Crown-Skandal: Australischer Generalbundesanwalt schaltet sich ein
Posted on: 30/07/2019, 04:24h.
Last updated on: 30/07/2019, 04:24h.
Am Wochenende veröffentlichten australische Medien die Ergebnisse monatelanger investigativer Recherchen zum größten Casinobetreiber des Landes, Crown Resorts. Im Mittelpunkt stehen mutmaßliche illegale Aktivitäten des Unternehmens auf dem chinesischen Festland und mögliche Verbindungen zu asiatischen Verbrechersyndikaten. Nun kündigte der Generalbundesanwalt an, auch die Rolle australischer Behörden im Kontext des Engagements Crowns für chinesische Highroller untersuchen zu wollen.
TV-Dokumentation bringt Crown-Skandal ins Rollen
In einem 50-minütigen Beitrag (Video auf Englisch) warf das TV-Format 60 Minutes am Sonntagabend ein Schlaglicht auf den größten Casinobetreibers Australiens, Crown Resorts. Die Auswertung geleakter interner Dokumente und die Aussagen einer Insiderin weisen darauf hin, dass das Milliardenunternehmen, trotz Dementi, aktiv illegal auf dem chinesischen Festland um Highroller buhlte.
Mögliche Verstrickungen Crowns mit chinesischen Verbrechersyndikaten werfen ebenso Fragen auf wie der Verdacht, australische Behörden könnten im Umgang mit der zahlungskräftigen Klientel des Konzerns den kurzen Dienstweg beschritten haben.
Wie Generalbundesanwalt Christian Porter dem australischen Parlament am Dienstag mitteilte, werden die Verbindungen zwischen Crown und Regierungsbehörden nun eingehend geprüft.
Konsulats-Hotline für Crown?
Die Recherchen der Journalisten von 60 Minutes, The Age und The Sydney Morning Herald hatten ergeben, dass es zwischen dem Casinobetreiber und der australischen Einwanderungs- und Grenzschutzbehörde Absprachen zum Umgang mit Visaangelegenheiten der zahlungskräftigen Klientel des Glücksspielanbieters gegeben haben soll.
So belegen interne Dokumente, dass es eine „Notfall-Hotline“ für Crown-Angestellte zu australischen Konsulaten in China gegeben haben soll. In Situationen, in denen es um einen möglichen gehe, so ein Vermerk in den Crown-Dokumenten, zeige sich das Konsulat stets „sehr verständnisvoll und tue alles, um zu helfen“.
Wieweit diese Hilfe gegangen sein könnte, werden die Ermittlungen nun zeigen müssen. Im 60 Minutes-Beitrag wird der Verdacht formuliert, staatliche Stellen könnten in Anbetracht der Markt- und Finanzstärke Crowns besondere Maßstäbe an den Umgang mit dem Unternehmen gelegt haben.
Die Einwanderungs- und Grenzschutzbehörde hatte bereits gestern in einem ersten Statement bestätigt, dass es eine Absprache zur schnelleren Visaabwicklung mit Crown gegeben habe. Dies allerdings sei kein Einzelfall im Umgang mit internationalen Akteuren und bedeute keine Sonderbehandlung der Reisenden.
Junket-Operatoren und Kriminalität
Während sich diverse Parlamentarier zunächst gegen eingehende Untersuchungen sperrten, fand die unabhängige Senatorin Jacqui Lambie bereits gestern klare Worte zu den Ergebnissen der Journalisten:
Ich war entsetzt über die Enthüllungen bei 60 Minutes gestern abend, obwohl sie mich nicht überrascht haben. Es macht den Anschein, als hätten die Regierung und die Minister gewusst, was da vor sich ging, und dass sie gleichzeitig Visa ausstellten. Es geht hier um Geldwäsche und deshalb sollte Anklage gegen jeden erhoben werden, der involviert ist.
Unter anderem zeigten die Recherchen, dass Crown Resorts maßgeblich sogenannte Junket Operatoren zur Akquise von chinesischen High Rollern heranzieht.
Die Mehrheit solcher Zwischenhändler, die für die Organisation von Luxusreisen schwerreicher Asiaten in australische Casinos zuständig sind, steht im Verdacht, von kriminellen Syndikaten gesteuert zu werden.
Diese wiederum sollen über Konten bei Crown die Möglichkeit nutzen, ihre illegalen Gelder zu waschen. Neben Drogenhandel sollen mit Crown verbundene chinesische Akteure auch in Menschenhandel und Zwangsprostitution in Australien verstrickt sein.
Chinesischer Einfluss in Australien?
Ein ebenfalls im 60-Minutes Beitrag dokumentierter Vorfall beschreibt die Durchsuchung eines Crown-Privatjets wegen des Verdachts der Geldwäsche. An Bord hatten sich diverse schwerreiche Chinesen befunden, bewacht von einer Sicherheitsfirma, die unter anderem ehemalige und aktive australische Polzisten beschäftigt.
Bei der Überprüfung der Reisenden stellte sich heraus, dass es sich bei einem von ihnen nicht nur um einen schwerreichen und bestens im politischen China vernetzten Mann handelte. Der Passagier war seines Zeichens auch ein Cousin des amtierenden chinesischen Präsidenten Xi Jinping.
Australische Öffentlichkeit und Nachrichtendienste sowie Strafverfolgungsbehörden fragen sich nun, inwieweit das Highroller-System Crowns auch die nationale Sicherheit gefährden könnte. Skepsis ruft insbesondere die Frage hervor, ob die kommunistische Führung Chinas über Umwege Einfluss in Australien nehmen könnte.
Nach diversen Negativ-Schlagzeilen der letzten Monate machte es kurz den Anschein, das Crown-Imperium gelange in ein ruhigeres Fahrwasser. Stattdessen dürfte es sich nun mit dem größten Skandal seiner Geschichte konfrontiert sehen. Was dieser für die Zukunft des Unternehmens bedeutet, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen.
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