Britischer Minister bei Spielerschutz­konferenz: Ansage an die Glücksspiel-Industrie

Posted on: 09/12/2021, 02:09h. 

Last updated on: 09/12/2021, 02:09h.

Die britische Spielerschutz-Organisation GambleAware hat am gestrigen Mittwoch zur 9. GambleAware Annual Conference in der Londoner Denkfabrik King’s Fund geladen. Unter den Sprechern war auch der seit September amtierende Minister für Technologie und Digitalwirtschaft. In seiner Rede stellte Chris Philp heraus, dass der Prävention von durch Glücksspiel entstehenden Schäden in seiner Arbeit hohe Priorität zukomme.

Dunkle Wolken über London
Über der britischen Glücksspiel-Industrie könnte sich etwas zusammenbrauen (Quelle:unsplash.com/Luke Stackpoole)

Philp kündigte unter anderem eine umfassende Überarbeitung der Glücksspiel-Gesetzgebung und den verstärkten Einsatz datenbasierter Technologien im Online-Bereich an. Der Branche gegenüber fand der Politiker deutliche Worte: Wer nicht im Sinne des Spielerschutzes kooperiere, werde zur Verantwortung gezogen.

Glücksspiel-Neuregulierung als Amtsvorhaben

In diesem Jahr fand die GambleAware-Konferenz erstmals als hybrides Event statt, das auch online via Streaming verfolgt werden konnte. Als Sprecher geladen war eine Vielzahl von Experten aus diversen Bereichen des Spielerschutzes.

Einer der Hauptsprecher war Chris Philp. Der konservative Politiker ist seit September Minister für Technologie und Digitalwirtschaft im Kabinett Johnson. In dieser Funktion kümmert er sich auch um den Umgang mit dem Online-Glücksspiel. Sowohl in seiner Rede [Seite auf Englisch] als auch via Twitter ließ Philp keinen Zweifel daran, dass der Großbritannien stark diskutierte Sektor auch künftig viel Aufmerksamkeit erfahren wird:

Der Minister erklärte, sein Amt mit zwei Kernvorhaben angetreten zu haben. So solle das Vereinigte Königreich zum Vorreiter für Standards höchster Online-Sicherheit werden. Weiterhin verpflichte er sich zu einer Überarbeitung des Glücksspiel-Gesetzes, das den richtigen Schutz für das digitale Zeitalter garantiere.

An der Ernsthaftigkeit seines Vorhabens ließ Philp keine Zweifel und machte in Richtung der Branche deutlich:

Die Betreiber, die unsere hohen Standards erfüllen und übertreffen, haben nichts zu befürchten. Diejenigen, die gegen die Regeln verstoßen, schon.

Vorbeugung schlägt Behandlung

In den ersten Monaten als Minister, so Philp, habe er bereits eine Vielzahl von Interessenvertretern aus der Glücksspiel-Branche sowie Spielerschützer getroffen. Aus den Gesprächen habe sich für ihn das klare Bild ergeben, dass der Prävention immer der Vorzug gegenüber der Behandlung gegeben werden müsse, wenn es um Glücksspiel-bedingte Schäden gehe.

Hierbei sehe er insbesondere die Betreiber von Online-Glücksspiel in der Pflicht. Sobald es Anzeichen gebe, dass ein Kunde über seine Verhältnisse spiele, müssten sie eingreifen. Künftig, so der Plan des Ministers, solle die Kontrolle aufgrund Plattform-übergreifender Datenmengen erfolgen.

Auch Informationen aus Kreditauskunfteien sollten in die Prozesse einfließen. Die gemeinsame Datennutzung, an der sich auch staatliche Stellen beteiligten, müsse „sicher und verhältnismäßig“ erfolgen.

Gleichzeitig bilde sie jedoch das Kernstück des neuen Umgangs mit dem Online-Glücksspiel, so Philp:

Ich weiß, dass heute Vertreter der Industrie im Publikum sitzen, deshalb möchte ich meine Botschaft klar formulieren: Jetzt ist es an der Zeit, dass Sie den Fehdehandschuh aufnehmen und eng mit beiden Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, um ein funktionierendes System zu entwickeln.

Mehr Befugnisse für die Glücksspiel-Aufsicht

Um den Wandel zu ermöglichen, sei die Glücksspiel-Behörde UKGC von zentraler Bedeutung. Eine der Prioritäten bei der Überarbeitung des Glücksspielgesetzes sei deshalb, dafür zu sorgen, dass die UKGC über alle Instrumente verfüge, die sie benötige, um die Ziele der Lizenzvergabe zu wahren.

Hierzu gehörten auch Befugnisse, die es ihr erlaubten, Massendaten von Glücksspiel-Betreibern anzufordern und zu analysieren. Im Alltagsgeschäft bedeute dies auch, dass die UKGC die Branche bei Verstößen verstärkt zur Verantwortung ziehe.

In den kommenden Wochen und Monaten werde er mit Industrie, parlamentarischen Gruppen, Wohlfahrtsverbänden und Menschen, die von Glücksspielproblemen betroffen sind, zusammenarbeiten, um ein White Paper zum künftigen Umgang mit dem Online-Glücksspiel zu erstellen.

Dieses werde eine Vielzahl weiterer Ansätze enthalten, die dazu dienten die Glücksspiel-Regulierung „für das digitale Zeitalter fit zu machen“, insbesondere durch den Einsatz von Daten und Technologie.