Sensation im Asien Cup: Umstrittenes Team aus Katar sichert sich Meistertitel
Posted on: 02/02/2019, 05:30h.
Last updated on: 02/02/2019, 07:28h.
Am Freitag besiegte die Fußballnationalmannschaft von Katar Gegner Japan beim Asien-Cup mit 1:3 und sorgte damit für ein kleines Fußballwunder. Im Vorfeld war es zu Tumulten und offiziellen Protesten gekommen. Hintergrund: Die Mannschaftsaufstellung der Katarer und die weltpolitische Lage.
Bei der 17. Fußball-Asienmeisterschaft, kurz Asien Cup, hat das Emirat Katar für eine Überraschung gesorgt, die nicht überall gut ankam. Bei ihrer 11. Teilnahme beim Spiel um die asiatische Fußballkrone gelang der Mannschaft mit einem fulminanten Sieg über Rekordmeister Japan der bislang größte Erfolg ihrer sportlichen Historie.
Underdog besiegt Favoriten
Katar, Nummer 93 der Weltrangliste, sorgte am Freitag für eine Sensation. Das Emirat, dass bislang nie über das Viertelfinale des Asien Cups herausgekommen war, lieferte sich ein spannendes Duell mit dem viermaligen Asia-Meister und haushohen Favoriten Japan und gewann schlussendlich deutlich und verdient mit zwei Toren Vorsprung.
Das kleine Katar war als absoluter Underdog ins Rennen um die Asienmeisterschaften gegangen. Die großen Buchmacher sahen zu Beginn des Turniers neben Viermal-Meister Japan auch Iran und Südkorea als heiße Anwärter auf den Titel und legten die Quoten jeweils auf 1:5. Dicht darauf folgte Titelinhaber Australien mit 1:7. Katars Chancen wurden mit einer Quote von 1:41 gehandelt.
Kurz vor Anpfiff des Finales waren sich die Wettbüros einig: Japan startete mit einer Quote zwischen 1: 1.95 und 1:2.1 zwar als Favorit, die Differenz zu Katar mit Quoten von 1:3.7 bis 1:4.75 war allerdings nicht so hoch, wie im Vorfeld hätte erwartet werden können.
Asien Cup: Politik auf dem Rasen
Der Weg zum unerwarteten Titelgewinn war für Katar von Anfang an steinig. Das Turnier, das am 05. Januar begonnen hatte, wurde in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ausgetragen, die Katar als erklärten Feind betrachten.
Vor dem Hintergrund der Katar-Krise war es bereits eine Überraschung, dass die Mannschaft überhaupt zu den Spielen des Asien Cups in den VAE anreisen durfte. Wenn auch unter erschwerten Bedingungen: Ein Großteil der katarischen Funktionäre und Fans erhielt keine Einreiseerlaubnis.
Die Katar-Krise
Im Juni 2017 hatten die VAE, Saudi-Arabien, Bahrain und Ägypten alle diplomatischen Beziehungen zu Katar eingestellt und begonnen, das nur 11.627 km² umfassende Emirat im Osten der arabischen Halbinsel zu isolieren: Die Grenzen zu Katar wurden geschlossen, jegliche Luft- und Seeanbindungen gekappt.
Hintergrund ist der Vorwurf der Terrorunterstützung, den die verbündeten Staaten Katar machen: Auf der Liste der Empfänger finanzieller und logistischer Zuwendungen von Staatsoberhaupt Emir Scheich Tamim bin Hamad Al Thani sollen neben der radikal-islamischen Muslimbruderschaft auch Organisationen wie al Quaida und der sogenannte IS stehen.
Gemeinsam ist ihnen die Forderung nach einem groß-islamischen Staat. Ein Vorhaben, dass die Mehrheit der arabischen Herrscher als Bedrohung ihrer Macht strikt ablehnt.
Und auch bei den Spielen unter katarischer Beteiligung blieb es in den Stadien meist still, wenn das Team von Trainer Félix Sánchez Bas Erfolge erzielte.
