Australien: Zu große Nähe von Sport­wetten-Anbietern und Sport­verbänden?

Posted on: 12/06/2023, 12:25h. 

Last updated on: 12/06/2023, 12:34h.

In Australien ist das Geschäft mit Sportwetten für die Anbieter ein Milliardenmarkt. Doch auch die Verbände von Football, Rugby und Co. profitieren erheblich von den Umsätzen der Buchmacher. Einem Bericht von ABC News [Seite auf Englisch] zufolge könnte diese enge Verzahnung jedoch zu Problemen hinsichtlich der Integrität des Sports führen.

Rugby-Spieler
Sportwetten sind auch beim Rugby beliebt (Bild: Flickr/Sam Johnson, CC BY 2.0)

Den Recherchen von ABC zufolge erhalten die Verbände einen erheblichen Anteil an den Einnahmen der Glücksspiel-Betreiber. Demnach betragen diese bis zu 17,5 % der Bruttospielerträge der Buchmacher.

Der Verband Football Australia komme laut Bericht auf 15 % der Erträge. Insgesamt erhalte er rund 1 % von jeder auf Football-Matches getätigten Sportwette.

Die Verbände geben an, die Einnahmen aus dem Sportwetten-Geschäft für die Förderung des Sports und insbesondere dessen Basis zu verwenden. Dazu sollen Maßnahmen zur Sicherung der Integrität des Sports und zum Schutz vor Spielmanipulation finanziert werden.

Wie hoch die Einnahmen sind, zeigt der News-Sender am Beispiel der National Rugby League. Diese kommt auf jährliche Erlöse in Höhe von rund 50 Mio. AUD (31,4 Mio. Euro). Im Vergleich dazu fallen die Sportwetten-Einnahmen beim in Australien nicht ganz so populären Football niedriger aus. Dieser erhält zwischen 30 und 40 Mio. AUD pro Jahr.

Führen Sportwetten zu Spielmanipulation?

Kritisch sei laut Bericht das breite Angebot der Buchmacher auf sportliche Wettkämpfe in Australien. Dieses umfasse nicht nur den Profisport, sondern vielfach auch die Spiele der unteren Ligen.

Möglich werden diese Angebote durch den Einsatz von Scouts, die die Partien in den kleinen Ligen live vor Ort verfolgen. Die Scouts übermitteln Auftraggebern wie Sportradar sämtliche Details zu den Matches, sodass die Anbieter ihren Kunden eine breite Palette an Sportwetten-Optionen bieten können, die sie auch aus den Profiligen gewohnt sind.

Die Buchmacher in Australien hätten vielfach Sportwetten aus Ligen im Angebot, in denen Amateure miteinander um den Sieg kämpfen. Zum Teil sei es sogar möglich, auf Matches mit Minderjährigen zu setzen, was in vielen anderen Ländern verboten ist.

Auf diese Weise könnten in von Australien weit entfernten Regionen der Welt Sportwetten im Millionenwert auf ein Amateur-Spiel gesetzt werden. Dies erhöhe die Gefahr von Spielmanipulation erheblich, so Kritiker des weit verbreiteten Einsatzes der Scouts.

Gegenüber ABC erkläre der Football-Verband, sich der möglichen Gefahr bewusst zu sein. Dieser könne jedoch wirksam begegnet werden. In einem Statement heißt es:

Wir sind uns der potenziellen Risiken bewusst und verfügen über einen umfassenden Integritätsrahmen, um diese Risiken zu bewältigen.

Ähnlich äußerten sich Vertreter anderer Sportarten. Ob der Bericht dazu führt, dass die Verbände ihre Beziehung zu Sportwetten-Anbietern in Australien überdenken, und gegebenenfalls Einschränkungen vornehmen, ist derzeit ungewiss.