Internationale Buchmacher stoppen Wettannahme aus der Schweiz
Posted on: 01/07/2019, 12:29h.
Last updated on: 01/07/2019, 01:29h.
In der Schweiz gelten ab heute die im Geldspielgesetz festgelegten Zugangssperren zu Online Casinos, die keine Schweizer Konzession besitzen. Internationale Buchmacher reagieren auf die Regulierungen und nehmen keine Wetten aus der Schweiz mehr an. So soll der britische Buchmacher William Hill kurzfristig alle Wetten aus der Schweiz storniert haben.
Wie die britische Tageszeitung The Guardian [Seite auf Englisch] berichtet, informierte William Hill seine Schweizer Kunden Mitte der vergangenen Woche darüber, dass er alle Antepostwetten für ungültig erklären und keine Wetten aus der Schweiz mehr annehmen werde. Der Grund für die Stornierung der Einsätze sei „regulatorischer“ Art, wobei keine Einzelheiten genannt worden seien. Die Entscheidung sei „kurzfristig“ getroffen worden.
Als Antepostwetten werden im Allgemeinen Langzeitwetten verstanden, bei denen bereits lange vor einem Event auf den Sieger getippt wird. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Pferdesport. Hier sind Antepostwetten Wetten, die schon dann abgegeben werden, wenn das Starterfeld noch gar nicht feststeht.
Kunden sollen Gewinnbeträge erstattet bekommen
Medienberichten zufolge soll William Hill insgesamt rund 400 Wetten zurückerstatten. Eine Schweizer Kundin habe beispielsweise 1.500 EUR auf den Wimbledon-Sieg von Ashleigh Barty gesetzt. Diese wird derzeit als wahrscheinlichste Kandidatin für einen Gesamtsieg gehandelt. Die mögliche Gewinnauszahlung für die Kundin liege, sollte Ashleigh Barty im Dameneinzel siegen, bei etwa 77.000 Euro.
Der Kommunikationsdirektor von William Hill, Ciaran O’Brian, erklärte, dass die Spieler ihre Gewinne erhalten werden, anstatt ihnen nur ihren ursprünglichen Einsatz zurückzuzahlen. Sind keine Gewinne erzielt worden, werde der Einsatz zurückerstattet:
„Die überwiegende Mehrzahl der Wetten wird Verluste erzielen, sodass eine Rückerstattung besser für sie [die Kunden – Anm. d. Verf.] sein wird. Wir überprüfen gerade manuell die Wetten und nehmen die Rückerstattungen an alle Kunden vor.“
Auch wenn die Entscheidung William Hills Unmut bei den Schweizer Kunden hervorrufen dürfte, können sie nichts gegen die Entscheidung des Buchmachers tun. Entsprechend der Allgemeinen Geschäftsbedingungen kann das Unternehmen Wetten fast jederzeit stornieren. Gibt es nicht einen guten Grund dafür, greifen Buchmacher jedoch normalerweise nicht auf diese Klausel zurück.
Die Stornierung von Antepostwetten ist eine derzeit viel diskutierte Maßnahme, zu der sich beispielsweise 188Bet entschlossen hatte, als sich das Unternehmen im März vom britischen und irischen Markt zurückzog. Auch BetBright war durch die Stornierungen von Antepostwetten in Kritik geraten.
Diese waren nur wenige Tage vor dem Cheltenham Festival, einem der weltweit bedeutendsten Pferderennen, erfolgt. Obwohl die Kunden vielfach gegen die Maßnahmen protestierten, zeigte sich die britische Glücksspielbehörde UK Gambling Commission (UKGC) damit einverstanden.
Im Fall von William Hill dürften die neuen rechtlichen Regulierungen in der Schweiz Ursache für die drastische Entscheidung sein.
Schweiz sperrt Zugang zu internationalen Online Casinos
Am 10. Juni 2018 hatten die Schweizer in einem Volksentscheid für ein neues Geldspielgesetz gestimmt, das ab dem 1. Januar 2019 in Kraft trat und das die rechtliche Grundlage für den Betrieb von Online Casinos in der Schweiz bildet.
Nach dem neuen Geldspielgesetz können jedoch ausschließlich Betreiber, die über eine Schweizer Konzession verfügen, Online Casinos anbieten. Internationale Online Casinos werden ab dem heutigen 1. Juli 2019 gesperrt. Versuchen Schweizer, deren Webseiten aufzurufen, erhalten sie einen Warnhinweis und werden darüber informiert, dass die Nutzung dieser Inhalte nicht legal ist.
Einige Glücksspielanbieter, darunter Bwin und PartyPoker, zogen sich auf die neuen Bestimmungen hin bereits früher in diesem Jahr vom Schweizer Markt zurück und es ist anzunehmen, dass William Hill nicht der einzige Glückspielbetreiber sein wird, der sich für die Stornierung von Wetten aus der Schweiz entscheidet und diese künftig nicht mehr annehmen wird.
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