Die Crown-Affäre: Rückblick auf ein Drama in vier Akten
Posted on: 27/12/2020, 05:30h.
Last updated on: 04/12/2020, 04:08h.
Der australische Casino-Betreiber Crown Resorts blickt auf ein turbulentes Jahr 2020 zurück. Ein Untersuchungsausschuss der Glücksspielaufsicht (ILGA) sorgte dafür, dass der Glücksspielkonzern nicht aus den Schlagzeilen kam. Dabei entwickelte sich für interessierte Beobachter ein Drama in vier Akten.
1. Akt: Der zwielichtige Investor
Über viele Jahre hinweg hielt der Glücksspielkonzern Melco aus Macau ein beträchtliches Anteilspaket an Crown. Die Beziehungen sollten 2019 weiter vertieft werden, als Crown-Eigner James Packer Melco weitere 20 % der Aktien für 1,1 Mrd. Euro verkaufen wollte.
Der Deal kam jedoch nicht zustande. Grund dafür war, dass Crown nicht belegen konnte, dass der umstrittene Melco-Gründer Stanley Ho keine geschäftlichen Aktivitäten mehr in seinem früheren Unternehmen ausübte.
Dem im Mai 2020 verstorbenen Ho wurden unter anderem Geldwäsche und enge Beziehungen zur organisierten Kriminalität zur Last gelegt. Deshalb galt er in Australien als Persona non grata und durfte dort keinen beruflichen Aktivitäten nachkommen.
Die Vorwürfe führten dazu, dass sich Crown im Januar einer Lizenzuntersuchung der ILGA stellen musste. Die Befragungen sollten das Unternehmen das ganze Jahr über begleiten. Eine direkte Folge der Untersuchung war, dass Melco vom Kauf Abstand nahm und im April 2020 sein restliches Aktienpaket für knapp 500 Mio. Euro an den US-Investor Blackstone veräußerte.
2. Akt: Die vermeintliche Krankheit des Chefs
Im Oktober ließ die Kommission schließlich Crown-Mehrheitseigner Packer zu Wort kommen. Dabei gestalteten sich schon die äußeren Umstände der Befragung höchst außergewöhnlich, denn aufgrund der Corona-Pandemie wurde auf ein persönliches Erscheinen Packers verzichtet. Stattdessen führte er das Online-Interview von Bord seiner 200 Mio. US-Dollar teuren Super-Yacht IJE, mit der der Milliardär zu der Zeit durch den Südpazifik schipperte.
Nicht minder ungewöhnlich war auch die Erklärung, die Packer für seine Erinnerungslücken bei bestimmten Ereignissen während seiner Tätigkeit als Crown-Boss verantwortlich machte. So gab er an, seit Jahren an einer bipolaren Störung zu leiden. In diesem Zusammenhang habe er starke Medikamente eingenommen, die sein Erinnerungsvermögen nachhaltig schädigten. Deshalb könne er sich unter anderem nicht daran erinnern, im Jahr 2015 zwei Investoren in E-Mails persönlich bedroht zu haben.
3. Akt: Illegale VIP-Reisen und Geldwäsche
Bei ihrer Untersuchung legte die ILGA einen Schwerpunkt auf die Beziehungen Crowns zu Junket-Betreibern. Diese zumeist aus China und Macau stammenden Organisatoren von VIP-Reisen stehen im Verdacht der Zusammenarbeit mit kriminellen Organisationen und der Geldwäsche.
Im Laufe der Untersuchung wurde ersichtlich, dass Crown seit Jahren lukrative Geschäftsverbindungen zu Junkets unterhielt. Dabei sei nach Auskunft leitender Crown-Mitarbeiter eine mögliche Geldwäsche in den Casinos nicht wirksam verhindert worden.
Darüber hinaus seien mehrfach chinesische Spieler, die einem Einreiseverbot für Australien unterlagen, illegal ins Land geschleust worden, um in Crown-Casinos um viel Geld zu spielen.
Als Konsequenz kündigte Crown daraufhin an, die Zusammenarbeit mit Junkets bis auf Weiteres auf Eis zu legen. Dieser Schritt kam jedoch zu spät, wie der vorläufige Schlusspunkt der Crown-Affäre zeigt.
Schlussakt: Lizenzentzug
Am 18. November fiel für ein besonderes Crown-Projekt der letzte Vorhang. An diesem Tag entschied die ILGA, dem Konzern die Lizenz zum Betrieb des Barangaroo Casinos zu entziehen. Als Grund gaben die Glücksspielkontrolleure die vielfältigen Verfehlungen an, die im Zuge der Untersuchung zutage gefördert worden seien.
Als Konsequenz sprach die Behörde Crown die Eignung für den Betrieb des milliardenschweren Prestigeprojektes in Sydney ab. Dieses Urteil soll bis zur im kommenden Februar erwarteten Vorlage des Abschlussberichtes der Kommission Bestand haben.
Für Crown Resorts endete mit diesem vorerst letzten Akt ein Annus horribilis, das neben juristischen Scharmützeln von Corona-bedingten Millionenverlusten in den anderen australischen Casinos des Glücksspielanbieters geprägt war.
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