Dänische und britische Spielsucht-Hotlines vermelden steigende Anrufzahlen
Posted on: 01/10/2019, 12:44h.
Last updated on: 01/10/2019, 01:21h.
Dass es in vielen Ländern Bedarf an einem Beratungsangebot für Menschen mit Glücksspielproblemen gibt, zeigt der “Erfolg” von Beratungshotlines in Dänemark und Großbritannien. So gab die dänische Glücksspielbehörde Spillemyndigheden bekannt, dass 2019 bisher über 500 Personen bei einer neu eingerichteten Service-Hotline Rat gesucht hätten.
Mehr Anrufe als erwartet in Dänemark
Das unter dem Namen StopSpillet laufende Angebot wendet sich an von Spielsucht betroffene Menschen in Dänemark. Es verzeichnete nach Angaben der Behörde bis zum 11. September 500 Anrufe. Damit geht die Anzahl der Hilfesuchenden weit über die Erwartungen der Initiatoren hinaus.
Spillemyndigheden-Direktorin Birgitte Sand sagte dänischen Medien gegenüber:
“Basierend auf der Erfahrung mit ähnlichen Angeboten haben wir 90 (Anrufe) im Quartal erwartet. Es ist deshalb überwältigend, dass uns so viele bereits kontaktiert haben. (…) Wir sind glücklich und stolz über die vielen, die den Weg zu uns gefunden und uns ihr großes Vertrauen entgegengebracht haben, um unsere Hilfe zu suchen.”
Betroffene und Familienangehörige nutzen den Service
Dabei sind es nicht nur die Betroffenen selbst, die bei StopSpillet um Rat fragen. Die Behörde schätzt zwar, dass 46 % der Anrufer bei der Hotline Personen mit Glücksspielproblemen sind. Allerdings zeigten die bisherigen Erfahrungen, dass 39 % der Kontaktsuchenden aus dem Familienumfeld von Spielsüchtigen kämen.
Darüber hinaus würde das Angebot von Ärzten und anderen im Gesundheitswesen Beschäftigten genutzt. Laut Spillemyndigheden kämen 5 % der Anrufer aus dem Bereich, der mit der Behandlung der von Spielproblemen betroffenen Personen betraut ist.
Behördenvertreter zeigten sich zudem überrascht von dem dominierenden Anteil männlicher Anrufer. Obwohl Spielsucht schon längst kein rein männliches Problem mehr ist und es inzwischen beispielsweise im Nachbarland Schweden mehr spielsüchtige Frauen als Männer gibt, läge der Anteil der Männer bei den anrufenden Spielsüchtigen bei 85 %. Demgegenüber kämen aus dem Umfeld der Spielsüchtigen 69 % der Anrufe von Frauen.
Daten aus dem ersten Halbjahr belegen zudem, dass sich hauptsächlich jüngere Menschen an die Hotline wenden. So kamen 36,9 % der Anrufe von Personen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Weitere 23,3 % der Ratsuchenden waren zwischen 25 und 35 Jahre alt.
30.000 Anrufe in Großbritannien
Wie wichtig Telefon-Hotlines für Betroffene sind, zeigt sich auch in Großbritannien. Dort verzeichnete die von den Spielerschutz-Organisationen GamCare und GambleAware betriebene National Gambling Helpline in den Jahren 2018 und 2019 über 30.000 Anrufe.
Deshalb beschlossen die Organisatoren, die Betriebszeiten ab dem 1. Oktober auszuweiten: Seitdem ist der Notruf 24 Stunden am Tag erreichbar, denn nach Angaben der Betreiber seien die Betroffenen nachts am anfälligsten. Deshalb würden sie in diesen Stunden in besonderem Maße Beistand benötigten.
GamCare-Geschäftsführerin Anna Hemmings erklärte:
“Angesichts der 24-stündigen Verfügbarkeit von Glücksspiel fühlen sich Menschen manchmal nachts am einsamsten, wenn die anderen Hilfseinrichtungen geschlossen sind. Sie haben jetzt die Möglichkeit, unsere besonders geschulten Berater, die ihnen sofortige Unterstützung bieten können, 24 Stunden am Tag zu erreichen.”
Der rund-um-die-Uhr-Service scheint auch aus einem anderen Grund nötig, denn die Kontaktzahlen steigen nach Auskunft von GamCare seit Jahren. Seit einiger Zeit können Hilfesuchende deshalb nicht mehr nur über die kostenlose Telefonnummer, sondern auch via Live-Chat im Internet Rat suchen.
Vertreter von GambleAware berichten, dass sich nicht nur direkt Betroffene, sondern auch immer mehr Angehörige oder Freunde von Spielsüchtigen an die National Gambling Helpline wendeten, da sie nicht wüssten, wie sie Menschen mit Glücksspielproblemen effektiv helfen könnten.
Auch hierzulande gibt es eine Reihe von Beratungsstellen, an die sich Spielsüchtige im Notfall wenden können. Neben den Suchtberatungen der einzelnen Bundesländer und unabhängigen Spielerschutz-Organisationen verfügt auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über eine entsprechende Hotline für Spielsüchtige. Im Unterschied zu dem neuen rund-um-die-Uhr-Service in Großbritannien sind diese jedoch nur zu eingeschränkten Zeiten erreichbar.
Die Betreuer der Organisation geben den Betroffenen am Telefon oder im Chat Unterstützung bei ihren Glücksspielproblemen und bei der Suche nach Auswegen. Bei Bedarf verbinden sie die Hilfesuchenden darüber hinaus mit stationären Einrichtungen, die sich der Bekämpfung der Spielsucht verschrieben haben.
Wie die Zahlen aus Großbritannien und Dänemark belegen, steigt der Bedarf für Angebote dieser Art ständig weiter an.
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