanniens. Die Organisation wurde bereits im Jahre 1907 gegründet und ist die älteste Sportgewerkschaft weltweit.
Die Vereinigung hat aktuell mehr als 4.900 Mitglieder, die von der PFA bei Vertragsstreitigkeiten und in sozialen Notlagen unterstützt werden. Die PFA hilft mit ihren Geldern auch, die Suchtprävention und medizinische Behandlung von ehemaligen Profifußballern zu fördern. Sie gibt außerdem Mittel an Forschungsprojekte, die sich zu Beispiel mit dem Zusammenhang von Kopfbällen und bleibenden Hirnerkrankungen wie Demenz befassen.
Um bei der PFA Mitglied werden zu können, wird ein Jahresbeitrag von 150 Pfund (ca. 175 Euro) verlangt. Einen Großteil seiner Einnahmen bezieht die PFA aus Beiträgen der Premier League-Clubs und TV-Gebühren.
Der lange Weg des Gordon Taylor
Gordon Taylor hat in seiner Fußballerkarriere viel erreicht. Als Flügelspieler stand der Brite seit 1962 bei den Bolton Wanderers unter Vertrag, wechselte nach 250 Pflichtspielen nach Birmingham City und beendete seine Karriere im Jahre 1980 beim Bury F.C.
Noch während seiner Profikarriere entschied sich Taylor, eine Funktionärslaufbahn bei der PFA einzuschlagen und legte einen erstaunlichen Aufstieg hin. 1972 wurde Taylor ins Management der Organisation berufen und nur sechs Jahre später zum Vorsitzenden gewählt.
Im Jahre 1981 folgte schließlich die „Krönung“ zum Geschäftsführer der PFA und damit zu einem der mächtigsten Sportfunktionäre des Vereinigten Königreichs.
Taylor setzte sich vor allem in den frühen Jahren seines Wirkens stark für die Belange von Spielern ein. So war er federführend beim Entwurf eines Rentenvertrages für professionelle Fußballer und sorgte sich um deren finanzielle Absicherung im Alter.
Auch in der Nachwuchs- und Gemeinschaftsarbeit leistete Taylor einen großen Beitrag für die Entwicklung des britischen Fußballs und der Fan-Community.
Als Höhepunkt seines Schaffens gilt jedoch die Beteiligungsvereinbarung, die Taylor im Namen der PFA mit der Premier League schloss. Nachdem prominente PFA-Mitglieder wie David Beckham im Jahre 2001 mit einem Streik drohten, sollte die Liga ihre Spieler nicht stärker unterstützen, entschied sich die Premier League dazu, Einnahmen aus TV-Übertragungen zum Teil an die Spielergewerkschaft abzutreten.
Der Deal garantierte der PFA über drei Jahre Zahlungen von insgesamt 52.2 Millionen Pfund (ca. 60 Millionen Euro), die den Interessen der Spieler zugutekommen sollten.
Ein Mann der Kontroversen
Während seiner langen Funktionärstätigkeit sorgte Taylor aber auch immer wieder für veritable Skandale und Ausrutscher, die einen Schatten über seine Tätigkeit warfen.
Unter seiner Führung musste die PFA im Jahre 1998 7.500 Pfund (ca. 8.700 Euro) an die Fußball-Agentin Rachel Anderson zahlen. Anderson wollte eine Veranstaltung der PFA besuchen, wurde aber aufgrund ihres Geschlechts abgewiesen.
2013 berichteten Zeitungen darüber, dass Taylor Spielschulden in Höhe von 100.000 Pfund (ca. 116.800 Euro) angehäuft hatte, und dies obwohl die PFA ehemalige Fußballer bei der Behandlung von pathologischer Spielsucht berät.
Taylor scheint mit dem angekündigten Rücktritt nun die Konsequenzen aus den Skandalen zu ziehen. Wer ihn als Geschäftsführer der PFA beerben wird, ist noch nicht klar.
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