Japanisches Bildungsministerium bringt Glücksspielsucht-Prävention an die Schulen
Posted on: 06/05/2019, 09:31h.
Last updated on: 08/05/2019, 09:14h.
In Japan gab das Bildungsministerium Referenzdokumente für Oberschul-Lehrer heraus, die diese bei der Prävention von Glücksspielsucht im Unterricht unterstützen sollen. Dies ist eine der Maßnahmen, die die japanische Regierung seit Legalisierung des Glücksspiels im vergangenen Juli und im Vorfeld der Lizensierung der ersten Casinos ergriff, um die Bevölkerung vor Suchterkrankungen zu schützen.
Die betreffenden Dokumente sind, wie die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press (Seite auf Englisch) gestern berichtete, auf die neuen Richtlinien für den Schulcurriculum abgestimmt, der von 2022 an gelten wird, und zielen darauf ab, das Verständnis der Lehrer für die Entstehung von Abhängigkeiten zu verbessern. Der neue Schulcurriculum sieht vor, dass im Sportunterricht die Prävention von psychischen Erkrankungen auf dem Plan stehen soll.
Illustrationen zur Erklärung von Suchtentstehung
Die vom Bildungsministerium herausgegebenen Dokumente ordnen Sucht als eine psychische Erkrankung ein. Sie fordern dazu auf, den Schülern beizubringen, dass die übermäßige Teilnahme am Glücksspiel ein Risikofaktor für die Entstehung von Abhängigkeiten sei und damit das tägliche Leben beeinträchtigen könne. Neben der Glücksspielsucht werden auch weitere mögliche Suchterkrankungen wie die Drogenabhängigkeit und der Alkoholismus thematisiert.
Weiterhin heißt es, dass der wiederholte Gebrauch von Drogen und weiteren Substanzen zu einem Anstieg sowohl der Menge als auch der Häufigkeit des Konsums und damit zu Gesundheitsproblemen führe. Abhängige könnten ihre Gewohnheiten nicht einfach nach Belieben wieder aufgeben, warnen die Dokumente. Stattdessen müssten Süchtige in speziellen medizinischen Einrichtungen behandelt werden.
Mit Illustrationen werden die Mechanismen des Gehirns beschrieben. So wird zum Beispiel gezeigt, wie die Ausschüttung von Dopamin das Zentralnervensystem anregt und angenehme Gefühle verursacht.
Das Maßnahmenpaket der japanischen Regierung zur Vermeidung von Spielsucht
Die Erstellung der Referenzdokumente ist Teil der umfassenden Anti-Spielsucht-Strategie, die die japanische Regierung im April einführte. Später in diesem Jahr sollen weitere Dokumente für Kinder erstellt werden, deren Inhalte an die jeweiligen Entwicklungsstadien angepasst werden sollen.
Mit den Maßnahmen wird die Lizensierung von Casinos in Japan vorbereitet, die seit Verabschiedung des neuen Glücksspielgesetzes im vergangenen Jahr nun in Japan legal sind.
Das Glücksspiel in Japan
Bis zur Verabschiedung des Casino-Gesetzes waren in Japan ausschließlich Wettspiele bei Pferde-, Rad- und Bootsrennen sowie das Automatenspiel Pachinko erlaubt, das in Japan als Unterhaltung und nicht als Glücksspiel gilt. Die Pachinko-Maschinen bringen dem Land einen jährlichen Umsatz von rund 150 Milliarden Euro, allerdings sinken die Einnahmen seit den 1990er Jahren und bereits im Jahr 2014 wurde die Legalisierung von Casinos in Japan diskutiert, um dadurch die Einnahmen der Regierung anzukurbeln.
Die nun erlaubten Casinos sollen einerseits die Wirtschaft, andererseits den Tourismus ankurbeln. Gegner des neuen Glücksspielgesetzes warnen allerdings, dass der Effekt nicht so groß wie erwartet ausfallen wird. So sagte Casino-Spezialist Professor Toru Mihara:
„Der Beitrag, den Casinos zum Tourismus beisteuern, liegt mit Sicherheit unter fünf Prozent. Zahlenmäßig wird das also nicht allzu viel bringen. Die Regierung betont ja gerne, dass vor allem die Ausländer ihr Geld in die Casinos tragen sollen. Aber davon können die Betreiber nicht leben. Ich halte die Annahme, dass 80 Prozent der Casino-Kundschaft Japaner sein werden, für absolut realistisch.“
Da die ersten Lizenzen voraussichtlich nicht vor dem Jahr 2020 vergeben werden, bleibt noch genügend Zeit, um weitere Maßnahmen zur Prävention von Suchterkrankungen in der Bevölkerung zu implementieren.
Glücksspiel-Suchtprävention an deutschen Schulen
Für die Prävention der Glücksspielsucht werden auch in Deutschland die Schulen mit einbezogen. So wurde beispielsweise im Kreis Traunstein erst im April ein Kooperationsvertrag zwischen der AOK und der Caritas geschlossen, nach dem die AOK suchtpräventive Workshops der Caritas Fachambulanz für Suchterkrankungen unterstützten soll.
Die Caritas führt diese Workshops in den fünften bis zehnten Klassen aller Schulen sowie an den Berufsschulen im Kreis Traunstein durch. Dabei wird nicht nur die Glücksspielsucht thematisiert, sondern auch Suchterkrankungen wie Alkoholsucht, Drogenabhängigkeit und Mediensucht werden besprochen.
Maßnahmen, die sich – wie derzeit in Japan – an die Lehrer richten und zu deren Sensibilisierung beitragen, sind beispielsweise in Nordrhein-Westfalen zu finden. Dort gibt es das Präventionsprojekt „GLÜXXIT“, das sich vor allem an Lehrer an Berufsschulen richtet, da die dortigen Schüler ein doppelt so hohes problematisches Glücksspielverhalten aufwiesen wie die Besucher anderer Schulformen.
In Deutschland sind es vor allem Träger wie die Caritas, die Workshops und Schulungen zur Suchtprävention an Schulen durchführen. In Japan dagegen wird mit dem neuen Maßnahmenpaket die Prävention von Suchterkrankungen generell zum Teil des Lehrplanes im gesamten Land.
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