EGBA: Kanalisierung in Norwegen scheitert am Glücksspiel-Monopol
Posted on: 25/04/2021, 05:30h.
Last updated on: 23/04/2021, 03:12h.
Norwegen hält als eines der letzten europäischen Länder nach wie vor an seinem staatlichen Glücksspiel-Monopol fest. Laut der European Betting & Gaming Association (EGBA) scheitere das Monopol jedoch auf ganzer Linie. Wie der Glücksspielverband am Donnerstag berichtet hat [Seite auf Englisch], liege die Kanalisierung norwegischer Glücksspieler auf den legalen Markt mittlerweile bei nur 34 %.
Knapp 2 Mrd. Kronen flössen jährlich vorbei an den staatlichen Monopolisten Norsk Tipping und Norsk Risktoto und in die Taschen ausländischer Anbieter. Auch wenn die beiden staatlichen Unternehmen grundsätzlich fast alle Formen des Glücksspiels, inklusive Online-Spielautomaten und Online-Casinospiele, anböten, verfügten sie nicht über die gleiche Vielfalt wie ein liberalisierter Markt mit vielen Anbietern.
Dieser Umstand werde dann zu einem Problem, wenn die Spieler aus Mangel attraktiver Angebote auf den Schwarzmarkt auswichen. In Norwegen sei dies seit Jahren der Fall.
Die EGBA appelliere schon länger an Norwegen, sich den Vorlieben der Spieler anzupassen, statt diese zu ignorieren. Generalsekretär Maarten Haijer erläutert:
Für Norwegen ist die Zeit gekommen, seine Online-Glücksspiel-Regulierung grundlegend zu überdenken. Es ist offensichtlich, dass die Norweger sich immer öfter dazu entscheiden, nicht innerhalb des Monopols zu spielen, und es ist besser, ihr Verlangen nach Alternativen zu stillen, statt es zu ignorieren. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Online-Glücksspiel-Monopole unweigerlich scheitern.
Die EGBA empfehle Norwegen daher, sich an seinen skandinavischen Nachbarn Schweden und Dänemark zu orientieren. Zwar seien die Multi-Lizenz-Systeme auch dort nicht perfekt, die Kanalisierung der Spieler jedoch deutlich erfolgreicher.
Letzten offiziellen Zahlen aus dem Jahr 2019 zufolge habe die Kanalisierung in Dänemark bei 92 %, in Schweden bei 93 % gelegen. Die jüngsten Zahlen des schwedischen Online-Glücksspielverbandes BOS von nur noch knapp 75 % aufgrund neuer Restriktionen wurden hier nicht eingerechnet.
Laut der EGBA könne Norwegen mit einem ähnlichen Multi-Lizenz-Modell im besten Fall jedoch eine Kanalisierungsrate von 95 % erreichen.
Vergleichsweise hohe Spielsuchtraten
Bislang hält die norwegische Regierung jedoch an ihrem Monopol fest. Ihr Hauptargument: Durch das Monopol könne der Markt besser kontrolliert und entsprechend höherer Spielerschutz gewährleistet werden. Die EGBA teilt diese Ansicht nicht. Haijer erklärt:
Aber dieses Argument basiert auf einem Denkfehler: Es sind die Regeln und Verbraucherschutzmaßnahmen eines Landes, die das Online-Glücksspiel kontrollieren und Spieler schützen, nicht der Umstand, ob es ein Monopol gibt oder nicht.
Belegen lasse sich dies durch aktuelle Spielsucht-Zahlen. In Norwegen habe sich die Zahl Spielsüchtiger in den letzten sieben Jahren verdoppelt. Damit liegt die Rate mehr als viermal so hoch wie beispielsweise in Großbritannien oder Spanien.
Es habe darüber hinaus zu keinem Zeitpunkt Beweise dafür gegeben, dass ein Monopol in irgendeiner Weise gegen Spielsucht vorbeugen könne. Wolle die Regierung des Landes also tatsächlich ihre Spieler schützen, solle sie den Weg für alternative Modelle frei machen.
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