Drogenbeauftragte beklagt mangelnde Kontrolle des Online-Glücksspiels
Posted on: 23/08/2021, 12:29h.
Last updated on: 23/08/2021, 12:55h.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig hat den Bundesländern eine mangelnde Kontrolle beim Online-Glücksspiel vorgeworfen. Die Länder würden durch die unkontrollierte Freigabe von Online-Casinos und Online-Sportwetten die Bemühungen zur Suchtbekämpfung untergraben, so die CSU-Politikerin.
Gegenüber dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” kritisierte die 46-jährige Münchnerin am Wochenende insbesondere die unkontrollierte Verbreitung der Werbung. Diese sei mittlerweile „omnipräsent“ und werde von niemandem hinreichend kontrolliert.
Die Dauerpräsenz der Anbieter auf deutschen TV-Kanälen und im Internet führe dazu, dass Anforderungen an den Spieler- und Jugendschutz unterlaufen oder gar ignoriert würden. Ludwig warnte gegenüber den Medienvertretern vor den Folgen für die Betroffenen:
Das ist wirklich ein Rückschlag für die Suchtbekämpfung. Glücksspiel kann Biografien zerstören und Familien in den materiellen Ruin treiben – jedes Jahr passiert das tausendfach.
Da der Glücksspielstaatsvertrag am 1. Juli des Jahres in Kraft getreten sei, herrsche Handlungsbedarf. Erschwert werde die Situation allerdings dadurch, dass die Glücksspielaufsicht noch nicht umfassend einsatzbereit sei.
Nachbesserungen gefordert
Um den Spielerschutz zu stärken, rief die Drogenbeauftragte die Bundesländer zu inhaltlichen Nachbesserungen am bestehenden Vertragswerk auf. So müsse es bei der Werbung eine Gleichbehandlung von Online-Casinos und -Sportwetten geben. Während Letztere erst ab 21.00 Uhr werben dürften, gelte dies für die Buchmacher nicht – mit möglicherweise gravierenden Konsequenzen:
Es ist mit einem wirkungsvollen Jugendschutz nicht vereinbar, dass bereits tagsüber für Sportwetten geworben werden darf, wie es etwa während der Fußball-Europameisterschaft täglich der Fall war.
Die andauernde Werbebeschallung treffe besonders Kinder und Jugendliche. Für deren Entwicklung stelle das Glücksspiel jedoch ein „erhebliches Risiko“ dar, so Ludwig.
Kritik auch von anderer Seite
Mit ihrer Kritik an dem Marketing für die Anbieter ist Ludwig nicht allein. Auch andere Politiker betonen die Gefahr, die von der Werbung oder einer kritiklosen Berichterstattung über das Glücksspiel ausgehen könne.
So beschwerte sich Bremens Innensenator Ulrich Mäurer vor wenigen Wochen schriftlich beim Deutschen Presserat über die Bild-Zeitung. Darin wies er auf die „besorgniserregende, da gezielt verharmlosende“ Berichterstattung des Blattes hin.
Die Bild-Zeitung schreibe in redaktionellen Beiträgen sehr positiv über das Thema. Da sie zugleich selbst als Sportwetten-Anbieter auftrete, werde unter dem „Deckmantel der Presseberichterstattung“ Werbung für das eigene Angebot gemacht.
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