Berliner Pokerclub zu Unrecht mit Korruptionsskandal in Verbindung gebracht

Posted on: 26/03/2018, 10:21h. 

Last updated on: 26/09/2018, 05:53h.

In Berlin soll der Polizist Marek G. mit Drogenhändlern zusammengearbeitet und sie gegen Schmiergeld vor bevorstehenden Razzien seiner Kollegen gewarnt haben. In einem Berliner Pokerclub soll er außerdem Kokain gelagert haben. Dieser verteidigt sich nun gegen die negative Berichterstattung und möchte nicht länger mit dem Skandal in Verbindung gebracht werden.

500 Euro Note wird an jemand übergeben.
Schmiergeld- Die Berliner Polizei ist in einen Korruptionsskandal verwickelt. (Bild: wiwo.de)

Marek G. leitete einen Pokerclub

Der 39-jährige Marek G. ist Polizeioberkommissar in Berlin Mitte. Gleichzeitig fungiert er als Vorsitzender des „Magic-Card Pokerclubs Berlin“. In dieser Einrichtung soll er laut Medienberichten auch Kokain zum Drogenhandel zwischengelagert haben. Nachbarn wollen außerdem beobachtet haben, dass Fahnder der Polizei im Magic-Card Pokerclub ein- und ausgegangen sein sollen, sodass der Verdacht naheliegt, dass dort regelmäßig Pokerabende mit Beamtenbeteiligung stattgefunden haben. Derartige Anschuldigungen weist der Pokerclub nun vehement von sich.

Magic-Card Pokerclub verteidigt sich

Der Magic-Card Pokerclub veröffentlichte als Reaktion auf die Ereignisse eine Stellungnahme. In dieser stellen die Mitglieder klar, dass sie von den Drogengeschäften in ihren Räumlichkeiten keine Kenntnis hatten, da sie einen Teil der Räume untervermietet haben:

„Was in den untervermieteten Räumlichkeiten unternommen wurde, war von uns, da die Räumlichkeiten getrennt vom Poker Club Magic Card und verschlossen waren, nicht einsehbar.“

Über die negative Berichterstattung sei man sehr traurig und habe sogar rechtliche Schritte gegen diffamierende Artikel in der Berliner Presse unternommen. Auf diese Weise wolle man vermeiden, dass Bildmaterial, Namen und andere Infos aus dem Pokersport im Zusammenhang mit einer Straftat genannt und bekannt würden:

„Dass Magic Card nun durch den schlimmen Vorfall in der Regenbogenpresse der Republik durch den Kakao gezogen wird und die Berichterstattung nicht immer 100% wahrheitsgemäß und korrekt geführt ist, müssen wir erst einmal primär akzeptieren. […] Wir behalten uns aber auch dahingehend noch weitere rechtliche Schritte vor und sind mit einer Anwaltskanzlei in Kontakt. […] Wir sind alle schockiert und versuchen die Ereignisse einigermaßen zu verarbeiten.“

Ob der Spielbetrieb im Magic-Card weiter aufrechterhalten werden kann, wolle man in den kommenden Tagen entscheiden.

Informationen gegen 3.000 € monatlich

Sein Gehalt bei der Polizei soll Marek G. sich außerdem mit bis zu 3.000 Euro pro Monat aufgebessert haben, indem er Schmiergelder von Drogenbossen im Berliner Bezirk Wedding entgegennahm. Dafür informierte er die Dealer über geplante Razzien seiner Kollegen von der Polizei. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 39-Jährigen vor, Kriminelle vor Einsätzen von Polizei, Zoll, Steuerämtern und anderen Behörden in mindestens acht Fällen gewarnt zu haben.

Marek G. soll lediglich als Informant fungiert haben. Bei den Hintermännern soll es sich um arabische Clans handeln, die das illegale Drogen- und Glücksspielgeschäft in Wedding kontrollieren.

Kollegen schöpften Verdacht

Die Polizei begann Nachforschungen über Marek G. anzustellen, als mehrere Kollegen auf seiner Dienststelle Verdacht schöpften. Der Oberkommissar soll auffällig oft Fragen zu geplanten Razzien gestellt haben. Seine Vorgesetzten ordneten daraufhin eine Observierung und Kontrolle seiner Telefonate an. Im Zusammenhang mit anderen Ermittlungen im Betäubungsmittelbereich soll die Polizei außerdem einen Hinweis auf Marek G. erhalten haben.

Vorwurf der Korruption, Bestechlichkeit und des Drogenhandels

Die dubiosen Aktivitäten von Marek G. flogen schlussendlich bei einer Durchsuchung mehrerer Objekte in der Hauptstadt auf. Während des Einsatzes seitens der Staatsanwaltschaft und des Landeskriminalamts wurden von den rund 50 Einsatzkräften insgesamt vierzehn Räumlichkeiten durchsucht. Dabei wurden sowohl der Poker-Polizist als auch vier weitere vermeintliche Drogendealer festgenommen. Zudem stellten die Beamten Handys und Bargeld im Wert mehrerer zehntausend Euro sicher. Der Berliner Innensenator Andreas Geisel von der SPD zeigte sich erfreut über die Festnahme von Marek G., beweise sie doch, dass die Berliner Polizei entgegen der negativen Berichterstattung der letzten Zeit durchaus effizient arbeite:

„Die Polizei hat bewiesen, dass sie mit aller Konsequenz und Härte gegen schwarze Schafe in ihren eigenen Reihen vorgeht.“

Einen der Männer setzte die Berliner Polizei wieder auf freien Fuß, gegen die übrigen drei Personen sowie Marek G. erging hingegen ein Haftbefehl, sodass der vermeintliche Maulwurf mittlerweile in Untersuchungshaft sitzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen erwerbsmäßiger Bestechlichkeit, der Verletzung von Dienstgeheimnissen und der Beihilfe zum Betäubungsmittelhandel. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, könnte Marek G. für mehrere Jahre ins Gefängnis wandern.

Marek G. stand bereits 2016 unter Verdacht

Bereits im März 2016 wurde Marek G. verdächtigt, mit Drogenhändlern unter einer Decke zu stecken. Damals hatte das Landeskriminalamt bereits intern gegen Kollegen ermittelt, die im Verdacht standen, mit Drogendealern zusammengearbeitet zu haben. Einer der Verdächtigen soll ein enger Freund von Marek G. gewesen sein. Der Fall wurde damals jedoch nicht weiterverfolgt, nachdem die Ermittler von der Abteilung für Beamtendelikte auf die Abhörung der Telefonate der mutmaßlichen Maulwürfe verzichtet hatten.

Aufschrei in der Politik

Der Fall hat neben der medialen Berichterstattung auch ein großes Echo in der Politik hervorgerufen. SPD, FPD und auch die AfD zeigten sich erschüttert angesichts der vermeintlichen Infiltrierung staatlicher Stellen durch das organisierte Verbrechen. Seitens der Generalstaatsanwaltschaft wird dieser Sorge jedoch der Wind aus den Segeln genommen. Jedes Jahr werde lediglich in drei bis sechs Fällen wegen Bestechlichkeit von Polizeibeamten ermittelt, so der Korruptionsbeauftragte Rüdiger Reiff.