Amerikanischer Pokerspieler gibt Badezimmer-Wette auf

Posted on: 13/12/2018, 02:41h. 

Last updated on: 13/12/2018, 02:41h.

Pokerspieler Rich Alati hat seine Badezimmer-Wette aufgegeben. Der Amerikaner wettete am 21. November 2018 mit dem australischen Poker-Pro Rory Young (27) darum, 30 Tage in kompletter Isolation von der Außenwelt verbringen zu können.

Bellagio
Der Pokerraum im Bellagio Casino. Hier kam die Wette zwischen Alati und Young zustande. (Quelle: Flickr)

Nun verließ Alati nach 20 Tagen freiwillig den stockdunklen Raum. Bei einem Gewinn hätte ihm ein Preisgeld von 100.000 Dollar (ca. 88.000 Euro) zugestanden.

So kam es zur Wette

Die Isolationswette, die weltweit für mediale Aufmerksamkeit sorgte, kam vor wenigen Monaten zustande. Als professionelle Pokerspieler saßen Rory Young und Rich Alati regelmäßig miteinander im Card-Room des Bellagio Casinos in Las Vegas.

Dort ließen die Pokerspieler nicht nur die Chips fliegen, sondern schlossen auch sogenannte „Sidebets“ ab. Dabei wetten die Spieler am Pokertisch beispielsweise darauf, welcher Spieler am Abend das meiste Geld verlieren wird, oder welcher Spieler in einer All-in-Situation die Hand gewinnt.

Alati und Young spielten das Spiel „Lodden Thinks“. Bei dem Ratespiel stellen sich die teilnehmenden Spieler gegenseitig Fragen. Zum Beispiel: „Wie groß wird eine Giraffe im Durschnitt?“, oder „Wie weit ist der Mond von der Erde entfernt?“.

Verrückte Wetten in Las Vegas

Las Vegas gilt als Hauptstadt der verrückten Wetten zwischen Pokerspielern.

So ließ sich Pokerspieler Brian Zembic im Jahre 1996 nach einer Wette Brustimplantate einsetzen und gewann 100.000 Dollar.

Phil Hellmuth und Poker-Pro Huck Seed wetteten um 20.000 Dollar, ob Seed 24 Stunden bis zur Schulter in Wasser stehen kann. Seed gab die Wette nach drei Stunden auf.

Dem dreifachen WSOP-Bracelet-Champion John Hennigan wurde von einem Freund angeboten, für 100.000 Dollar ein Jahr in Iowas Hauptstadt Des Moines zu leben. Nach zwei Tagen in Iowa kehrte Hennigan nach Las Vegas zurück und beglich die Wettschuld.

Im Anschluss geben die Spieler untereinander ihre Antwort ab und befragen einen unparteiischen Dritten – den „Lodden Thinker“, der die Antworten der Spieler nicht kennt – nach seiner Schätzung.

Schlussendlich gewinnt derjenige Spieler, dessen Antwort am nächsten an der des „Lodden Thinkers“ liegt.

Im konkreten Fall fragte Young Alati danach, wie lang ein Mensch in totaler Isolation überleben kann. Während Young davon ausging, ein Mensch könnte höchstens 20 bis 25 Tage in kompletter Einsamkeit und Dunkelheit verbringen, ging Alati von einem Zeitraum von bis zu 30 Tagen aus.

Daraufhin bot Young Alati eine Wette an. Sollte er es tatsächlich schaffen, 30 Tage in kompletter Isolation zu verbringen, würde er von ihm 100.000 Dollar (ca. 88.000 Euro) erhalten.

Alati ging die Wette ein, nachdem er einige Bedingungen ausgehandelt hatte.

Nicht ohne meine Yoga-Matte

Rory Young
Wettteilnehmer Rory Young. (Quelle: Flickr)

Im Vorfeld der Wette einigten sich Alati und Young auf eine Reihe von Rahmenbedingungen. So übergaben sie einem Treuhänder jeweils 5.000 Dollar (ca. 4.400 Euro) für den Fall, dass einer der beiden vorzeitig von der Wette zurücktreten sollte. Der hinterlegte Betrag wäre dann automatisch an die Gegenpartei geflossen.

Überdies wurden die Details der Isolation besprochen. Als Isolationsraum wollten die Pokerspieler ein fensterloses Badezimmer nutzen. Schließlich würde Alati seinen menschlichen Bedürfnissen nachkommen müssen.

Zudem wurden Alati ein Bett, ein Kühlschrank mit Obst, Gemüse und Cerealien sowie eine Yoga-Matte zur Verfügung gestellt. Obendrein wurden für den Notfall vier Videokameras installiert.

Absolut tabu waren passive Lichtquellen, elektronische Geräte, Smartphones, Uhren und Unterhaltungsmedien. Auch Drogen und andere Stimulantien waren verboten.

Am 21. November 2018 war es schließlich soweit. Nach der Teilnahme an einem Pokerturnier verabschiedete sich Alati in die selbstgewählte Isolation.

Ein Grund zur Sorge?

Bad
Die Isolation im Badezimmer birgt Gefahren. (Quelle: Flickr)

Obwohl die meisten Kommentatoren die Isolationswette als amüsantes Zirkusstück aus der Welt des Pokerspiels bewerten, gingen nicht alle so sorglos mit der Wette um.

Allen voran Alatis Schwester äußerte Bedenken, ob die Isolation bei ihrem Bruder nicht schwere gesundheitliche Schäden anrichten könne.

Doch Alati ließ sich von seiner Schwester nicht dazu überreden, die Wette abzusagen. Unterstützung erhielt er von seinem Vater, der den Sohn während der Wette 24 Stunden täglich über einen Videostream verfolgte.

In einem Interview mit The Action Network (Seite auf Englisch) sagte Richard Alati:

„Ich habe ihm die Gelegenheit gegeben, mit mir darüber zu sprechen. Er hat einen Beruf, in dem sie Dinge tun, die andere Leute nicht tun würden (…). Meine Kinder folgen meinen Anweisungen nicht immer, aber ich werde ihnen den Rücken stärken und sie bis ans Ende der Welt unterstützen. Ich habe Vertrauen in meinen Sohn. Aufgrund seiner Lebenserfahrungen glaube ich, dass er alles tun kann, was er sich als Ziel setzt. Ich habe ihn dazu erzogen, hart zu arbeiten, belastbar zu sein und wir geben nicht auf.“

Es ist fraglich, ob auch Mediziner eine solche väterliche Fürsorge für angebracht halten. Schließlich können mit einem Mangel von Vitamin D, zu dessen Produktion der Körper Sonnenlicht benötigt, eine Reihe von Krankheiten einhergehen.

Das Spektrum reicht dabei von Hautkrankheiten bis zu Knochen- und Nervenkrankheiten. Auch Depressionen, Paranoia und Halluzinationen können bei andauernder Isolation in absoluter Dunkelheit auftreten.

Ein versöhnliches Ende

Als Alati das Badezimmer vorzeitig am 10. Dezember 2018 verließ, ging der Pokerspieler dennoch nicht ganz leer aus. Denn Young hatte sich dazu bereiterklärt, einen Deal mit Alati zu machen.

Dieser bescherte ihm immerhin stolze 62.000 Dollar (ca. 54.000 Euro) für seine Zeit in der Isolation. Genaueres ist zu den Umständen des Deals bisher noch nicht bekannt. Aber vielleicht ist Rory Young in diesem Jahr auch einfach Rich Alatis wohlwollender Weihnachtsengel.