Volle Fahrt voraus: FC St. Pauli entert eSports

Posted on: 10/04/2019, 11:47h. 

Last updated on: 21/06/2019, 05:26h.

Der Hamburger Fußballverein FC St. Pauli hat am Dienstag angekündigt, seine Segel zukünftig Richtung eSports und Gaming ausrichten zu wollen. Der Bundesliga-Zweitligist will den Start in sein eSports-Engagement ab dem 13. Juli 2019 mit dem „congstar Mobile Gaming Festival“ feiern und ab 2020 auch in der Virtual Bundesliga mitmischen.

Piratenflagge
“Die Piraten” vom FC St. Pauli werden bald die Virtual Bundesliga unsicher machen. (Quelle: Wikipedia)

Durch den Einstieg in den elektronischen Leistungssport erhofft sich der FC St. Pauli einen Zugang zur stetig wachsenden Gaming-Community und ihrer Fan-Szene.

Ein wohlüberlegter Schritt

St. Pauli Marketing-Chef Martin Durst ließ in einem Vereins-Statement verlauten, dass das Engagement im eSports-Bereich keineswegs diskussionslos über die Bühne ging.

St. Pauli Logo
Der FC St. Pauli gilt als kultiger Kiezclub mit rebellischem Charme. (Quelle: Wikipedia)

So habe man zwei Jahre vereinsintern darüber gesprochen, ob die neue Plattform zu den Werten des FC St. Pauli passe.

Die Verantwortlichen hätten dabei festgestellt, dass eine große Schnittmenge zwischen eSports und der Vereinsarbeit bestünde, die einen Mehrwert für die Gemeinschaft stiften könne.

Diesen will der Hanse-Verein durch gezielte Projekte vergrößern, die den Fußball-Club und die Gaming-Subkultur noch näher zusammenbringen sollen. So ist am Millerntor-Stadion ein Event zum Thema Gaming-Design geplant, welches kleineren Publishern die Möglichkeit bieten soll, ihre Designs abseits der kommerziellen Gaming-Messen präsentieren zu können.

Dem FC St. Pauli ginge es mit dem Vorhaben insgesamt um mehr als nur den sportlichen Erfolg, betonte Durst:

„Wir wollen nicht einfach Profispieler verpflichten, sondern wertebasiert scouten, um die zu uns passenden SpielerInnen zu finden, mit denen wir in der Virtual Bundesliga antreten. Salopp gesagt: Wir wollen zunächst keine Pokale gewinnen, sondern die Herzen der Community“

Dieses Ziel soll unter anderem durch die Förderung von Mädchen und Frauen erreicht werden, die in der Gaming-Szene noch immer unterrepräsentiert sind. Außerdem wolle man eCamps anbieten, bei denen Kinder sowohl real als auch elektronisch kicken können.

Die große Auftaktparty

Wie das Hamburger Abendblatt berichtete, soll der Einstieg in das neue Betätigungsfeld mit einem Mobile-Gaming-Festival gefeiert werden, das vom Telekommunikationsunternehmen Congstar gesponsert wird.

Im Ballsaal der Südtribüne des Millerntor-Stadions sollen während des Festivals zahlreiche Veranstaltungen zum eSports stattfinden und zusätzliche Entertainment-Angebote offeriert werden.

Diese ungewöhnlichen Vereinsabteilungen gründete St. Pauli in den letzten Jahren neu

Die eSport-Sparte ist die neueste in einer ganzen Reihe von Abteilungsgründungen, die den Verein in den letzten Jahren bereicherten. So gründeten sich im Jahre 2011 die „Dart-Piraten“. Im Jahre 2014 traten schließlich die „Roller Derby Club Harbor Girls Hamburg“ dem FC St. Pauli bei. 2017 bildete sich die Abteilung „Pipes & Dreams“, die den Aufbau einer Pipe Band im schottischem Stil zum Ziel hat.

So sollen Influencer und bekannte Gamer im Rahmenprogramm des Events mit von der Partie sein.

Großes Anliegen des Vereins sei es, eSports-Skeptiker und Gamer zusammenzubringen, um so mögliche Vorurteile gegenüber dem digitalen Sport auszuräumen.

Um das Mobile-Gaming-Festival ganz nach dem Geschmack der Spieler auszurichten, darf das Publikum zudem im Vorfeld über die Inhalte abstimmen.

Fußball und eSports, die Kombination der Zukunft?

Nachdem die erste Saison der virtuellen Bundesliga endete und Werder Bremen als neuer Deutscher Meister gekürt wurde, herrscht geradezu ein Hype um das elektronische Rasenschach. So stellte der DFB erst vor einer Woche seine erste eNationalmannschaft vor, die vom 13. April bis zum 14. April 2019 am internationalen „Nations Cup“ in London teilnehmen soll.

Zusätzlich berät man in den Gremien des DFB derzeit über die Schaffung eines virtuellen DFB Pokals. Wie DFB Generalsekretär Friedrich Curtius sagte, wolle der DFB konkrete Angebote schaffen, e-Fußball durch Wettbewerbe auf Landesverbandsebene zu etablieren. Der e-DFB-Pokal solle Amateuren die Chance geben, gegen eSports-Profis antreten zu können.

Alles nur aus Liebe zum (virtuellen) runden Leder?

DFB Logo
Auch der DFB scheint zukünftig in den eSports-Bereich investieren zu wollen. (Quelle: Pixabay)

Fraglich bleibt, ob das eSports-Engagement von Fußballvereinen und Dachorganisationen tatsächlich nur von der Liebe zum runden Leder angetrieben wird.

Der elektronische Sport ist ein boomendes Geschäft, das bereits in diesem Jahr mehr als eine Milliarde Euro umsetzen könnte und jährlich Millionen von Zuschauer vor die Livestreams zieht.

Das Marketingpotential von eSports ist deshalb riesig, und mit dem Einstieg von Großsponsoren wie BMW, Nissan und Mercedes-Benz winken erfolgreichen eSport-Teams lukrative Werbeverträge.

Gleichzeitig ist der Ausgabenanteil bei eSports relativ gering, was die Gründung von eSport-Fußballmannschaften für deutsche Vereine umso lohnender machen könnte.