Australischer Wettkönig gesteht Betrug in Höhe von 18 Millionen US-Dollar
Posted on: 30/09/2019, 11:25h.
Last updated on: 30/09/2019, 11:48h.
Der australische Wettkönig Bill Vlahos (54) hat sich heute in Melbourne vor Gericht schuldig bekannt, seine Kunden bei Pferdewetten um Beträge in Höhe von insgesamt 18 Millionen US-Dollar betrogen zu haben.
Vor dem Bezirksgericht von Melbourne hat der ehemalige Vorsitzende der Pferderenn-Organisation BC3 Thoroughbreds und Besitzer des Wettclubs „The Edge“ zugegeben, einen finanziellen Vorteil durch Täuschung erlangt zu haben. Er soll einen komplexen Wettring aufgebaut haben, der im Dezember 2013 zusammenbrach, als mehrere Spieler Auszahlungen verlangten.
Vor Gericht erklärte Vlahos, dass er tatsächlich Wettscheine an Spieler ausgegeben habe. Auf diesen seien die Pferde, auf die sie wetteten, sowie die Wettsummen angegeben gewesen. Doch anstatt für seine Kunden die Wetten zu platzieren, habe Vlahos das Geld auf sein eigenes Bankkonto eingezahlt.
Insgesamt sollen von dem Betrug 68 Personen betroffen sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass diese in der nächsten Zeit vor Gericht aussagen werden.
Abzocke im großen Stil
Laut Gerichtsakten habe Vlahos im Jahr 2002/2003 den Wett-Club „The Edge“ gegründet. Er soll damals behauptet haben, dass er ein ausgeklügeltes System habe, mit dem er siegreiche Pferde wähle. Wie aus den Unterlagen hervorgeht, habe er freitagabends oder samstagmorgens Wettscheine verschickt. Auf diesen seien die Namen der Pferden vermerkt gewesen, auf die er angeblich bei Rennen in Melbourne und Sydney gesetzt habe.
Nachdem die Rennen abgeschlossen waren, soll er an seine Kunden „Ergebnisscheine“ verschickt haben. Doch die Wetteinsätze seien nie getätigt worden. In den Gerichtsunterlagen heißt es:
„Die den Wettscheinen beigefügten Wettnummern waren nicht echt oder nicht exakt und die Ergebnisscheine enthielten falsche Informationen.“
In einem Fall behaupte Vlahos zum Beispiel, im Mai 2008 219.000 US-Dollar auf das Pferd „Gorky Park“ gesetzt und 657.000 US-Dollar gewonnen zu haben. Tatsächlich soll er jedoch nur 2.500 US-Dollar gesetzt und 9.000 US-Dollar gewonnen haben.
Da Vlahos das Geld einiger Anleger zur Auszahlung anderer verwendet habe, wird der Wettclub in den Gerichtsunterlagen als „Ponzi-Programm“ bezeichnet.
Ponzi-Schema
Das Ponzi-Schema wurde nach dem berühmten Betrüger Charles Ponzi benannt. Ponzi kaufte in Europa internationale Antwortscheine (international gültige Gutscheine), die er in den USA zu einem höheren Wert verkaufte. Er warb Kunden an, denen er eine Rendite in Höhe von 45 Tagen oder eine Verdopplung ihres Einsatzes innerhalb von 90 Tagen versprach, wenn sie in diese Antwortscheine investierten.
Viele Kunden forderten ihre Rendite jedoch nicht ein, sondern ließen sie „weiterlaufen“. Statt tatsächlich Antwortscheine zu kaufen, stapelte Ponzi das Geld in Schubladen, Papierkörben und auf dem Fußboden und vergrößerte sein Vermögen auf Millionen. Erst, als einer der Kunden sein Geld erfolglos einfordern wollte, wurden Medien und Finanzamt auf den Betrug aufmerksam. Bei Durchsuchungen wurden nur wenige Antwortscheine gefunden. Zu dieser Zeit hatten Ponzi jedoch bereits 40.000 Kunden-Gelder in Höhe von insgesamt 15 Mio. US-Dollar anvertraut.
Ebenso wie der historische Betrüger Charles Ponzi soll Vlahos seine Kunden dazu ermutigt haben, immer mehr Geld in den Wettclub zu stecken. Neuen Investoren soll er erzählt haben, dass seine Frau Joanne in einem Pub gegenüber der Randwick-Rennbahn in Sydney arbeitete und hier viele Tipps bekomme, die seiner Meinung nach völlig wertlos seien.
Er dagegen habe einen viel besseren Weg gefunden und wende sein Wissen aus den Statistik-Kursen an, die er während seines Psychologie-Studiums absolviert hatte.
Vlahos bezeugt die Unschuld seiner Frau
Die Polizei konnte E-Mails zwischen Bill und Joanne Vlahos sicherstellen, die beweisen, wie Wettnummern ausgeschnitten und in alte Wettscheine eingefügt wurden.
Das Geld soll Vlahos unter anderem für den Kauf eines Ferienhauses, Luxusautos, Designerkleidung und Schulgelder in Singapur verwendet haben.
Seine Investoren habe er währenddessen immer wieder davon überzeugt, sich ihre Gewinne nicht auszahlen zu lassen. Stattdessen sollten sie sie reinvestieren, um ihre Gewinnchancen zu verbessern.
Als der Betrug aufflog, meldete Vlahos Konkurs an. E-Mails zeigen, wie er seiner Frau erklärt, sie sei völlig unschuldig:
„Du bist eine wundervolle Person, die nichts hiervon verdient. Du hast mir bedingungslos vertraut. Ich bin für alles verantwortlich, was geschehen ist. Ich und nur ich.“
Vor Gericht muss Vlahos erst Anfang Februar erneut erscheinen. Bis dahin kann er Weihnachten und die australischen Sommerferien mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im Teenageralter verbringen.
Wie Richter Trapnell betonte, sei es allerdings unvermeidlich, dass er wegen der Schwere seiner Straftagen ins Gefängnis müsse.
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