Geldmaschine Sportwetten: 9 Mrd. US-Dollar Umsatz in einem Jahr

Posted on: 16/06/2019, 05:30h. 

Last updated on: 14/06/2019, 01:09h.

In den USA entwickeln sich Sportwetten für die Anbieter zu einer wahren Goldgrube. Seit der Legalisierung vor einem Jahr erwirtschafteten die Wettbüros bereits über 9 Milliarden US-Dollar.

Wettbüro Sportwetten USA
In den USA boomen die Sportwetten (Bild: Flickr)

Nach der wegweisenden Entscheidung des US-Supreme Courts, der am 15. Mai 2018 das landesweite Sportwetten-Verbot für verfassungswidrig erklärt hatte, boomt das Geschäft mit den Wetten in immer mehr Bundesstaaten.

Allein in New Jersey, das im Juni 2018 gemeinsam mit Delaware zu den ersten Staaten gehörte, die Sportwetten einführten, wurden innerhalb eines Jahres 2,9 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Diese Zahl wird nur noch von Nevada übertroffen, wo im selben Zeitraum knapp 5,2 Milliarden US-Dollar eingenommen wurden.

Damit sind die beiden Staaten, die nicht zuletzt dank ihrer Casino-Hochburgen Las Vegas und Atlantic City beim US-Glücksspiel traditionell eine Vorreiterrolle spielen, auch bei den Sportwetten für einen Großteil der Einnahmen verantwortlich.

Während in Nevada und New Jersey mit Sportwetten längst Milliarden umgesetzt werden, müssen sich die Anbieter in den anderen Staaten mit weitaus geringeren Beträgen begnügen. Dort bewegen sie sich im Bereich von 93 Millionen (Rhode Island) bis 269 Millionen US-Dollar (Mississippi).

Sportwetten bald bedeutender als Casinos?

Casinos Las Vegas
Auch in den Casinos sprudeln die Einnahmen (Bild: Wikipedia)

Ein Ende des Wachstums scheint noch lange nicht in Sicht: Schon jetzt gehen Experten davon aus, dass der Umsatz innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 50 Milliarden US-Dollar steigen könnte. Weitere Schätzungen prognostizieren gar Umsätze im Bereich von bis zu 80 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030.

Damit stößt der noch junge Bereich in finanzielle Regionen vor, die bisher dem seit Jahrzehnten etablierten Casino-Business vorbehalten waren. Doch auch dort registrieren die Unternehmen wachsende Umsätze und konnten gerade einen neuen Rekord vermelden.

So gab der Verband der Glücksspiel-Industrie, die American Gaming Association (AGA), Mitte letzter Woche bekannt, dass die Wirtschaft im Jahr 2018 bisher nie erreichte 41,7 Milliarden US-Dollar eingenommen hat, was im Vergleich zu 2017 einer erneuten Steigerung von 3,5 % entspricht.

Damit wuchsen die 465 über 24 US-Staaten verteilten Casinos im vierten Jahr in Folge. In Anbetracht des boomenden Sportwetten-Sektors ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch in den kommenden Jahren mit Rekordzahlen beim Glücksspiel zu rechnen ist.

AGA-Präsident Bill Miller kommentierte den Erfolg in einem Statement:

“Jedes Jahr bestätigt die kommerzielle Casino-Wirtschaft in den USA erneut ihre Rolle als ökonomisches Kraftzentrum. Immer mehr Menschen erleben in ihren Regionen die finanziellen und sozialen Vorzüge des Glücksspiels, was teilweise auf das Wachstum legaler Sportwetten im Land zurückzuführen ist.”

Kleinstaaterei statt landesweiter Regelung

Doch die Legalisierung ist nicht für alle Buchmacher gleichbedeutend mit einer Betriebserlaubnis. Jeder US-Staat muss zuvor in seinem Landesparlament ein entsprechendes Gesetz verabschieden und damit die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, damit die Bewohner legal wetten können.

Derzeit ist dies in Nevada, New Jersey, Delaware, Mississippi, West Virginia, Pennsylvania und Rhode Island möglich. Weitere Staaten wie Illinois, Indiana, Montana oder Tennessee sind gerade dabei, Sportwetten den Weg zu bahnen.

Hinter der Aktivität der Staaten stecken handfeste finanzielle Interessen, denn angesichts der Milliardenumsätze verspricht die Lizenzierung von Sportwetten-Anbietern zusätzliche Jobs und Steuereinnahmen im dreistelligen Millionenbereich. Insbesondere Letzteres ist in Zeiten klammer Finanzkassen ein wichtiger Faktor, der die Legalisierungsbemühungen vieler Bundesstaaten erklärt.

Finanzexperten gehen in diesem Jahr von Steuereinnahmen in Höhe von über 200 Milliarden US-Dollar aus. Sollten die Umsätze der Buchmacher tatsächlich in dem vorausgesagten Maß wachsen, dürfte in den kommenden sechs bis acht Jahren die Milliardengrenze durchbrochen werden.

Im Vergleich zu den physischen Glücksspielstätten im Land erscheint diese an sich beeindruckende Zahl jedoch niedrig. So lagen die direkten Steuerabgaben der US-Casino-Wirtschaft 2018 bei rund 9,2 Milliarden US-Dollar und damit in etwa auf dem Niveau des Gesamtumsatzes der Sportwetten-Branche in den letzten 12 Monaten.

Doch die von Region zu Region unterschiedliche Behandlung von Sportwetten ruft unter Politikern und Glücksspiel-Verantwortlichen immer mehr Kritiker auf den Plan. Sie fordern eine landesweite Regelung, damit Bürger und Anbieter gleiche Bedingungen vorfinden; unabhängig davon, in welchem US-Bundesstaat sie sich gerade befinden.

Es dürfte sicher sein, dass eine solche Regelung dem Wettmarkt in den USA einen zusätzlichen Schub verleihen würde.