Vermeintliche Mafia-Einflüsse vereiteln Casino-Projekt im Süden von Chicago
Posted on: 20/10/2019, 05:30h.
Last updated on: 18/10/2019, 05:08h.
Behörden im US-Bundesstaat Illinois haben ein geplantes Casino-Projekt im Süden von Chicago wegen angeblicher Mafia-Einflüsse gestoppt. Wie Gouverneur Jay Robert Pritzker am Dienstag mitteilte, werde der Bundesstaat das dafür vorgesehene Bauland nicht wie beabsichtigt an die Gemeinde Tinley Park veräußern.
Die Stadt wollte das verlassene Klinikgelände an Rick Heidner (59), den Betreiber des Spielautomatenaufstellers Golden Rush Gaming, weiterverkaufen, der ein Racino, eine Rennstrecke mit integriertem Casino, auf dem Areal geplant hatte.
Der Glücksspielunternehmer war letzte Woche massiv unter Druck geraten.
Laut Recherchen der Chicago Tribune soll Heidner Kontakt zum prominenten Bänker Rocco Suspenzi unterhalten. Dem Vorsitzenden der Parkway Bank & Trust Co. werden Beziehungen zu Mafia-Organisationen in Chicago unterstellt.
Chicago, das Glücksspiel und die Mafia
Der Mafia von Chicago, die durch den legendären Mafiosi Al Capone weltweit zu zweifelhaftem Ruhm gelangte, werden schon seit Jahrzehnten enge Verbindungen zum illegalen Glücksspiel nachgesagt.
Ermittlungen haben belegt, dass der Einfluss der Mafia-Gruppe Chicago Outfit sogar bis in den US-Bundesstaat Nevada reichte. In der Glücksspielmetropole Las Vegas soll die Verbrecherbande in den 60er- und 70er-Jahren in zahlreichen Casinos das Glücksspiel kontrolliert und dabei Millionen verdient haben.
Regisseur Martin Scorsese thematisierte die Verbindung zwischen der Chicagoer Unterwelt und der Glücksspielbranche von Las Vegas im Oscar prämierten Hollywood-Film Casino.
Politik, Wirtschaft, Kriminalität
Wie harnessracingupdate (Link auf Englisch) berichtet, seien Heidner und Suspenzi bereits seit Jahren wirtschaftlich eng verbunden. Der Glücksspielunternehmer und der Bänker sollen Läden und Tankstellen in mehreren US-Bundestaaten gekauft und dafür Kredite in Millionenhöhe bei Suspenzis Bank aufgenommen haben.
Kriminell war dies nicht, allerdings unterhielt Heidner während dieser Zeit angeblich auch Kontakt zu Dominic Buttitta. Der lizenzlose Buchmacher bekannte sich im Jahre 2012 des illegalen Glücksspiels und der Steuerhinterziehung für schuldig.
Das Brisante an dem Fall: Die Bekanntschaft zwischen Buttitta und Heidner soll im September 2019 durch eine Razzia in den Wohn- und Arbeitsräumen des Staatssenators Martin Sandoval ans Tageslicht gekommen sein.
Behörden ermitteln gegen den Demokraten derzeit wegen Korruptionsverdacht und untersuchen dabei auch Kontakte zu Golden Rush Gaming.
Suspenzi verfolgte seinerseits jahrelang erfolglos Glücksspiel-Projekte, die angeblich auch unter Mithilfe der Mafia realisiert werden sollten.
Im Jahre 2003 fand das Illinois Gambling Board heraus, dass der Bänker sein Eigentümerinteresse am geplanten Emerald-Casino verschleiert hatte und entzog daraufhin die Lizenz für das Vorhaben.
Obgleich Heidner und Suspenzi nie selbst wegen Straftaten im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel verurteilt wurden, scheinen die vermuteten Verbindungen zu Kriminellen aus Sicht von Staat und Glücksspielaufsicht auszureichen, um das Casino-Projekt in Tinley Park zu unterbinden.
Heidner holt zum Gegenschlag aus
Heidner, der in den letzten Jahren die drittgrößte Glücksspielfirma im US-Bundesstaat Illinois aufgebaut hat, will sich den Vorwürfen nicht beugen. Vor dem Illinois Racing Board sagte der Unternehmer am Dienstag:
„Meine Spiellizenz wurde nach einer 24-monatigen intensiven Untersuchung genehmigt (…). All meine Geschäftsbeziehungen wurden den Ermittlern offengelegt und all meine Geschäftsbeziehungen wurden mit Agenten und Ermittlern explizit besprochen. Da diese Geschäftskontakte fortbestanden und offenbart wurden, waren sie während der letzten sieben Jahre in jedem Jahr Gegenstand von Diskussionen. Ich habe überhaupt keine Verbindungen zur Mafia.“
Ob Heidner die Erlaubnis für den Bau des Racinos doch noch erhalten wird, könnten die nächsten Monate zeigen. Bis dahin stehen nicht nur Golden Rush Gaming, sondern auch die lokalen Pferderennsport-Organisationen in Illinois vor einer ungewissen Zukunft.
Tony Somone, Direktor der Illinois Harness Horsemen’s Association, zeigte sich betroffen von dem Skandal. Die Vereinigung hatte sich von dem Racino einen anspruchsvollen Wettbewerbsort für Rennställe, Pferde und Jockeys versprochen. Allein, so Somone, könne man ein Projekt dieser Größenordnung nicht verwirklichen.
No comments yet