Australien: New South Wales finanziert Studie zu schädlichen Auswirkungen des Glücksspiels auf Familien
Posted on: 27/07/2019, 05:30h.
Last updated on: 26/07/2019, 04:27h.
Australien: Die Regierung von New South Wales plant die Erstellung einer Studie, die die schädlichen Auswirkungen von Glücksspiel auf Familien und Partnerschaften beleuchten soll.
Mit der Studie wurde die Abteilung zur Glücksspielerforschung der Australian National University (ANU) beauftragt, wie diese am Donnerstag in einer Pressemitteilung [Seite auf Englisch] bekanntgab.
Warum wird die Studie gerade in New South Wales durchgeführt?
Im Bundesstaat New South Wales befindet sich rund die Hälfte der Automatenspiele des gesamten australischen Kontinents. Die Anzahl der Spielautomaten beläuft sich hier auf rund 95.000, in ganz Australien sind zurzeit etwa 200.000 Spiele in Betrieb.
Damit ist New South Wales nach Nevada in den USA der Teil der Welt, in dem es die meisten Spielautomaten gibt.
Vom 1. Dezember 2017 bis zum 31. Mai 2018 wurde mit den Geräten in den Spielhallen und Casinos von New South Wales ein Umsatz von 1,94 (ca. 1,2 Milliarden Euro) Milliarden Australischen Dollar generiert. Im gleichen Zeitraum erwirtschafteten die Hotels mit den „Pokies“, wie die Spielautomaten im Volksmund genannt werden, einen Profit von 1,17 Milliarden Australischen Dollar (728 Millionen Euro).
Neben den Automatenspielen gehören Lotterien zu den populärsten Glücksspielprodukten in New South Wales. Dies ergab eine im Jahre 2011 durchgeführte Studie. Während etwa 30 % der Bevölkerung sich an keiner Form des Glücksspiels beteiligte, nahmen 41 % an Lotterien teil. Weitere 30 % versuchten ihr Glück mit Automatenspielen und Rubbellosen.
Die Durchführung der Studie: Was soll erreicht werden?
Die ANU hat nun einen Aufruf an Betroffene gestartet. Dabei werden insbesondere Frauen angesprochen, die entweder in Partnerschaft mit einem pathologischen Spieler oder in dessen nahen familiären Umkreis leben.
Im Rahmen der Studie werden die Teilnehmer in vertraulichen und persönlichen Interviews befragt, um ein Verständnis zu folgenden Punkten zu erlangen:
- Verständnis der Erfahrung der Partner von Personen, die durch das Glücksspiel bereits erheblichen Schaden erlitten haben
- Einschätzung hinsichtlich des Bedarfs an Hilfeleistungen dieser Personengruppe
- Entwicklung einer gezielten digitalen Infografik zur Einrichtung eines unterstützenden Netzwerks
- Verbesserung des Verständnisses, ob und wie Frauen durch das exzessive Spiel eines nahestehenden Menschen indirekte Schäden erleiden
Letztendlich wollen die Mitarbeiter der ANU die Menschen, die durch das Glücksspiel Schaden erlitten haben, dazu ermutigen, nach Unterstützung zu suchen.
Laut Dr. Marisa Paterson vom Center for Gambling Research könnten Ehefrauen und Familienmitglieder von Spielsüchtigen mehrere Schäden erleiden, sie suchten jedoch selten professionelle Hilfe.
Dr. Paterson sagte:
„Wir wollen wissen, warum sie keine Hilfe suchen und wie wir das ändern können. Ziel ist es herauszufinden, wie wir diesen Menschen am besten helfen können.“
Frühere Forschungen hätten gezeigt, dass die Partnerinnen von Problemspielern häufig Probleme unterschiedlicher Art haben – sozialer, wirtschaftlicher, emotionaler, usw. Das Ziel dieser Studie sei es, besser zu verstehen, wie man ihnen auf bestmögliche Weise helfen könne, erklärte Paterson.
Spielsucht: fatale Folgen für die Familie
Bei kaum einem anderen pathologischen Verhalten ist die Familie so stark betroffen wie bei der Glücksspielsucht, denn neben dem Betroffenen sehen sich auch Partner und Kinder mit Schulden und Geldmangel konfrontiert.
Das Begleichen von Rechnungen, die Zahlung der Miete und die Finanzierung der täglichen Lebenshaltung ist nicht mehr gewährleistet.
Doch nicht nur hinsichtlich der finanziellen Verluste sind die familiären Beziehungen erheblich belastet. Auch das Vertrauen geht aufgrund wiederholter Enttäuschungen verloren. Insbesondere Kinder leiden unter den zunehmenden Spannungen im familiären Umfeld.
Daher ist es notwendig, schnell und konsequent zu handeln, um eine mögliche wirtschaftliche Katastrophe abzuwenden. In jeder größeren Stadt gibt es entsprechende Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen, an die sich auch Angehörige wenden können. Auch im Internet gibt es zahlreiche Ansprechpartner.
Glücksspielsucht ist ein gesellschaftliches Problem. Doch gibt es auch zahlreiche Hilfsangebote, die die Betroffenen nutzen sollten.
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