Bonitäts-Checks in Großbritannien: Glücksspielanbietern drohen Verluste
Posted on: 15/02/2021, 01:35h.
Last updated on: 15/02/2021, 02:32h.
Glücksspielanbietern drohen in Großbritannien in diesem Jahr millionenschwere Umsatzverluste durch eine rigidere Gesetzgebung. Die von der Glücksspielkommission UK Gambling Commission (UKGC) geforderten Bonitäts-Checks für Spieler mit monatlichen Verlusten von über 100 GBP könnten laut Marktbeobachtern bei Paddy Power und Co. zu kräftigen Einbußen führen.
Mit den Bonitäts-Checks will die UKGC sicherstellen, dass die Verluste nicht über die finanziellen Möglichkeiten der Spieler hinausgehen. Matt Zarb-Cousin, Mitgründer der Spielerschutzorganisation Gamban, begrüßte die geplante Festlegung auf ein Limit von 100 GBP:
Betreiber müssen sie sowieso machen. Sie machen sie aber nur dort, wo jemand Zehntausende verloren hat. (…) Wenn Sie sich Daten zum verfügbaren Einkommen ansehen, sind 100 Pfund wahrscheinlich ungefähr richtig.
Zugleich formieren sich Kritiker an dem Vorhaben. Sie bemängeln, dass die Checks nicht nur für die Spielsuchtgefährdeten, die etwa 3 % aller Spieler ausmachten, gelten sollen. Demnach müsste auch die überwältigende Mehrheit der Spieler sensible Daten über ihre Einkommenssituation veröffentlichen.
Dies komme einem Verstoß gegen ihre Datenschutzrechte gleich, so die Gegner. Sie monieren, dass bei einer Verlustgrenze von 100 GBP alljährlich Millionen von Spielern Buchmachern gegenüber Rechenschaft über ihre finanzielle Lage ablegen müssten. Gleichzeitig führten die Bonitäts-Checks zu einer ausufernden Bürokratie, was weitere Kosten verursache.
Glücksspielkommission drängt auf noch schärfere Maßnahmen
Die UKGC will neben den geplanten Bonitäts-Checks weitere Restriktionen einführen, um das Glücksspiel sicherer zu gestalten. So sollen nach Willen der UKGC Online-Spielern künftig detaillierte Informationen zu ihren erlittenen Gewinnen und Verlusten angezeigt werden.
Neben den großen Glücksspielanbietern wendet sich auch der Reitsport gegen Bonitäts-Checks. Branchenvertreter betonten, dass diese den Sport jährlich 60 Mio. GBP kosten könnten. Angesichts der Verluste in mehrstelliger Millionenhöhe, die den Veranstaltern aufgrund der Corona-Beschränkungen im letzten Jahr entstanden seien, gefährde dies die Existenz der gesamten Branche.
Nach Willen der UKGC müssen Online-Spielrunden künftig mindestens 2,5 Sekunden dauern. Zudem dürfen diese nicht mehr durch Turbo-Play-Buttons beschleunigt oder Spielern mithilfe von Spin-Stop-Buttons die Illusion vermittelt werden, dass sie die Kontrolle über das Zufallsergebnis hätten.
Ob die UKGC gegebenenfalls noch stärkere Restriktionen verhängt, könnte vom Ergebnis einer im vergangenen November eingeleiteten Umfrage zur Kundeninteraktion abhängen. Dieses wird im Verlauf des Jahres erwartet.
No comments yet