Spielsüchtiger Brite ermordet Ehefrau mit unzähligen Messerstichen nach Streit über Glücksspiel

Posted on: 18/07/2019, 01:22h. 

Last updated on: 19/07/2019, 12:52h.

Der Zentrale Strafgerichtshof in London sprach den 47-jährigen Jalal Uddin gestern schuldig, seine Ehefrau im Januar ermordet zu haben. Als Asma Begum (†31) ihren Mann wegen seiner Spielsucht zur Rede gestellt hatte, habe er 58 Mal auf sie eingestochen. Die Mutter von zwei Mädchen starb noch am Tatort.

Absperrband police line do no cross vor britischem Polizeiauto
Vor dem Hintergrund seiner Spielsucht tötete ein Londoner seiner 31-jährige Ehefrau mit Dutzenden Messerstichen (Quelle:pxhere.com, licensed under CC0)

Jahrelange Spielsucht

 

Gut sechs Monate nach dem gewaltsamen Tod von Asma Begum sprachen britische Richter am Mittwoch ihren Ehemann Jalal Uddin des Mordes schuldig. Der Tat vorausgegangen waren zahlreiche Konflikte des Ehepaares.

Im Zentrum der Streitigkeiten: Die Spielsucht Uddins.

Wie die Ermittlungen der Londoner Polizei ergaben, belastete das unkontrollierte Spielverhalten des Mannes das Familienleben bereits seit Jahren.

Immer wieder kam es deshalb zu Auseinandersetzungen zwischen dem Ehepaar. Der 47-Jährige finanzierte seine Spielsucht regelmäßig mit dem ohnehin knappen Haushaltsbudget der Familie.

 

Spielsucht und regelmäßige Gewalt

 

Versuchte die 16 Jahre jüngere Asma Begum ihren Mann vom Griff in die Familienkasse, die für Nahrung und Kleidung vorgesehen war, abzuhalten, wurde Uddin regelmäßig gewalttätig. So beschrieb es Anklagevertreter Danny Robinson vor Gericht:

Sie sagte, dass sie ihm oft letzten Endes das Geld fürs Glücksspiel gab, damit er aufhöre, sie zu schlagen. (…) Wie Sie hören werden, waren Auseinandersetzungen wegen seiner Spielsucht keineswegs die Ausnahme.

Auch am Tag ihrer Ermordung, dem 11. Januar 2019, entzündete sich die Auseinandersetzung des seit 2007 verheirateten Paares an der Spielsucht von Jalal Uddin.

Seine Ehefrau hatte herausgefunden, dass er am Vortag 200 GBP vom Haushaltskonto der Familie abgehoben hatte.

 

„The angry Indian“

 

Spätere polizeiliche Ermittlungen ergaben, dass Uddin sich nach der Auszahlung umgehend in ein nahegelegenes William Hill Wettbüro begeben hatte.

Ob er in der ersten halben Stunde seines Aufenthaltes Gewinne oder Verluste zu verzeichnen hatte, konnte nicht mehr nachvollzogen werden. An einem gewissen Punkt zahlte er aber 40 GBP mit seiner eigenen Karte an einem Roulette-Automaten ein. Diese verlor er binnen 10 Minuten.

Den Angestellten des Wettbüros war Jalal Uddin bereits bekannt. Sie hatten dem aus Pakistan stammenden Mann den Spitznamen „The angry Indian“ (dt. „der wütende Inder“) gegeben, weil er bei Verlusten dazu neigte, auf Spielautomaten einzuschlagen.

 

Verwandte machten sich Sorgen

 

Als ihr Ehemann am Nachmittag des 11. Januar mit einem Einkauf im Wert von nur rund 20 GBP und ohne Geld heimkehrte, stellte Asma Begum ihn zur Rede.

Kurz darauf meldete sie sich telefonisch bei ihrem Neffen: Uddin habe 200 GBP verspielt und sie geschlagen, so die weinende Frau.

Seit Juni 2019 untersucht eine Kommission (Seite auf Englisch) unter Leitung des britischen Generalstaatsanwalts Lord Peter Goldsmith, welche Verbindungen zwischen Spielsucht und Kriminalität bestehen.

Das auf drei Jahre angesetzte Forschungsprojekt ist eigenen Angaben zufolge darauf ausgerichtet, seine Ergebnisse nach Abschluss mit Industrie, Justiz und Regierung zu teilen.

Man hofft auf die Entwicklung tragfähiger Konzepte zum Umgang mit Spielsucht und den daraus erwachsenden Schäden für Mensch und Gesellschaft.

Am folgenden Tag ging der besorgte Neffe zur Adresse seiner Tante, um nach Asma Begum zu schauen. Auch weitere Verwandte, unter anderem in Pakistan, schienen besorgt zu sein, weil sie eine Eskalation der Situation befürchteten.

 

„Extreme Gewalt“

 

Old Bailey London
Der Fall wurde am Londoner Gerichtshof Old Bailey verhandelt (Quelle:Fast track images, licensed under CC BY-SA 2.0)

In der Wohnung der Familie fand der Neffe den blutüberströmten Leichnam von Asma Begum auf dem Küchenfußboden. Die spätere Obduktion ergab, dass die Frau mit mindestens 58 Messerstichen ermordet wurde.

Laut Staatsanwalt Robinson sei ihr Körper so stark versehrt gewesen, dass es selbst dem erfahrenen Pathologen nicht möglich gewesen sei, die Anzahl der Stiche und Schnitte genau zu beziffern.

Der Gerichtsmedizin zufolge habe es einen „extremen“ Einsatz von Gewalt gegeben. Die Attacke sei so kraftvoll ausgeführt worden, dass sogar ein Teil des Messers im Gesicht der jungen Frau abgebrochen und steckengeblieben sei.

 

Mörder spricht von Todesangst

 

Täter Uddin gab in seiner Vernehmung an, dass er sich habe verteidigen wollen, weil Begum ihn mit dem Messer angegriffen habe. Beim Ringen um die Waffe sei er an der Hand verletzt worden. Der Anblick seines eigenen Blutes habe ihn dann „ausrasten“ lassen.

Er habe geglaubt, seine Ehefrau wolle ihn töten und lediglich versucht, sein eigenes Leben zu retten.

Beim Prozess hatte der von Jalal Uddin geschilderte Tatablauf keinen Bestand. Die Richter verurteilten ihn wegen Mordes. Die Verkündung des Strafmaßes ist für den heutigen Nachmittag angesetzt.

 

UPDATE 19.07.2019: Jalal Uddin wurde am Nachmittag des 18.07.2019 in London zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.