Bildungs-Chancen-Lotterie vergibt zum ersten Mal Fördermittel
Posted on: 05/11/2018, 12:22h.
Last updated on: 05/11/2018, 12:34h.
Im Juni dieses Jahres ging die Bildungs-Chancen-Lotterie als erste Soziallotterie, die Bildungschancen verbessern möchte, an den Start. Nun hat sie erstmalig Fördergelder an sechs Bildungsprojekte ausgeschüttet.
Was hinter der Bildungs-Chancen-Lotterie steckt
Die Bildungs-Chancen-Lotterie ist nicht die erste deutsche Soziallotterie, aber die bisher einzige, die sich die Bildungsförderung zur Aufgabe gemacht hat. Initiiert wurde sie vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und von den SOS-Kinderdörfern weltweit.
Die Bildungs-Chancen-Lotterie will Mittel sammeln, mit denen die individuelle Entwicklung von Menschen gefördert werden kann. Durch die geförderten Projekte soll jeder, unabhängig von seiner Herkunft und seinen finanziellen Ressourcen, Zugang zu Bildung erhalten.
Dr. Heike Kahl, die Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, äußert sich hierzu wie folgt:
„Wir thematisieren Bildung, die gesellschaftlichen Nutzen und Mehrwert für den Einzelnen bringt. Dabei geht es darum Werte, Haltung und Verantwortung zu vermitteln. Denn: Nachhaltige Bildung meint ausdrücklich mehr als formale Schulbildung.“
Gespielt werden kann die Bildungs-Chancen-Lotterie per Solo-Los oder per Team-Los. Während das Solo-Los für Einzelspieler ist,
können mit dem Team-Los bis zu zehn Spieler gemeinsam spielen. Ein Los ist vier Wochen lang gültig und bietet wöchentliche Gewinnchancen. Verlost werden sowohl Geld- als auch Sachpreise. Die Chancen, den Hauptgewinn zu erhalten, liegen bei 1:2,5 Millionen.
Fördermittel für Bildungsinitiativen ausgeschüttet
Aus einem Minimum von 30 Prozent der Einnahmen, die die Bildungs-Chancen-Lotterie generiert, werden Fördermittel für Bildungsprojekte generiert. Weitere 30 Prozent der Einnahmen werden als Gewinne an die Spieler ausgeschüttet. Gefördert werden nur steuerbefreite Körperschaften oder Körperschaften des öffentlichen Rechts, die Menschen dabei helfen, ihre Potenziale zu entdecken und die Chancengleichheit fördern.
Um die Förderung durch die Bildungs-Chancen-Lotterie hatten sich seit August rund 100 Bildungsprojekte beworben. Prof. Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes, erläuterte hierzu:
„Was da an Anträgen eingegangen ist, zeigt, mit wie viel Engagement und Kreativität gemeinnützige Bildungsprojekte die Bildungsangebote des Staates ergänzen und verbessern wollen. Während Staat und Politik große Systemfragen […] stellen, können gemeinnützige Bildungsinitiativen ganz pragmatisch diejenigen Themen angehen, die vor Ort besonders dringend einer Lösung bedürfen, etwa der Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf, die sprachliche Förderung von Migranten, Mobbingprävention in Schulen oder die Förderung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien.“
Bewerben konnten sich um die Förderung Initiativen, die die Persönlichkeitsentwicklung im Blick haben, anfangen bei Projekten zur frühkindlichen Entwicklung bis hin zu Vereinen oder Museen, die sich der Erwachsenenbildung widmen.
Diese Projekte erhalten die erste Förderung:
1. „Meine Stimme ist wunderbar“:
Ein Projekt, das die Kommunikationsfähigkeit, Kreativität und Medienkompetenz bei Kindern zwischen zwei und vier Jahren fördern sowie deren Interesse am kulturellen Leben wecken möchte.
2. „smaRT – digital clever in Reutlingen“:
Dieses Projekt widmet sich der Erweiterung des Lehrangebots in der beruflichen Bildung und will die Medienkompetenz sowie den Umgang mit der deutschen Sprache fördern.
3. „Yes I Can!“:
Das Projekt bietet ein zweijähriges Kursangebot für afrikanische Frauen mit Fluchtgeschichte.
4. „SocialSkills“:
Ein Programm, mit dem Grundschüler gewaltfreie Kommunikation erlernen und mehr Selbstbewusstsein erhalten sollen.
5. „Frühkindliche Sprachförderung für Kinder geflüchteter Eltern“:
Intensive Sprachförderung für Kinder aus Flüchtlingsfamilien.
6. „Mentoring zwischen Studierenden und Schülerinnen“:
Ein Mentorenprogramm, bei dem Studenten Schülern aus sozialen Brennpunkten helfen, ihre Bildungsperspektiven zu erkennen und zu verfolgen.
Ziel der Lotterie ist es nicht nur, die Bildungsprojekte finanziell zu fördern, sondern auch, ihnen mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung für ihr Engagement zu verschaffen.
Soziallotterien in Deutschland
Die Bildungs-Chancen-Lotterie ist bei weitem nicht die einzige Soziallotterie in Deutschland. Neben ihr gibt es beispielsweise die Soziallotterie Aktion Mensch, die im Jahr 1964 als „Aktion Sorgenkind“ startete und die Menschen mit Behinderungen, mit sozialen Schwierigkeiten sowie Kinder und Jugendliche unterstützt. Eines der Gründungsmitglieder ist der Fernsehsender ZDF.
Ebenfalls der Förderung von Kindern, Jugendlichen und behinderten Menschen widmet sich die Deutsche Fernsehlotterie, die Förderungen der Stiftung Deutsches Hilfswerk finanziert und die 1967 unter Unterstützung der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände und des NDR gegründet wurde.
Zu den bekanntesten Soziallotterien in Deutschland gehört auch die ebenfalls 1967 gegründete Glücksspirale, die die Olympischen Sommerspiele von 1972 finanzieren sollte und die im ARD 1970 ihre Fernsehpremiere startete. Im Jahr 1974 unterstützte die Glücksspirale die WM und setzt sich bis heute für den Sport ein. Zur Förderung sportlicher Projekte sind wohltätige Zwecke wie Denkmalschutz und Wohlfahrt hinzugekommen.
Aus dem Ausland zu den deutschen Soziallotterien hinzugekommen ist die Deutsche Postcode Lotterie. Sie bietet deutschen Spielern seit 2016 Lose an, die sich aus der Postleitzahl und einem Code für die Straßenanschrift zusammensetzen. Die Teilnehmer mit derselben Postleitzahl haben damit eine gemeinsame Gewinnchance. Von den Gewinnen geht ein Anteil von 30 Prozent an regionale Förderprojekte.
Die Bildungs-Chancen-Lotterie hat in Deutschland viel Zuspruch erhalten, ist aber auch kritisiert worden. Ein Argument hierbei ist, dass Bildung reine Aufgabe des Staates sei. Die Initiatoren der Soziallotterie allerdings unterstreichen, dass sie die Bildungsaufgaben des Staates nicht ersetzen, sondern ihn darin unterstützen möchten.
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