Australischer Bundesstaat Victoria führt neue Regularien für Online-Glücksspiel ein
Posted on: 23/05/2019, 03:34h.
Last updated on: 23/05/2019, 04:37h.
Der australische Bundesstaat Victoria führt ab Sonntag neue Richtlinien für das Online-Glücksspiel ein. Sie sind Teil eines im November 2018 beschlossenen Regelwerkes für nationalen Verbraucherschutz und sollen dazu beitragen, pathologischem Spielen in Down Under vorzubeugen.
Auf die Neuregelungen einigten sich im letzten Winter die Bundesstaaten Süd-Australien, West-Australien, Queensland, Tasmanien, New South Wales und Victoria in einer historischen Entscheidung. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine einheitlichen Maßstäbe zur Kontrolle des Glücksspiels im Internet.
Diese Maßnahmen sieht der neue Verbraucherschutz vor
Die Statuten, die im Kern dem Spielerschutz dienen sollen, enthalten vor allem signifikante Neuerungen für Online-Buchmacher. Sie gehören zu der Gruppe von Glücksspielanbietern, die trotz weitreichender, regulatorischer Hürden in Australien operieren dürfen.
Wettbetreibern wie Ladbrokes, Sportsbet und Beteasy – den größten Buchmachern Australiens – wird es ab nächster Woche nicht länger erlaubt sein, Boni und Gratiswetten für die Eröffnung eines Spielerkontos zu offerieren. Zudem werden sogenannte „Kunden-werben-Kunden“-Programme gesetzlich untersagt. Spieler, die bereits ein Kundenkonto besitzen, müssen zukünftig auch auf etwaig gewährte Bonusguthaben verzichten.
Die Glücksspielgesetzgebung Australiens
Wie in Deutschland ist die Glücksspielgesetzgebung auch in Australien eine Aufgabe der jeweiligen Bundesstaaten. Dies macht die Gesetzeslage relativ unübersichtlich.
Während landbasiertes Glücksspiel generell von den Einzelstaaten lizenziert und kontrolliert wird, reguliert im Online-Bereich die australische Kommunikations- und Medienaufsicht (ACMA) Teile der Industrie. Sie regelt unter anderem das Verbot von Online-Poker und von Online-Casinos. Lizenzen für Online-Sportwetten, Online-Lotterien und Bingo werden je nach der Rechtslage der Landesregionen erteilt.
Die neuen Normen sollen überdies die Sicherheitsinfrastruktur stärken. Delikten wie Geldwäsche soll durch Datenbanken, die alle Transaktionen der Spieler überwachen, vorgebeugt werden. Überdies werden die Unternehmen dazu verpflichtet, Maßnahmen zur Kontoverifizierung via Personalausweis-Identifizierung einzuführen.
Die Schaffung eines nationalen Selbstausschlussregisters und einfache Verfahren zur Sperrung von Online-Kundenkonten sollen Problemspieler vor den potenziell schädlichen Auswirkungen des Spielens schützen.
Marlene Kairouz, Viktorias Ministerin für Glücksspiel- und Alkohol-Regulierung, verwies im Vorfeld der Gesetzeseinführung auf den positiven Signalcharakter der Richtlinien:
„Diese erstmals in Australien eingeführten Änderungen verstärken die Regeln für Online-Buchmacher und geben Verbrauchern die Möglichkeit, bessere Entscheidungen zu treffen. Ich ermutige andere Staaten und Territorien dazu, unserem Vorbild zu folgen.
Victoria ist der erste Staat, der die neuen nationalen Verbraucherrichtlinien unterstützt, weil sie Menschen, die im Internet spielen, größeren Schutz und praktische Schritte zur besseren Selbstkontrolle bieten.“
Die Regulierung kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt
Dass sich die Bundesstaaten erst vor einigen Monaten zu dem politischen Schritt entschieden, mag nicht ganz zufällig gewesen sein.
Wie The Sidney Morning Herold (Link auf Englisch) berichtet, seien Sportwetten das am stärksten wachsende Glücksspielformat Australiens. Der Markt vergrößere sich Jahr für Jahr um bis zu 15 %. Derzeit gäben die Australier nur für Pferdewetten, an Spielautomaten und bei Casinospielen mehr Geld aus.
In Anbetracht dieser Umstände könnten die Bundesstaaten und Territorien mit den neuen Bestimmungen also lediglich die Weichen für einen sich unaufhaltsam nähernden Zug stellen.
Regelungen rufen Kritiker auf den Plan
Die Implementierung des Regelwerks mag für die politisch Verantwortlichen ein wichtiger Schritt sein. Glücksspielexperten und Wissenschaftler sehen darin allerdings noch viel Verbesserungsbedarf.
So enthielte das Verbrauchergesetz keine genauen Angaben dazu, wie die Einhaltungen der Regeln in der Praxis durch die Einzelstaaten überwacht werden sollte. Dies könne allenfalls die Bundesregierung Australiens durch ihre Institutionen schaffen, wie Professor Charles Livingstine von der Monash Universität von Melbourne zu bedenken gibt:
„Interaktives Glücksspiel liegt ganz eindeutig in der konstitutionellen Verantwortung von Australiens Regierung. Viele der Probleme um ineffektive und lückenhafte Gesetzgebung von Online-Glücksspiel könnten von der Regierung durch eine Direktregulierung, Gewährleistung einer einheitlichen Besteuerung und Durchsetzung sowie Steuerverteilung an die Einzelstaaten gelöst werden […]“
Ein Problem, wie man es aus Deutschland kennt. Auch hierzulande könnte die Regulierung von Online-Glücksspiel auf Bundesebene viele Probleme für Staat und Spieler lösen.
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