Zehn Jahre auf der Flucht: Chinesischer Glücksspiel-Kingpin in Thailand festgenommen
Posted on: 16/08/2022, 12:25h.
Last updated on: 16/08/2022, 12:30h.
Die thailändische Polizei hat einen umstrittenen Geschäftsmann [Seite auf Englisch] festgenommen, der von China international wegen des Vorwurfs des illegalen Glücksspiels gesucht wurde. Der gebürtige Chinese She Zhijiang, der auch die kambodschanische Staatsbürgerschaft besitzt, soll sich rund ein Jahrzehnt auf der Flucht vor Pekings Behörden befunden haben.
Ein mutmaßliches Glücksspiel-Milliardenprojekt in Myanmar, an dem der 40-Jährige maßgeblich beteiligt sein soll, bleibe von der Festnahme jedoch unberührt, erklärte ein Sprecher Medienvertretern gegenüber.
Suche per internationalem Haftbefehl
Wie die thailändische Polizei der Nachrichtenagentur Reuters gegenüber gestern angab, werde She Zhijiang zeitnah nach China ausgeliefert.
Die chinesischen Behörden hatten bei der Suche nach dem Glücksspiel-Geschäftsmann zuletzt auf die Hilfe Interpols gesetzt.
Infolgedessen war der Geschäftsmann in der vergangenen Woche aufgrund einer sogenannten Red Notice der Internationalen Strafverfolgungsbehörde in Bangkok festgenommen worden.
Dem chinesischen Medienportal Caixin zufolge habe sich She bereits seit 2012 auf der Flucht vor den nationalen Behörden befunden.
Diese werfen ihm vor, im großen Stil in illegale Glücksspiel-Operationen in Südostasien verwickelt zu sein.
Konkret habe sich die im Mai 2021 von China initiierte Red Notice auf den Betrieb von illegalen Online-Glücksspiel-Seiten bezogen. So habe She einer „kriminellen Bande“ vorgestanden, die Scheinfirmen ins Leben gerufen habe, um gezielt Spieler in China anzusprechen. Mit den diversen Online-Casinos unter Shes Führung seien mindestens 330.000 chinesische Nutzer generiert worden. Allein zwischen 2018 und 2021 habe das Netzwerk so über 22 Mio. USD eingenommen.
She Zhijiang ist unter anderem Vorsitzender der in Hongkong registrierten Yatai International Holding Group (IHG). Das Unternehmen mit Hauptsitz in Bangkok betreibt eine Vielzahl von Unternehmen in Kambodscha, Myanmar und auf den Philippinen.
Das prestigeträchtigste Projekt dürfte die Investition in den Ort Shwe Kokko im Südosten Myanmars nahe der thailändischen Grenze sein.
Illegales Glücksspiel in Shwe Kokko
Für rund 15 Milliarden USD, so der offizielle Plan, solle Shwe Kokko als „neue Stadt“, inklusive Flughafen und attraktiver Infrastruktur, entstehen. Tatsächlich handele es sich bei dem Projekt jedoch um einen Casino-, Unterhaltungs- und Tourismuskomplex.
Im Jahr 2019 verhängte Kambodscha ein Online-Glücksspiel-Verbot, weil die Branche im Verdacht stand, Straftaten wie Geldwäsche und Erpressungen zu befeuern. Zugleich stoppten die Behörden das zwei Jahre zuvor ins Leben gerufene Shwe-Kokko-Projekt wegen des Verdachts illegaler Aktivitäten. 2020 wurde der allgemeine Betrieb in der nach wie vor im Bau befindlichen Stadt trotz geltender Corona-Verbote wieder aufgenommen.
Beobachter werfen den beteiligten Unternehmen vor, gemeinsam mit lokal aktiven Rebellengruppen ein illegales System aufgebaut zu haben. Die Vorwürfe gegen Shes Yatai Group umfassen neben dem illegalen Glücksspiel unter anderem auch die illegale Vertreibung im Baugebiet Ansässiger, Geldwäsche und Menschenhandel.
Verhaftung „sensibles Thema“
Die von burmesischen Expats in Thailand betriebene Nachrichtenplattform Irrawaddy berichtet, dass Zeugenaussagen zufolge davon auszugehen sei, dass sowohl stationäre als auch Online-Casinos in Shwe Kokko aktiv seien.
Laut Irrawaddy habe sich die Yatai Gruppe mit Blick auf die Verhaftung Shes bisweilen unbeeindruckt zeige. Ein mit Verweis auf die „Sensibilität des Themas“ lieber anonym gebliebener Verantwortlicher des Unternehmens habe hierzu erklärt:
[Die Verhaftung] wird keine Auswirkungen auf Shwe Kokko haben. Es kann sein, dass er wegen seiner Aktivitäten in anderen Ländern verhaftet wurde.
Beobachter gehen davon aus, dass der mutmaßlich für eine Vielzahl illegaler Glücksspiel-Unternehmungen in Südostasien verantwortliche She Zhijiang bis spätestens Oktober nach China überstellt wird. Für die im internationalen Haftbefehl aufgeführten Taten drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.
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