Ex-NYPD-Cop wegen Errichtung eines illegalen Glücksspiel- und Prostitutionsrings verurteilt
Posted on: 04/07/2019, 01:27h.
Last updated on: 04/07/2019, 01:27h.
Ludwig Paz (51), ehemaliges Mitglied des Sittendezernats des New York City Police Department (NYPD), muss für bis zu 12 Jahre ins Gefängnis. Dies entschied ein New Yorker Gericht am Dienstag. Der Ex-Cop hatte sich schuldig bekannt, über Jahre einen illegalen Glücksspiel- und Prostitutionsring aufgebaut zu haben. Zu dem Netzwerk gehörten auch aktive Polizeibeamte.
Jahrelange Ermittlungen
Mit der Strafverkündung für den geständigen Ex-Polizisten Ludwig Paz schloss das Oberste Bundesgericht des Staates New York einen Korruptionsfall ab, der die Öffentlichkeit über lange Zeit in Atem gehalten hatte. Paz wurde zu einer Freiheitsstrafe von vier bis zwölf Jahren verurteilt.
Mehr als drei Jahre hatten New Yorker Fahnder ermitteln müssen, bis ihnen im September 2018 der Zugriff gelang (Seite auf Englisch). In einer konzertierten Aktion nahmen sie damals 42 Zivilisten und sieben Angehörige der New Yorker Polizei fest.
Den Verdächtigen wurde vorgeworfen, Teil eines Netzwerkes zu sein, das Millionengewinne mit illegalem Glücksspiel und Prostitution erzielt habe.
Das New York City Police Department (NYPD) wurde im Jahr 1845 gegründet und stellt die größte Polizeieinheit der USA dar. Unter seinem Dach vereinte das NYPD im Geschäftsjahr 2018 38.422 Polizisten.
Immer wieder werden Vorwürfe in Bezug auf Fehlverhalten und Korruption von Beamten des NYPD laut. Allein in den Jahren 2009 bis 2014 soll das NYPD deshalb vor Gerichten über 12.000 Vergleiche mit Klägern mit einem Gesamtvolumen von mehr als 400 Millionen US-Dollar geschlossen haben.
Wettbüros in Beauty-Salons
Als Mastermind hinter dem kriminellen Ring identifizierten die Fahnder einen Mann aus den eigenen Reihen. Ludwig Paz hatte 2010 mit Erreichen seiner Pensionsansprüche den Dienst bei der New Yorker „Sitte“ quittiert und offensichtlich die Seiten gewechselt:
Gemeinsam mit seiner Frau Arelis Peralta (43) führte Paz mehrere illegale Bordelle in den New Yorker Bezirken Queens, Brooklyn und Nassau County.
Zudem nutzte das Paar die Räumlichkeiten diverser Beauty-Salons, um illegales Glücksspiel anzubieten. In einem strukturierten System aus Managern, Agenten und sogenannten „Runnern“ seien aus den Hinterzimmern der Betriebe heraus illegale Wetten abgewickelt worden, so die Erkenntnisse der Polizei.
Auch die beiden Töchter Peraltas (20, 22) sollen in die kriminellen Aktivitäten von Mutter und Stiefvater verwickelt gewesen sein.
Anonymer Hinweisgeber bringt Stein ins Rollen
Im April 2015 erhielt die Abteilung für interne Untersuchungen des NYPD einen Tipp. Der Grund, warum man der Betreiber etlicher illegaler Bordelle in bestimmten Stadtteilen nicht habhaft werde, so der Informant, liege in der Behörde selbst.
Tatsächlich hatten Ermittler bei Razzien im Milieu immer wieder mit leeren Händen heimgehen müssen. Als seien die Kriminellen ihnen stets einen Schritt voraus gewesen, waren mutmaßliche Bordelle und Puffs immer kurz vor Eintreffen der Beamten geräumt worden. Nach Abzug der Polizei nahmen sie den Betrieb wieder auf oder eröffneten an anderer Stelle.
Dass es sich bei der Findigkeit der Kriminellen keineswegs um Glück oder Zufall handelte, ergaben die folgenden Ermittlungen: Sieben Angehörige der Polizei hatten sich von ihrem Ex-Kollegen Ludwig Paz dafür bezahlen lassen, ihn über anstehende Aktionen des NYPD zu informieren.
Erfahrung zahlte sich aus
Doch nicht nur die alten Kontakte kamen dem Ex-Cop zugute. Auch seine eigene Berufserfahrung floss in sein Wirken als Bordellbetreiber ein.
So waren ihm polizeiinterne Vorgaben bekannt, die es Polizisten strikt untersagten, ihre Genitalien im Rahmen von Undercover-Einsätzen im Rotlichtmilieu vor Verdächtigen zu entblößen.
Um seine Etablissements vor unerwünschten Ermittlungen zu schützen, installierte Paz deshalb eine Regel: Die Dienstleistungen durfte nur in Anspruch nehmen, wer sich bereits zuvor vor dem Sicherheitspersonal komplett entkleidet hatte.
Das Ausmaß der Korruption in einem der prominentesten Polizeireviere der USA hatte für großes Aufsehen gesorgt. In einer öffentlichen Stellungnahme zeigte sich der Leiter des N.Y.P.D., James P. O’Neill, entsetzt über die Vorgänge:
In diese kriminellen Aktivitäten sind Menschen verwickelt, die ihre Hände gehoben und einen Eid geschworen haben, für Ideale einzustehen, die größer sind als sie selbst. Dies lenkt von all dem ab, was wir bis hierher erreicht haben, und gibt denjenigen recht, die Misstrauen gegenüber ihren Polizeibehörden hegen.
„Alles für die Familie“
Neben den juristischen Sachverhalten hatte insbesondere der schillernde Auftritt des Paares Paz/Peralta die Schlagzeilen beherrscht. Die Eheleute sollen sich zu Paz’ aktiver Dienstzeit bei der New Yorker Sitte bei einer Razzia in einem Bordell kennengelernt haben.
In den letzten Jahren bescherten ihnen ihre kriminellen Geschäfte nach Schätzungen der Ermittler jährlich rund zwei Millionen US-Dollar an Gewinn. Diese Summen wurden maßgeblich in einen exklusiven Lebensstil investiert, wie unter anderem die Social Media Profile des Paars belegen.
Für Ludwig Paz werden Luxusurlaube und teure Autos für die kommenden Jahre wohl der Vergangenheit angehören. Arelis Peralta hingegen hatte mehr Glück.
Wie ihr Ehemann bei der Strafverkündung betonte, habe er den Deal mit der Staatsanwaltschaft nur angenommen, „um seine Familie“ zu schützen. Dank seines Geständnisses wurde Peralta, die sich ebenfalls im Sinne der Anklage schuldig bekannt hatte, zu lediglich 364 Tagen Gefängnis verurteilt. Beide Töchter gingen straffrei aus.
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