Kein Wunder, stehen auf Sympathiebekundungen für Katar in den VAE doch bereits seit längerem Strafen von bis zu 15 Jahren Haft, wie Generalstaatsanwalt Hamad Saif al-Shamsi im Vorfeld des Halbfinals VAE – Katar erneut betonte:
Wir gehen energisch gegen jeden vor, der Sympathien oder jede Art von Voreingenommenheit für Katar zeigt, sei es in den sozialen Medien oder in jeglicher schriftlichen, visuellen und verbalen Form.
Halbfinale: Vereinigte Emirate schlechter Verlierer
Genützt hatte es den Gastgebern, die angeblich alle vakanten Karten für das Spiel aufgekauft und an Einheimische verschenkt hatten, nicht: Die Vereinigten Arabischen Emirate unterlagen Erzfeind Katar am vergangenen Dienstag deutlich mit 0:4.
Während der Partie war es zu unschönen Szenen gekommen: Nach dem zweiten und dritten Treffer waren die jubelnden Spieler Katars aus dem Publikum mit Flaschen und Schuhen beworfen worden. Der Schuhwurf gilt in der arabischen Kultur als Zeichen der ultimativen Verachtung.
Und auch nach Abpfiff kehrte keine Ruhe ein. Die unterlegenen VAE protestierten beim Asiatischen Fußball-Dachverband AFC offiziell gegen den Einzug der Mannschaft aus Katar ins Finale. Der Grund: Das Team habe zwei nicht spielberechtigte Sportler eingesetzt.
Söldner in Katars Reihen?
Konkret richten sich die Vorwürfe gegen Rekordtorschütze Almoez Ali und Defensivspieler Bassam Al-Rawi. Die im Sudan und Irak geborenen Fußballer hätten, so die Argumentation, laut FIFA-Regularien überhaupt nicht für Katar auf dem Platz stehen dürfen.
Die Statuten des Weltverbands sehen vor, dass mindestens ein Eltern- oder Großelternteil eines Nationalspielers gebürtig aus dem entsprechenden Land stammen muss. Alternativ ist eine Aufnahme in den Kader auch möglich, wenn der Fußballer seit Vollendung seines 18. Lebensjahres mindestens fünf Jahre durchgängig in dem Land, für das er antreten möchte, gelebt hat.
Laut Angaben von Ali und Al-Rawi sind jeweils ihre Mütter in Katar zur Welt gekommen. „Falsch“, behauptete der Verband der Emirate und verwies auf Dokumente, die nachwiesen, dass beide Mütter gebürtig nicht aus dem Emirat stammen. Die Fünf-Jahres-Voraussetzung erfüllten beide Sportler nicht.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Emirat Katar mit der Aufstellung einer Nationalmannschaft für Stirnrunzeln sorgt. Immer wieder geraten die, für ein so überschaubares Land überraschend bunt gemischten Nationalteams Katars in den Fokus der Öffentlichkeit. Hinter vorgehaltener Hand machen Bezeichnungen wie „Söldner“ und „Legionäre“ die Runde.
Bei der Handball-WM 2015 sorgte die Aufstellung Katars im eigenen Land international für Empörung. Nur vier Mitglieder des Kaders stammten ursprünglich aus dem Golf-Emirat, alle weiteren Spieler waren erst kurz zuvor eingebürgert worden. Die als „Legionärstruppe“ bezeichnete Mannschaft, die zum größten Teil aus europäischen und afrikanischen Sportlern bestand, brachte es bis zum Vizeweltmeister.
In der Folge überarbeitete der Handball-Weltverband seine Regularien. Die Bestimmungen, wer für eine Nationalmannschaft auflaufen darf, sind nun deutlich rigider.
Ein fader Beigeschmack
Der Protest der VAE war erst kurz vor Anpfiff der Finalpartie abgelehnt worden. Eine Begründung für diese Entscheidung ist bislang ebenso wenig bekannt, wie, ob die Antragsteller sich mit ihr zufrieden geben oder versuchen werden, Katar den Titel möglicherweise nachträglich aberkennen zu lassen
Fest steht aber, dass der politisch aufgeladene Asien Cup einen faden Beigeschmack hatte. Ob dieser durch die kommende WM 2022 in Katar neutralisiert werden kann, bleibt abzuwarten.
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