Frankreich: neue Glücksspielreformen im Rahmen der Privatisierung der Française des Jeux
Posted on: 19/06/2019, 03:10h.
Last updated on: 19/06/2019, 03:10h.
Letzte Woche veröffentlichte die Europäische Kommission auf ihrer Website die Reformierungspläne Frankreichs in Bezug auf die aktuelle Glücksspielgesetzgebung.
Demnach sollen nur wenige Monate vor der geplanten Privatisierung der staatlichen Lotteriegesellschaft Française des Jeux (FDJ) die gesetzlichen Weichen gestellt werden, damit das Unternehmen bald in Bistros und Cafés elektronische Terminals für den Verkauf von Rubbellosen aufstellen darf.
Neue FDJ Spielterminals im ganzen Land
Das Glücksspiel ist in der französischen Geschichte und Kultur tief verankert und bereits seit 1976 fest in staatlicher Hand. Neben den vielen über das Land verteilten Spielbanken bestimmen dabei die bisweilen staatlich geführten Unternehmen FDJ und die PMU (Pari Mutuel Urbain) den gesamten Glücksspielmarkt.
Nach turbulenten Verhandlungen auf politischer Ebene gab die französische Nationalversammlung am 14. März dieses Jahres grünes Licht für die seit langem geplante Privatisierung der FDJ.
Die FDJ ist in Frankreich der einzige Anbieter, der Lotterie- und Sportwettengeschäfte betreiben darf. Seit 2010 ist es dem Unternehmen gestattet, seine Produkte ebenfalls Online anzubieten, darin eingeschlossen auch Online Casinospiele. Die PMU hingegen ist der einzig zulässige Anbieter von Pferdewetten.
Aktuell hält der französische Staat 72 % der Unternehmensanteile der FDJ, doch noch vor Jahresende soll dieser Anteil auf ca. 25 bis 30 % reduziert werden. Die PMU wird jedoch weiterhin in staatlicher Hand bleiben.
Die Privatisierungspläne gaben dabei Anlass für die Überarbeitung und Neugestaltung der Glücksspielgesetzgebung. Erst letzte Woche gab die Europäische Kommission einen Überblick [Text auf Französisch] über die sogenannte „Verordnung zur Reform der Glücksspielregulierung“.
Laut der Verordnung beziehe sich die Regulierung auf den Bereich des Online Glücksspiels, was im Umkehrschluss bedeutet, dass allein die FDJ betroffen ist.
Im selben Atemzug beschloss man daher, auch die offizielle Regulierungsbehörde für Online Glücksspiel „ARJEL“ in „ANF“ (Autorité Nationale des Jeux) umzutaufen, auf Deutsch „Nationale Spielebehörde“.
Denn bei der Neuregelung geht es nicht mehr nur um die Online Glücksspielangebote des Unternehmens, sondern auch der Aktionsrahmen der FDJ soll im landbasierten Glücksspiel ausgeweitet werden.
Ein Schlüsselpunkt dabei seien neue elektronische Terminals, die in Cafés und Bistros aufgestellt werden dürfen und den dortigen Erwerb von FJD Rubbelkarten ermöglichen. Allerdings soll es eine klare quantitative Begrenzung für die neuen Geräte geben. In welcher Höhe diese liegen wird, ist noch nicht bekannt.
Größere Konkurrenz für Casinos und PMU
Mit der geplanten Ausweitung der Geschäfte der FDJ scheinen jedoch nicht alle zufrieden zu sein. Die Casinos des Landes sowie die PMU wähnen, Medienberichten zufolge, eine potentielle Konkurrenz durch die neuen Terminals.
Sofern diese, wie derzeit vorgesehen, lediglich Rubbelkarten beinhalten, sollte es keine Konflikte geben, da es ohnehin allein der FDJ gestattet ist, Rubbellose zu verkaufen. Allerdings ebnet die neue Verordnung dem Unternehmen den Weg, auch andere Produkte über elektronische Terminals zu vertreiben.
Die PMU beispielsweise befürchte, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis die FDJ auch Sportwetten-Terminals (inklusive Pferdewetten) aufstellen könnte. Aus Sicht der Spielbanken hingegen bestehe die Gefahr, dass Casinokunden statt an den Terminals innerhalb der Spielbanken lieber jene im Bistrot um die Ecke nutzen könnten.
Derzeit kämen rund 90 % aller Einnahmen der Spielbanken von Spielautomaten und modernen Spiele-Terminals. Jedwede neue Konkurrenz sei daher eine potentiell existenzerschütternde Gefahr.
Die FDJ reagierte prompt auf die Befürchtungen der anderen Unternehmen. Ein Sprecher sagte dazu:
Die FDJ hat keinerlei Absichten, an den Verkaufspunkten auch eventbedingte Sportwetten oder Casinospiele anzubieten.
Doch nicht nur die großen Glücksspielunternehmen des Landes kritisierten den Beschluss. Auch Spielsuchtorganisationen sehen eine große Gefahr darin, dass Menschen im Alltag künftig noch häufiger mit Glücksspielprodukten in Berührung kommen werden.
Diese werfen der Regierung vor, ein gezieltes Unternehmen zu befürworten und dabei in Kauf zu nehmen, dass sich die Anzahl der Spieler im Allgemeinen landesweit erhöhen wird und damit unweigerlich auch die Anzahl der Problemspieler.
Wie die französische Zeitung „Capital“ analysierte, werde sich die Politik zu diesen spezifischen Punkten positionieren und rechtfertigen müssen. Andernfalls sei denkbar, dass die Pläne in letzter Minute gestoppt werden müssten.
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