Airbnb kostet Las Vegas Casino-Hotels 150 Mio. US-Dollar
Posted on: 19/04/2019, 05:30h.
Last updated on: 18/04/2019, 12:51h.
Dass die Online-Zimmervermittler von Airbnb zu einer ernsten Bedrohung für die Hotelbranche werden könnten, zeigt sich besonders deutlich in Las Vegas. Einer aktuellen Studie zufolge verloren die Casino-Hotels am Strip im letzten Jahr Einnahmen in Höhe von etwa 150 Millionen US-Dollar durch den unliebsamen Konkurrenten.
Die in dieser Woche veröffentlichte Untersuchung der New Yorker Marktforscher von Telsey Group Advisory förderte zutage, dass das rasant wachsende Zimmerangebot von Airbnb in Las Vegas und die günstigen Preise zu dem dreistelligen Millionenverlust der Hotelbranche geführt haben.
Bald eine Million Airbnb-Gäste?
Das mittlerweile milliardenschwere Startup bietet in Nevadas Metropole Tausende von Zimmern an und vermittelte im letzten Jahr 718.000 Übernachtungen. Doch damit ist das Potential der Plattform nach Ansicht der Analysten noch lange nicht ausgereizt.
Brian McGill von der Telsey Group schätzt, dass die Anzahl der Besucher in diesem Jahr auf über eine Million und damit um weitere 40 % anschwellen könnte. McGill sagte zu der Entwicklung:
“In den letzten Jahren ist Airbnb in Las Vegas explosionsartig gewachsen und aktuelle Recherche-Trends bestätigen, dass sich dies in naher Zukunft fortsetzen wird.”
Der Hauptgrund für die rasant gestiegenen Gästezahlen liegt laut Angaben der Analysten in dem günstigen Angebot, das Airbnb seinen Kunden macht: Bei Zimmerpreisen ab 20 US-Dollar sparen sie dort im Vergleich zu den Hotels leicht 100 US-Dollar.
Für die mehr als 40 Millionen Besucher im Jahr bietet Las Vegas über 150.000 Hotelbetten an. Damit ist das Spielerparadies die Stadt mit dem weltweit größten Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten.
Acht der zehn weltgrößten Hotels liegen rund um den Strip und auch das zweitgrößte Hotel der Welt befindet sich in Las Vegas: Mit seinen gut 7.100 Zimmern wird das Venetian Resort Hotel nur vom Genting Highlands in Malaysia übertroffen, welches über 7.351 Zimmer verfügt.
Erschwerend kommt hinzu, dass die offiziellen Hotelpreise durch Casinogebühren von 30 bis 50 US-Dollar, die die meisten Casino-Resorts am Strip pro Übernachtung verlangen, weiter in die Höhe getrieben werden. Airbnb verzichtet auf derartige Zusatzkosten, was das Einsparpotential für die Gäste noch größer macht.
Niedrige Preise ziehen Kunden an
Aus diesem Grund scheinen immer mehr preisbewusste Besucher auf die Onlineplattform auszuweichen. Dies träfe der Studie zufolge gerade auf nachfragestarke Zeiten wie der alljährlich in Las Vegas stattfindenden Poker-WM oder dem Anfang Februar in der Stadt ausgetragenen Super Bowl zu.
Zu diesen Terminen sei bei den großen Hotels das Kontingent an günstigen Zimmern meist frühzeitig vergriffen und darüber hinaus würden häufig Hochsaison-Zuschläge fällig. Die steigenden Preise würden jedoch zu einem wachsenden Problem für die Hotellerie: Anstatt die hohen Raten zu akzeptieren, wichen potentielle Kunden auf Airbnb aus und sorgten so für eine sinkende Hotelauslastung und geringere Einnahmen.
In ihrer Studie schreiben die Analysten dazu:
“Dies ist besonders während großer Veranstaltungen problematisch, denn die Durchschnittserträge pro Zimmer stehen dann besonders unter Druck.
Derzeit mache die Gesamtzahl der über Airbnb gebuchten Zimmer nach Berechnungen der Telsey Group zwar lediglich 1,7 % aller Übernachtungen in Las Vegas aus, angesichts der zweistelligen jährlichen Wachstumsraten sei es jedoch kein Wunder, dass Hotel-Resorts in Las Vegas sich besorgt zeigten.
Airbnb: Der weltweite Hotelschreck
Die Situation in Las Vegas ist kein Einzelfall. Weltweit befindet sich das Hotelgewerbe insbesondere in den Metropolen im harten Kampf mit der Onlineplattform. Dabei sind es auch in Städten wie New York, London oder Tokio die oft dreistelligen Zimmerpreise, die dafür sorgen, dass Besucher bei Airbnb nach einer kostengünstigen Alternative suchen.
In der Hotellerie regt sich schon lange Kritik an Airbnb, dessen Zimmeranbieter keine der strengen Regeln erfüllen müssen, die für das offizielle Gastgewerbe gelten. Hinzu kommt, dass gerade in nachgefragten Gegenden immer mehr Wohnungen als reine Airbnb-Appartements zweckentfremdet wurden, was den dort bereits herrschenden Mangel an Wohnraum weiter verschlimmere.
Aus diesem Grund häuften sich die Klagen gegen die Plattform und auch die Städte sahen sich zum Handeln gezwungen. Metropolen wie New York, London oder Berlin haben deshalb begonnen, den Zimmervermietern strenge Regeln aufzuerlegen.
Dazu gehört, dass die Wohnung nur zwischen 30 bis 60 Tagen im Jahr vermietet werden dürfen. Auch in Las Vegas dürfen gewerbliche Vermieter ihre Zimmer und Wohnungen seit Anfang 2019 nur noch maximal 31 Nächte im Jahr anbieten.
Die Einschränkung gilt jedoch bisher nicht für private Angebote. Es wird sich zeigen, ob die neue Bestimmung den Boom von Airbnb in Las Vegas beenden wird. Die Urheber der Studie gehen nicht davon aus.
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