Australien: Melco übernimmt Crown-Anteile von James Packer für 1,76 Milliarden AUS-Dollar
Posted on: 02/06/2019, 05:30h.
Last updated on: 31/05/2019, 05:14h.
Der australische Milliardär und Casino-Mogul James Packer hat in der vergangenen Woche einen großen Teil seiner Anteile am Crown-Casino-Imperium für umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro an die Melco-Gruppe aus Hongkong verkauft. Dies bestätigten beide Unternehmen am späten Donnerstagabend und zeigen sich hocherfreut.
Nachdem vor wenigen Wochen Fusionsverhandlungen zwischen dem US-Unternehmen Wynn Resorts Ltd. und der Crown Gruppe von James Packard gescheitert waren, sicherte sich nun die Melco-Gruppe aus Hongkong einen Zuschlag an dem australischen Casino-Big Player.
Für 1,76 Milliarden AUS-Dollar wechselten rund 20 Prozent der vormals 46-prozentigen Anteile Packers an Crown den Besitzer. Dies gab die Privatinvestmentfirma des Milliardärs, Consolidated Press Holdings, in der Nacht auf Freitag bekannt.
Packers leiser Rückzug?
Packer selbst, der sich 2018 aufgrund „mentaler Probleme“ aus der Öffentlichkeit und von all seinen Verpflichtungen im Unternehmen zurückgezogen hatte, betonte in einem Statement, er sei begeistert von der Entscheidung Melcos und seines CEO Lawrence Ho, in Crown zu investieren.
Er hege nach wie vor großes Interesse an dem Erfolg des Unternehmens in der ersten Liga des Resort- und Glücksspielgeschäfts.
Gleichzeitig erklärte Packer, dass die beim ihm verbliebenen Anteile an Crown sein nunmehr einziges großes Investment darstellten.
Australischen Medien zufolge sollen Quellen aus dem Umfeld Packers bestätigt haben, dass sich der Unternehmer bereits seit geraumer Zeit von dem Casino-Konzern gelöst habe.
Unter internationalen Investoren sei bereits seit längerem klar, dass er zum Verkauf seiner Anteile an der auf einen jährlichen Umsatz von umgerechnet rund 1,9 Milliarden Euro geschätzten Gruppe bereit sei.
Melco übernimmt Crown-Anteile: War Vorstand war nicht unterrichtet?
Gleichzeitig sei auch der Crown-Vorstand zufrieden mit dem Verkauf an die Melco-Gruppe, berichten die Quellen weiter.
Zwar habe man die genauen Pläne Packers in Bezug auf seine Anteile nicht gekannt, dennoch stellten diese im Kontext der vorherigen Verhandlungen mit dem Wynn-Konzern aus Las Vegas keine Überraschung dar, so ein mutmaßlicher Insider:
Wir wussten, dass Packer Crown auf den Markt gebracht hatte, als Wynn anklopfte. Aber ich bin nicht sicher, ob das bedeutet, dass er alles zusammen verkaufen wird… und ich denke nicht, dass er es tut.
Man gehe nun davon aus, dass der Verkauf an Melco Crown guttun werde, da man sich bereits sehr gut kenne und die Hongkonger stets hervorragende Partner gewesen seien.
Zugang zu chinesischen High-Rollern?
Tatsächlich dürfte das Engagement der im asiatischen Raum bestens vernetzten Melco-Gruppe den Australiern einen erweiterten Zugang zum attraktiven Markt extrem reicher chinesischer High-Roller verschaffen.
Im Jahr 2016 waren 19 Crown-Mitarbeiter in China verhaftet und nach monatelanger Untersuchungshaft wegen Werbung für auf dem Festland verbotenes Glücksspiel verurteilt worden. Seither herrscht in Bezug auf die Angebote der Crown-Gruppe Unsicherheit unter der gutbetuchten und risikofreudigen chinesischen Casinoklientel.
Der insbesondere in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau aktive Glücksspielriese Melco könnte hier für Entspannung sorgen.
Barangaroo-Projekt im Fokus
Melcos CEO Lawrence Ho sieht laut eigenen Angaben ebenfalls großes Potenzial in der neuerlichen Zusammenarbeit mit den Australiern. Bereits von 2004 bis 2016 hatten beide Unternehmen Joint Ventures betrieben, bis die Vorfälle in China der Partnerschaft ein abruptes Ende bereiteten.
Ho betonte seine Zuversicht explizit in Bezug auf das in den Startlöchern stehende Crown-Großprojekt Barangaroo:
Die Crown Resorts in Perth und Melbourne sind Weltspitze-Ziele der Unterhaltungsbranche und ich glaube, dass das Crown-Sydney, ähnlich dem Melco Morpheus Gelände, ein architektonisches Leuchtturmprojekt für die Stadt, das Land und die Welt darstellen wird.
Das derzeit noch im Bau befindliche Casino-Resort Crown Sydney soll 2021 seine Pforten im Stadtteil Barangaroo öffnen. Mit über 271 Metern wird es das höchste Gebäude Sydneys und ein Luxustempel in jeglicher Hinsicht: Auch das Spielangebot soll nur nutzen können, wer über eine Crown-VIP-Mitgliedschaft verfügt.
Was bedeuten die alten Vereinbarungen?
Die Vorfreude Lawrence Hos auf das neue Prestigeprojekt könnte allerdings einen herben Dämpfer erleiden:
Teil der Voraussetzungen, die der Crown-Konzern 2014 erfüllen musste, um von der Regierung von New South Wales die Lizenz zum Bau des Barangaroo-Komplexes zu erhalten, war eine ungewöhnliche, aber verbindliche Zusage:
Hos Vater, der milliardenschwere Geschäftsmann Stanley Ho, müsse effektiv von jeglichen direkten oder indirekten Beteiligungen am oder Gewinnen aus dem Crown Sydney ausgeschlossen werden.
Stanley Ho hatte sich zuvor mit weiteren australischen Regulierungsbehörden überworfen und immer wieder im Verdacht gestanden, enge Kontakte zum organisierten Verbrechen zu pflegen. Er selbst hatte die Vorwürfe stets dementiert.
Die Crown-Gruppe hatte bereits im Vorfeld betont, dass die Geschäfte von Lawrence Ho (Seite auf Englisch) komplett unabhängig von denen seines Vaters seien. Zudem habe der Geschäftsmann die Prüfungen der Behörden ohne Beanstandungen durchlaufen.
Ob sich die Behörden von New South Wales hiermit zufriedengeben werden, ist ebenso ungewiss wie die möglichen Folgen für Melco in Australien, falls sie es nicht tun.
No comments yet